https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y
1IU Internationale Hochschule Erfurt, Deutschland; 2Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz, Universitätsklinikum Würzburg Abteilung klinische Studien und Epidemiologie Würzburg, Deutschland; 3Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Halle (Saale) Halle (Saale), Deutschland; 4SYMEDICUM MVZ GmbH Berlin, Deutschland; 5Praxis Rheinlanddamm Dortmund, Deutschland; 6Allgemeinmedizinische Praxis Radowsky Leipzig, Deutschland; 7BioPharmaceuticals Medical, AstraZeneca Hamburg, Deutschland; 8Hausärztliche Gemeinschaftspraxis Meinecke & Stahl Burg, Deutschland; 9Institut für Public Health, Charité Universitätsmedizin Berlin Berlin, Deutschland
Fragestellung:
Mit einer Prävalenz von 40-50% sind Patient:innen mit Herzinsuffizienz besonders gefährdet, eine chronische Nierenkrankheit (CKD) zu entwickeln. Da die CKD in frühen Stadien klinisch oft symptomlos verläuft, sollten Patient:innen mit Herzinsuffizienz gemäß den Empfehlungen von KDIGO (2024) mittels Serumkreatinin-Messung zur Bestimmung der eGFR und Bestimmung des Urin-Albumin-Kreatinin-Verhältnisses (UACR) auf eine CKD untersucht werden. Eine frühe Diagnose, gefolgt von einer leitliniengerechten Therapie der CKD, kann das Risiko eines Nierenversagens und kardiovaskulärer Komplikationen senken.
Methoden:
1.244 deutsche Hausärzt:innen stellten im Zeitraum von 2000-2023 elektronische, vollständig anonymisierte Einzeldatensätze für die Analyse zur Verfügung. Entsprechend der Screening-Empfehlung von KDIGO (2021) wurden CKD-Risikopatient:innen mit Bluthochdruck, Diabetes mellitus und/oder kardiovaskulären Erkrankungen (einschließlich Herzinsuffizienz) und einer Beobachtungsdauer von mindestens einem Jahr eingeschlossen. Die vorliegende, im Vorfeld definierte Subgruppenanalyse der InspeCKD Studie untersuchte die Prävalenz, Diagnose und Behandlung der CKD bei Patient:innen mit Herzinsuffizienz in deutschen Hausarztpraxen.
Ergebnisse:
Von insgesamt 448.837 eingeschlossenen Patient:innen wiesen 7,9% (n=35.415) eine diagnostizierte Herzinsuffizienz auf. Das mittlere Alter der Patient:innen in dieser Subgruppe (53,6% Frauen) betrug 74 Jahre.
34,6% (n=12.257) der Herzinsuffizienz-Patient:innen erhielten eine Labordiagnostik entsprechend KDIGO (≥2 eGFR- oder ≥2 UACR-Bestimmungen im Abstand von ≥3 Monaten), um eine CKD diagnostizieren zu können. Die CKD-Prävalenz in dieser Gruppe betrug 30,7% (n=3.761), davon wurde bei 18,2% (n=683) der Patient:innen die CKD auch diagnostiziert (ICD-10 kodiert).
Sechs Monate nach CKD-Diagnosestellung wurden 76,2% (n=2.196) der Herzinsuffizienz-Patient:innen mit einem Renin-Angiotensin-System Inhibitor (RASi) und 16,3% (n=471) mit einem SGLT2-Inhibitor (SGLT2i) behandelt. Die empfohlene Erstlinientherapie zur Therapie der CKD aus einem SGLT2i in Kombination mit einem RASi erhielten 13,5% (n=388) der Herzinsuffizienz-Patient:innen mit diagnostizierter CKD.
Schlussfolgerungen:
Die durchgeführte Analyse offenbart, dass trotz der sehr guten Gesundheitsversorgung in Deutschland und des signifikant erhöhten CKD-Risikos bei Patient:innen mit Herzinsuffizienz ein Großteil (81,8%) der Herzinsuffizienz-Patient:innen mit laborchemisch nachgewiesener CKD keine entsprechende Diagnose erhält. Selbst unter den diagnostizierten Patient:innen erhielt nur etwa ein Achtel (13,5%) binnen sechs Monaten nach Diagnose die leitliniengerechte Therapie aus SGLT2i in Kombination mit einem RASi.
Diese Befunde werfen Fragen auf, da eine frühzeitige Diagnose mit leitliniengerechter Therapie das Risiko einer Progression und kardiovaskulärer Komplikationen deutlich reduzieren kann. Eine Förderung des Bewusstseins deutscher Hausärzt:innen für das Screening, die Diagnosestellung und die Therapie bei bekannter Herzinsuffizienz erscheint notwendig.