Very High-Power versus High-Power Short-Duration Radiofrequenzablationsläsionen: Ein direkter Vergleich in einem ex vivo Schweinemodell.

https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4

Henrik Ziemssen (Ulm)1, L. Katov (Ulm)1, C. Bothner (Ulm)1, W. Rottbauer (Ulm)1, K. Weinmann-Emhardt (Ulm)1, Y. Teumer (Ulm)1

1Universitätsklinikum Ulm Klinik für Innere Medizin II Ulm, Deutschland

 

HINTERGRUND: Das High-Power Short-Duration (HP-SD) Protokoll ist ein etabliertes Verfahren in der Elektrophysiologie zur Ablationsbehandlung mit Radiofrequenzenergie (RF). Seit Kurzem besteht zudem die Möglichkeit RF-Ablationsläsionen mithilfe des Very-High-Power Short-Duration Protokolls (vHP-SD) mit noch höherer Leistung und noch kürzerer Applikationsdauer zu erzeugen. Ziel dieser Studie ist es, die Unterschiede in der Läsionsbildung zwischen einem vHP-SD- und einem HP-SD-Ablationsprotokoll unter Berücksichtigung des Anpressdrucks in einem ex vivo Schweinemodell zu untersuchen.

METHODEN: RF-Ablationen wurden an einem ex vivo Schweinemodell unter Verwendung von ventrikulären Herzmuskelpräparaten in einem zirkulierenden und temperierten Kochsalzbad durchgeführt. Die Energie wurde gemäß der beiden Ablationsprotokolle mit dem gleichen gekühlten Ablationskatheter appliziert (vHP-SD: 90 Watt für 4 Sekunden; HP-SD: 50 Watt für 15 Sekunden). Die Ablationen wurden mit sechs verschiedenen Anpressdrücken (5, 10, 15, 20, 25 und 30 g) durchgeführt. Die resultierenden Läsionen wurden makroskopisch analysiert und hinsichtlich Tiefe, maximalem Durchmesser und Läsionsvolumen verglichen.

ERGEBNISSE: Insgesamt wurden 120 Läsionen (vHP-SD: 60, HP-SD: 60) durchgeführt und analysiert. Die Läsionstiefe zeigte, sowohl beim vHP-SD- (5 g: 2,9 ± 0,3 mm bis 30 g: 3,2 ± 0,3 mm; p = 0,061, Abbildung 1A) als auch beim HP-SD-Protokoll (5 g: 4,4 ± 0,7 mm bis 30 g: 4,7 ± 0,7 mm; p = 0,224, Abbildung 1B), keinen signifikanten Anstieg mit höherem Anpressdruck. Ebenso zeigte der maximale Läsionsdurchmesser bei keinem der beiden Protokolle einen relevanten Unterschied mit zunehmendem Anpressdruck (vHP-SD: 5 g: 7,5 ± 0,8 mm bis 30 g: 7,4 ± 1,1 mm; p = 0,995 / HP-SD: 5 g: 9,0 ± 0,9 mm bis 30 g: 9,6 ± 1,5 mm; p = 0,693, Abbildung 1C und 1D). Auch das Läsionsvolumen blieb mit beiden Protokollen unabhängig vom Anpressdruck annähernd stabil (vHP-SD: 5 g: 92 ± 23 mm³ bis 30 g: 100 ± 31 mm³; p = 0,769 / HP-SD: 5 g: 200 ± 59 mm³ bis 30 g: 246 ± 108 mm³; p = 0,520, Abbildung 1E und 1F). In der direkten Gegenüberstellung zeigten Läsionen des vHP-SD-Protokolls eine signifikant geringere Läsionstiefe, einen schmäleren maximalen Durchmesser und ein geringeres Läsionsvolumen als jene des HP-SD-Protokolls (alle p < 0,001).

SCHLUSSFOLGERUNG: Läsionen, die mit dem vHP-SD-Protokoll erzeugt wurden, sind hinsichtlich Tiefe, Breite und Volumen weniger ausgeprägt als jene des HP-SD-Protokolls. Eine Erhöhung des Anpressdrucks hat dabei kaum einen Einfluss auf die Läsionsmetrik. Somit scheint sich das vHP-SD-Protokoll besser für Bereiche mit dünnerem Myokard zu eigenen. Die Anwendung des HP-SD-Protokolls erscheint hingegen sinnvoller, wenn tiefere Läsionen erforderlich sind.


ABBILDUNG 1:



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