Das B-Typ-natriuretische Peptid BNP ist einer starker Prädiktor der Mortalität – auch dann, wenn keine manifeste Herzinsuffizienz besteht, wie Ergebnisse einer neuen Studie bestätigen.
Das B-Typ-natriuretische Peptid BNP ist einer starker Prädiktor der Mortalität – auch dann, wenn keine manifeste Herzinsuffizienz besteht, wie Ergebnisse einer neuen Studie bestätigen.
Von Peter Overbeck
09.05.2018
Die aus Herzmuskelzellen etwa als Folge von erhöhtem kardialem Wandstress freigesetzten B-Typ-natriuretischen Peptide BNP und NT-proBNP sind als Marker vor allem in der Diagnose einer akuten Herzinsuffizienz von Bedeutung. Aufgrund ihres hohen negativen prädiktiven Wertes kann bei einem negativen Testergebnis bezüglich dieser Marker eine Herzinsuffizienz mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.
Natriuretische Peptide sind auch bei der kardiovaskulären Risikostratifizierung hilfreich. Ihre Blutspiegel korrelieren eng mit dem funktionellen Schweregrad der Herzinsuffizienz (NYHA-Klasse) und der kardialen Pumpfunktion. Sie erlauben bei Herzinsuffizienz Vorhersagen etwa bezüglich des Risikos für künftige Rehospitalisierungen.
Allerdings ist ihre prädiktive Aussagekraft nicht daran gebunden, dass eine manifeste Herzinsuffizienz besteht. Gleich hohe BNP-Werte haben bei Patienten mit und ohne Herzinsuffizienz den gleichen Vorhersagewert für die Mortalität. Das bestätigen Ergebnisse einer Studie von US-Forschern der Vanderbilt University School of Medicine in Nashville.
Das Team um Dr. Deepak K. Gupta hat in dieser Studie elektronisch gespeicherte Daten von 30.487 Patienten des Vanderbilt University Medical Center durchleuchtet, bei denen zwischen 2002 und 2013 erstmals eine BNP-Messung vorgenommen worden war. Von diesen Patienten hatten immerhin 62% keine Herzinsuffizienz. In Abhängigkeit von der Höhe der BNP-Spiegel haben die Untersucher dann die Mortalität im Zeitraum bis zum Jahr 2015 analysiert.
Erwartungsgemäß waren die bei Patienten ohne Herzinsuffizienz gemessenen BNP-Werte im Median deutlich niedriger als bei Patienten mit manifester Herzschwäche (89 pg/ml vs. 388 pg/ml, p<0,0001). Im Follow-up-Zeitraum (mehr als 90.000 Personenjahre) starben in der Gruppe ohne Herzinsuffizienz 31% und in der Gruppe mit Herzinsuffizienz 53% aller Patienten. In der multivariaten Analyse erwiesen sich der BNP-Wert und das Alter als stärkste Prädiktoren der Mortalität – und zwar sowohl bei Patienten mit als auch ohne Herzinsuffizienz. Bei Patienten ohne Herzinsuffizienz rangierte BNP als stärkster Prädiktor sogar noch vor dem Alter.
Zwar waren relativ niedrige BNP-Plasmaspiegel bei Patienten mit Herzinsuffizienz stärker mit dem Sterberisiko assoziiert als bei Patienten ohne Herzinsuffizienz. Bei moderater und deutlicher Erhöhung der BNP-Spiegel war die damit assoziierte Mortalität jedoch in beiden Gruppen nahezu gleich. Lag der BNP-Wert beispielsweise ungefähr im Bereich von 400 pg/ml, betrug die 3-Jahres-Rate für die Mortalität 21% bei Patienten mit Herzinsuffizienz und 19% bei Patienten ohne Herzinsuffizienz.
Angesichts der gezeigten prädiktiven Bedeutung raten die Studienautoren um Gupta ihren ärztlichen Kollegen dazu, erhöhten BNP-Plasmaspiegeln immer gebührende Beachtung zu schenken – auch dann, wenn sich trotz BNP-Erhöhung die Verdachtsdiagnose Herzinsuffizienz nicht bestätigt.
York M.K. et al.: B-Type Natriuretic Peptide Levels and Mortality in Patients With and Without Heart Failure. J Am Coll Cardiol 2018;71:2079–88.