Vor kurzem ist die neue Synkopen-Leitlinie erschienen. Wie Sie bei der Diagnose und Therapie vorgehen sollten, hat der Vorsitzende der Taskforce nun in zehn Punkten zusammengefasst.
Vor kurzem ist die neue Synkopen-Leitlinie erschienen. Wie Sie bei der Diagnose und Therapie vorgehen sollten, hat der Vorsitzende der Taskforce nun in zehn Punkten zusammengefasst.
Von Veronika Schlimpert
06.06.2018
Die Ursachen einer Synkope reichen von orthostatischer Dysregulation bis hin zu schweren kardialen und neurologischen Erkrankungen. Eine vagovasale Synkope von einer potenziell lebensbedrohlichen kardialen Synkope abzugrenzen, ist entscheidend, um weitere unnötige Untersuchungen zu vermeiden und Kosten zu sparen.
Eine praktische Anleitung hierfür gibt die erst kürzlich im Rahmen des EHRA-Kongresses vorgestellte und zeitgleich im „European Heart Journal“ publizierte neue Leitlinie zum Management von Synkopen.
Der Vorsitzende der Taskforce, Prof. Michele Brignole, hat nun die zehn wichtigsten Aspekte in der Diagnostik und Therapie zusammengefasst.
1.) Diese 4 Fragen sollten Sie sich bei der ersten Vorstellung stellen:
2.) Diese 3 Fragen sollten Sie sich bei der Abklärung von Ohnmachtsanfällen in der Notaufnahme stellen:
3.) Wenn Sie eine arrhythmogene Synkope vermuten, leiten Sie bei Hochrisikopatienten umgehend ein EKG ab (im Bett oder telemetrisch).
4.) Machen Sie eine Karotis-Sinus-Massage, wenn der Patient über 40 Jahre alt ist, die Ursache für die Synkope unklar ist und ein Reflexmechanismus nicht auszuschließen ist.
5.) Machen Sie eine Kipptischuntersuchung, wenn Sie als Ursache für die Synkope einen Reflex oder eine orthostatische Dysregulation vermuten.
6.) Machen Sie ein Holter-EKG (entweder extern oder via implantierbarer Eventrecorder) bei Patienten mit wiederkehrenden schweren und unerklärbaren Synkopen, wenn
7.) Sprechen Sie mit allen Patienten, die an Reflexsynkopen oder orthostatischer Hypotonie leiden, über die Diagnose, beruhigen Sie sie und erklären Sie ihnen die Rückfall-Risiken und die Maßnahmen zur Redizivprophylaxe:
Zusätzlich sollten bei Patienten mit orthostatischer Hypotonie je nach Schwere der Symptomatik eine oder mehrere der folgenden Therapiemaßnahmen erfolgen:
8.) Zusätzlich sollten bei Patienten mit Reflexsynkope je nach Schwere der Symptomatik eine oder mehrere der folgenden Therapiemaßnahmen erfolgen:
9.) Wägen Sie die Vorteile einer ICD-Implantation gegen die Risiken ab bei Patienten mit unerklärbarer Synkope und einem hohen Risiko für einen plötzlichen Herztod (z. B. bei linksventrikulärer Dysfunktion, hypertropher Kardiomyopathie, arrhythmogener rechtsventrikulärer Kardiomyopathie oder angeborenen Rhythmusstörungen). Eine unerklärbare Synkope ist hier definiert als Synkope, für die keine der diagnostischen Klasse I-Kriterien der aktuellen Leitlinie zutrifft und für die eine arrythmogene Ursache vermutet wird.
10.) Stellen Sie sicher, dass alle Patienten mit kardialen Synkopen eine spezifische Behandlung der ursächlichen Arrhythmie erhalten und/oder der zugrunde liegenden Erkrankung.
Falls diese Vorgehensweise nicht zum erwünschten Erfolg geführt habe oder beim individuellen Patienten nicht anwendbar sei, müsse das diagnostische Prozedere überprüft und alternative Therapiemöglichkeiten in Betracht gezogen werden, empfiehlt Brigole am Ende seines Regelwerkes. „Obwohl alle Empfehlungen auf der besten verfügbaren Evidenz basieren, sollte die Behandlung an die Bedürfnisse des individuellen Patienten zugeschnitten sein.“
Brignole M; ‘Ten Commandments’ of ESC Syncope Guidelines 2018: The new European Society of Cardiology (ESC) Clinical Practice Guidelines for the diagnosis and management of syncope were launched 19 March 2018 at EHRA 2018 in Barcelona, European Heart Journal;39,(21): 1870–71, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehy210