Troponin-Werte schwanken je nach Tageszeit

Nicht jeder Troponin-Anstieg muss einen Herzinfarkt bedeuten. Das Testergebnis könnte vom Zeitpunkt abhängen, an dem der Patient in die Notaufnahme kommt.

Von Veronika Schlimpert

 

27.12.2017

Blutdruck, Körpertemperatur, Herzfrequenz – viele gängige physiologische  Parameter sind tageszeitlichen Schwankungen unterworfen. Schweizer Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass auch die Höhe der Troponin T-Spiegel je nach Tageszeit unterschiedlich ausfallen kann.

 

„Die tageszeitliche Schwankungsbreite stellt die aktuellen Grenzwerte für den schnellen 1-Stunden-„Rule-in“- und „Rule-out“-Algorithmus der kürzlich publizierten Leitlinien der Europäischen Kardiologie-Gesellschaft infrage“, machen die Studienautoren um Dr. Stephane Fournier von der Vaudois Universitätsklinik aufmerksam. Bei dem in ihrer Studie verwendeten Testverfahren zur Bestimmung von hochsensitiven Troponin T (Hs-TnT)  ist ein Myokardinfarkt  demnach bei einem Wert unterhalb von 5 ng/l auszuschließen.

 

Bei den 17 untersuchten gesunden Probanden wurde ein durchschnittlicher Hs-TnT von 4,39 ng/l gemessen, mit einer tageszeitlichen Schwankungsbreite von 0,9 ng/l (20,5%).

Testergebnis von der Tageszeit abhängig

„Der Zeitpunkt, an dem der Patient in die Notaufnahme kommt, könnte somit den klinischen Entscheidungsprozess  beeinflussen“, resümieren die Autoren.

 

Am höchsten war der Hs-TnT-Wert um 6 Uhr morgens, am niedrigsten um 18 Uhr. Somit könnte am frühen Morgen das Testergebnis eines gesunden Menschen über dem Grenzwert für eine  Ausschlussdiagnose liegen.

 

Der Grund für diese Schwankungen könnte nach Ansicht der Schweizer Wissenschaftler an von der Tageszeit abhängigen Prozessen des Zellumsatzes liegen. Im Tiermodell habe sich gezeigt, dass Zellwachstum und Erneuerungsprozesse im Myokard hauptsächlich nachts stattfänden, was die am frühen Morgen erhöhte Troponin-Freisetzung erklären könnte.

 

Bei den 17 Probanden wurden über einen Zeitraum von 24 Stunden alle 4 Stunden Blutproben entnommen und die Hs-TnT-Konzentrationen bestimmt. Dabei wurden Werte zwischen 3 und 9 ng/l gemessen, kein Wert lag über der 99. Perzentile von 14 ng/l. Am Untersuchungstag wurde sowohl die Ernährung als auch die körperliche Aktivität der Teilnehmer vom Studienprotokoll vorgegeben.

 

Die Probanden wiesen allerdings keinerlei Risikofaktoren für einen Myokardinfarkt auf. Ob derartige tageszeitliche Schwankungen von Hs-TnT auch bei dem typischem KHK-Patienten zu beobachten sind, und wie diese den klinischen Entscheidungsprozess beeinflussen könnten, muss erst noch untersucht werden.


Literatur

Fournier S, Iten L, Marques-Vidal, P. et al. Circadian rhythm of blood cardiac troponin T concentration Clin Res Cardiol (2017) 106: 1026. https://doi.org/10.1007/s00392-017-1152-8

Das könnte Sie auch interessieren

Paradox: Takotsubo trifft Jüngere viel heftiger

Broken-Heart-Syndrom wird die Takostubo-Kardiomyopathie auch genannt– diese Bezeichnung impliziert bereits, dass es sich um eine Erkrankung des Herzens handelt, die durch ein emotional aufreibendes Ereignis ausgelöst wird und vor allem Frauen höheren Alters zusetzt.

Belastungs-EKG: Was es sagt und was nicht

Eine Post-hoc-Auswertung der SCOT-HEART-Studie zeigt einmal mehr, was der Klassiker der Ischämiediagnostik kann – und was nicht

Welche EKG-Befunde bei Sarkoidose für ein erhöhtes Herztod-Risiko sprechen

Bestimmte EKG-Befunde sollten Ärzten bei Sarkoidose-Patienten als Alarmsignal deuten – auch dann, wenn die Ventrikelfunktion noch normal ist. Denn entsprechende Veränderungen könnten einer aktuellen Analyse zufolge auf ein erhöhtes Herztodrisiko hindeuten.

Diese Seite teilen