Sacubitril/Valsartan zur Protektion vor Kardiotoxizität

 

AHA-Kongress 2024 | SARAH: Die Bedenken über kardiotoxische Langzeiteffekte der Anthrazykline, die als Zytostatika in der Chemotherapie eingesetzt werden, haben in letzter Zeit zugenommen: Dank der medizinischen Fortschritte überleben einerseits immer mehr Menschen mit Krebs und andererseits erkranken aber auch immer mehr jüngere Menschen an Krebs. In der SARAH-Studie wurden nun Hinweise dazu gefunden, dass die Einnahme von Sacubitril/Valsartan vor den kardiotoxischen Schäden durch Anthrazykline schützen könnte.

Von:

Prof. Lorenz Lehmann

Rubrikleiter Kardio-Onkologie

 

25.11.2024

 

Bildquelle (Bild oben): Rudy Balasko / Shutterstock.com

Studiendesign und Methodik

 

In der auf dem aktuellen AHA-Kongress vorgestellten SARAH-Trial (Sacubitril-Valsartan on Prevention of CArdiotoxicity in High-Risk Patients Undergoing Anthracycline CHemotherapy) wurde der Effekt von Sacubitril/Valsartan zur Protektion vor kardiotoxischen Schäden durch Anthrazykline untersucht. Eingeschlossen wurden 114 Patientinnen und Patienten mit erhöhtem hs-TnI unter einer Chemotherapie mit Anthrazyklinen (im Mittel 244 mg/m2). Es erfolgte dann eine Placebo-kontrollierte Randomisierung in den Therapiearm mit Sacubitril/Valsartan (ARNI: Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren) mit einem Titrationsprotokoll.

 

Der Endpunkt war definiert als eine Reduktion des Global Longitudinal Strain (GLS) von ≥ 15 % in einem Beobachtungszeitraum von 6 Monaten. Zusätzlich wurden eine Reihe sekundärer Endpunkte untersucht (alternative Echoparameter als Zeichen der Kardiotoxizität, Schwere kardiovaskuläre Ereignisse und Veränderungen des Troponins).

Ergebnisse

 

Das primäre Ergebnis, eine ≥ 15%ige Reduktion des GLS nach 6 Monaten, betrug für Sacubitril/Valsartan im Vergleich zu Placebo: 7,1 % vs. 25,0 %; HR 0,23; 95%-KI (0,07-0,75), p = 0,015.  Bei 17 % der Placebo-behandelten Patientinnen und Patienten wurde im kardio-MRT eine LVEF-Verschlechterung < 50 % beobachtet, dagegen aber nur bei 3,7 % der Patientinnen und Patienten im Therapie-Arm (p = 0,029). In den funktionellen Parametern gab es also eine Verbesserung, während es bei den Biomarkern bzw. klinischen Ereignissen keine Unterschiede gab. Die publizierten Daten stehen allerdings noch aus.

Fazit und Expertenkommentar

 

Die aktuellen Daten zeigen einen möglichen Vorteil für Patientinnen und Patienten bei Einnahmen eines ARNI während einer Anthrazyklin-Therapie. Es wurde allerdings nur ein kurzer Beobachtungszeitraum in einer kleinen Kohorte monozentrisch untersucht. Eine weitere Limitation ist die Power-Kalkulation basierend auf Surrogat-Parametern, für die eine langfristige klinische Aussagekraft bei diesem Patientenkollektiv nicht gut belegt ist. Abzuwarten bleibt, wie groß der Effekt nach einer längeren Beobachtungszeit beispielsweise auf die LVEF ist sowie die detaillierte Charakterisierung der Patientinnen und Patienten. Die individuellen Dosierungen der Anthrazykline und eine mögliche Kardioprotektion bei Hoch-Dosis-Patientinnen und -Patienten werden wichtige zusätzliche Informationen sein.


Trotz der oben genannten Limitationen ist diese Studie wichtig, weil sie neben einer potenziellen Wirksamkeit der ARNI-Therapie bei Anthrazyklin-Toxizität auch ein mögliches Studiendesign für zukünftige Studien im Bereich Kardio-Onkologie aufzeigt. Dies könnte Grundlage von größeren multizentrischen Studien sein kann.

Zum Autor

Prof. Lorenz Lehmann

Prof. Lorenz Lehmann ist seit 2018 als Oberarzt in der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie am Universitätsklinikum Heidelberg tätig. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassen die invasive und intensivmedizinische Kardiologie, kardiovaskuläre Komplikationen onkologischer Therapien, Tumorerkrankungen als Komorbiditäten kardialer Erkrankungen sowie die Etablierung neuer Biomarker zu Prädiktion kardialer Dysfunktion.

 

Lorenz Lehmann

Referenz

Bonatto M. Effects of Sacubitril-Valsartan on Prevention of Cardiotoxicity in High-Risk Patients Undergoing Anthracycline Chemotherapy: A Double-Blind Randomized Placebo-Controlled Clinical Trial – The SARAH Trial. Late-Breaking Science Session 6. AHA 2024

Das könnte Sie auch interessieren

Lerodalcibep senkt LDL-C-Spiegel über 2 Jahre

AHA-Kongress 2024 | LIBerate-OLE & LIBerate-HeFH-OLE: Anhaltende LDL-C-Senkung durch Lerodalcibep bei CVD, hohem CVD-Risiko oder HeFH. Kommentiert von Prof. U. Laufs.

Prof. Hambrecht mit einem Ausblick zu Prävention

Herzmedizin-Summit 2024 | Prof. R. Hambrecht spricht im Interview über notwendige Maßnahmen im Bereich Prävention.

Dr. Tschochohei über Künstliche Intelligenz

Herzmedizin-Summit 2024 | Dr. M. Tschochohei, Google Deutschland, über KI im Gesundheitswesen, insbesondere in der Regelversorgung.

Laden, bitte warten.
Diese Seite teilen