https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Herzzentrum der Universität zu Köln Klinik III für Innere Medizin Köln, Deutschland; 2Rigshospitalet Department of Cardiology Kopenhagen, Dänemark; 3IRCCS Ospedale San Raffaele Department of Cardiology Mailand, Deutschland; 4University Hospital Alvaro Cunqueiro, Galicia Sur Health Research Institute (IISGS) Department of Cardiology Vigo, Spanien; 5AGH University of Science and Technology, Department of Measurement and Electronics Krakau, Polen; 6Herzzentrum der Universität zu Köln Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und Internistische Intensivmedizin Köln, Deutschland; 7Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH Medizinische Klinik I - Kardiologie und Angiologie Gießen, Deutschland; 8IRCCS Galeazzi Sant’Ambrogio Mailand, Italien; 9Jagiellonian University Medical College Department of Cardiology Krakau, Polen
Hintergrund
Bei Valve-in-Valve (ViV) transkatheter Aortenklappenimplantationen (TAVI) in degenerierten chirurgischen Bioprothesen (SAV) sind hämodynamische Parameter von entscheidender Bedeutung für die Klappenfunktion, dies insbesondere in kleinen SAV (≤ 23mm).
Vergleichende in-vivo Daten für mehrere Klappentypen sind rar und schwierig zu erheben. In dieser Studie untersuchten wir daher den Einfluss verschiedener Implantationsstrategien sowie TAVI-Designs auf die hämodynamische Funktion nach ViV-TAVI in kleinen SAV.
Methodik
Ausführungen aller vier relevanten CE-zertifizierten TAVI-Plattformen (Evolut Pro+, Medtronic; Sapien S3, Edwards; Acurate neo2, Boston Scientific; Navitor, Abbott) wurden in aligned und misaligned Orientierung in den zwei SAV Plattformen, welche die häufigsten SAV mit intern (Perimount 19-23mm, Edwards) oder extern (Trifecta 19-23mm, Abbott) angebrachten Segeln darstellen, implantiert. Bei allen selbst-expandierbaren (SEV) TAVIs wurde eine weitere Testreihe nach einer zusätzlich vorgenommenen Post-Dilatation (PD) durchgeführt. Eine hydrodynamische Bench-Testung wurde mittels der ViVitro Pulse Duplicator Maschine inklusive high-speed Videographie, welche den ISO-Standard zur prä-klinischen Prothesen-Testung darstellt, vorgenommen.
Ergebnisse
In der Auswertung aller getesteter Szenarien lag der mittlere transvalvuläre Gradient (TVG) bei 21,3±8,5 mmHg, die effektive Klappenöffnungsfläche (EOA) bei 1,58±0,34cm2, und die Klappeninsuffizienfraktion (IF) bei 7,5±3,5% (ISO-Standard für gute Klappenfunktion: <20%). Nach durchgeführter PD zeigte sich eine signifikante Besserung der Hämodynamik mit niedrigerem TVG von 19,6±7,7mmHg, größerer EOA von 1,60±0,32cm2 und niedrigerer IF von 5,7±2,5% (jew. p<0.001).
Im Vergleich von SEV und Ballon-expandierbaren (BEV) Systemen zeigte sich bei SEV ein niedrigerer Gradient (20,9±8,7 vs. 22,9±7,2mmHg, p=0,001) sowie eine numerisch größere EOA (1,59±3,5 vs. 1,54±0,29cm2, p=0,074).
Supra-annuläre Prothesen zeigten gegenüber intra-annulären Devices einen signifikant niedrigeren TVG (19,3±7,1 vs. 23,5±9,3mmHg, p<0,001), eine signifikant größere EOA (1,63±0,35 vs. 1,52±0,33, p<0,001) und eine geringere IF (5,4±3,1 vs. 9,8±2,3%, p<0,001). Wenngleich sich die Werte nach PD numerisch in beiden Gruppen besserten, blieben diese Unterschiede zwischen beiden Gruppen auch nach PD bestehen.
Aligned positionierte TAVI-Prothesen zeigten einen signifikant niedrigeren TVG (20,4±7,7 vs. 22,2±9,1mmHg, p=0,001) und eine größere EOA (1,62±0,2 vs. 1,53±0,33cm2, p<0,001) bei jedoch leicht höherer IF (7,8±3,2 vs. 7,2±3,8%, p=0,010). Interessanterweise konnte eine PD diese Differenzen abmildern, wodurch sich nach PD vergleichbare Werte für TVG und EOA bei aligned und misaligned Positionierung und eine geringere IF bei aligned Positionierung zeigte.
Schlußfolgerungen
Dies ist die erste Studie, welche vergleichend die hämodynamische Funktion aller relevanten TAVI-Plattformen zur ViV-TAVI bei kleinen SAV untersucht.
Die Verwendung von supra-annulären und selbst-expandierbaren TAVI-Prothesen zeigte die besten hämodynamischen Ergebnisse. Eine Implantation in aligned Orientierung sowie eine PD scheinen die Klappenfunktion in einem ViV-TAVI Szenario weiter zu verbessern. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer präprozeduralen TAVI-Prothesen Selektion sowie einer dezidierten prozeduralen Strategie bei der Durchführung von ViV-TAVI Eingriffen und verdienen weitere entsprechende in-vivo Untersuchungen.