https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Universitätsklinikum Regensburg Klinik und Poliklinik für Innere Med. II, Kardiologie Regensburg, Deutschland; 2Uniklinikum Regensburg Lehrstuhl für Genetische Epidemiologie Regensburg, Deutschland; 3Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg Klinik für Kardiologie Regensburg, Deutschland
Hintergrund: Die linksventrikuläre systolische Ejektionszeit (LVET) bezeichnet während der Systole das Intervall von Öffnung bis Schluss der Aortenklappe. Als echokardiographisch bestimmbarer Kontraktilitätsmarker nimmt sie in der systolischen Herzinsuffizienz ab und steht jüngst im Fokus pharmakologischer Therapiestudien herzinsuffizienzspezifischer Wirkstoffe. Obwohl die Prävalenz der Herzinsuffizienz mit dem Alter zunimmt, sind weder Referenzwerte noch Abhängigkeiten von linksventrikulärer Masse und Funktion oder Herzinsuffizienz bei alten und sehr alten Personen bekannt.
Ziel: Unser Ziel war es, LVET-Referenzwerte für die ältere Bevölkerung zu definieren und ihre Abhängigkeit von Herzinsuffizienz mit reduzierter systolischer Funktion sowie von spezifischer Herzinsuffizienzmedikation zu analysieren.
Methoden: Wir analysierten Querschnittsdaten der Populations-basierten AugUR-Studie, welche zufällig ausgewählte Personen über 69 Jahre aus Stadt und Landkreis Regensburg einschließt. Vorerkrankungen, Risikofaktoren und Vormedikation wurden durch standardisierte Interviews erhoben. Kardiale Morphologie und Funktion wurden echokardiographisch phänotypisiert (Ejektionsfraktion, linksventrikuläre Masse, E/e´). LVET wurde mittels pw-Gewebedoppler des septalen Mitralklappenanulus vermessen.
Ergebnisse: Bei 909 der 1.018 echokardiographierten Teilnehmenden konnte die LVET bestimmt werden. Sie waren 70 bis 95 Jahre alt (Median 77,2 Jahre), 44 % waren Frauen. LVET zeigte eine enge inverse Korrelation mit der Herzfrequenz (Spearman -0,584; p=2,0x10-82). Sie war bei Frauen länger (319,3±32,8 vs. 308,3±30,4ms, Frauen vs. Männer, p=2,3x10-7). Wir berichten entsprechend Referenzwerte für Teilnehmende mit erhaltener Linksventrikulärer Ejektionsfraktion (LVEF ≥50%) stratifiziert nach Herzfrequenz und Geschlecht (Tabelle).
Es wurden sequenzielle Regressionsmodelle gerechnet, welche jeweils Geschlecht, Alter und Herzfrequenz sowie nacheinander einzelne Herzinsuffizienzmarker und einzelne herzinsuffizienzspezifische Medikation einschlossen. Die signifikant assoziierten Variablen aus den einzelnen Modellen gingen in ein Modell ein, in welchem β-Blocker- (β=5,06ms; 95%-Konfidenzintervall (KI)=[1,7-8,4]; p=0,03) und Digitalispräparateinnahme (β=-28,6ms; [(-40)-(-17)]; p=1,1x10-6) sowie linksventrikulärer Masseindex (β=-0,07ms/(g/m2); [(-0,13)-(-0,01)]; p=0,028) und EF (β=0,45ms/%; [0,22-0,68]; p=1.5x10-4) unabhängig mit LVET assoziiert waren.
Herzinsuffizienz mit reduzierter systolischer Funktion war mit einer verkürzten LVET unabhängig von Alter, Geschlecht und Herzfrequenz assoziiert (OR=0,9; [0,81-0,99]; p=0,03).
Zusammenfassung: Wir berichten erstmals LVET-Referenzwerte bei alten und sehr alten gesunden Personen. LVET hängt wesentlich von der Herzfrequenz ab. Unabhängig von der Herzfrequenz ist die Einnahme von β-Blockern mit einer SET-Verlängerung assoziiert, eine zunehmende linksventrikuläre Masse sowie eine abnehmende EF hingegen mit einer verkürzten LVET.