Verbesserung der funktionellen Leistungsfähigkeit durch neuromuskuläre Elektrostimulation bei hospitalisierten Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz

https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4

Hannes Kinitz (Heidelberg)1, I. Kristen (Heidelberg)2, S. Günter (Heidelberg)2, M. Knarr (Heidelberg)3, U. Eck (Heidelberg)4, M. R. Preusch (Heidelberg)5, J. Soethoff (Heidelberg)3, M. Karck (Heidelberg)3, N. Frey (Heidelberg)5, H. A. Katus (Heidelberg)5, B. Friedmann-Bette (Heidelberg)2, T. Betz (Heidelberg)2

1Medizinische Klinik Sportmedizin Heidelberg, Deutschland; 2Universitätsklinikum Heidelberg Innere Med. VII, Sportmedizin Heidelberg, Deutschland; 3Universitätsklinikum Heidelberg Klinik für Herzchirurgie Heidelberg, Deutschland; 4Universitätsklinikum Heidelberg Klinik für Paraplegiologie Heidelberg, Deutschland; 5Universitätsklinikum Heidelberg Klinik für Innere Med. III, Kardiologie, Angiologie u. Pneumologie Heidelberg, Deutschland

 

Hintergrund und Zielsetzung:
Sarkopenie ist ein häufig auftretendes Problem bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz, was zu einer reduzierten funktionellen Kapazität und Mobilität führt.  Während eines stationären Aufenthaltes aufgrund einer schweren Herzinsuffizienz sind die Patienten besonders gefährdet rasch an Muskulatur zu verlieren. Diese Studie verfolgte das Ziel, die Effekte einer zusätzlichen neuromuskulären Elektrostimulation (NMES) im Vergleich zu einer alleinigen routinemäßigen Physiotherapie bei hospitalisierten Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz auf die funktionelle Leistungsfähigkeit zu untersuchen. Dabei wurden auch Patienten mit kardialen Devices in die Studie eingeschlossen, um als weiteren Aspekt die Sicherheit der Anwendung von NMES bei dieser Patientengruppe zu untersuchen.

Methodik:

Gemäß ihrer Leistungsfähigkeit wurden 30 Patienten stratifiziert und 1:1 in eine Kontroll- und eine Stimulationsgruppe randomisiert.  Die Stimulationsgruppe erhielt über zwei Wochen eine NMES der Beinmuskulatur zusätzlich zu regulären physiotherapeutischen Maßnahmen, während die Kontrollgruppe lediglich die reguläre Physiotherapie erhielt. Die funktionelle Leistungsfähigkeit wurde anhand eines Scores (StimFIT5-Score), der auf fünf verschiedenen Funktionstests basierte, vor Beginn (T0) und nach zwei Wochen (T1) erhoben. Weiterhin wurden sonografisch die Muskelquerschnittsfläche und Muskeldicke des M. vastus lateralis gemessen sowie der PHQ9-Score als Maß für das psychische Befinden erfasst.

Ergebnisse:

Während der Behandlung traten keine unerwünschten Nebenwirkungen auf, insbesondere gab es keine elektromagnetischen Interferenzen bei Patienten mit kardialen elektronischen Geräten. Zum Zeitpunkt T1 zeigte die Stimulationsgruppe (p<0,001) eine signifikant (p=0,002) größere Verbesserung des StimFIT5-Scores im Vergleich zur Kontrollgruppe (p=0,006). Der relative Anstieg im StimFIT5-Score war bei Patienten der Stimulationsgruppe mit einem niedrigen Ausgangs-Score am höchsten (+53 %). Bei der Muskelsonografie sowie dem PHQ9-Score zeigten sich hingegen keine signifikanten Veränderungen. 

Schlussfolgerung:

Die Anwendung von NMES bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz und kardialen elektronischen Geräten ist sicher und zeigt in Kombination mit regulärer Physiotherapie eine Verbesserung der funktionellen Leistung. Besonders Patienten mit einer geringen Belastbarkeit profitieren hiervon am meisten. Die NMES sollte daher als zusätzliche Therapieoption insbesondere bei sehr schwachen Patienten in Betracht gezogen werden.

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