https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Doccla GmbH München, Deutschland
Herzinsuffizienz stellt eine erhebliche Belastung für das NHS dar und betrifft große Teile der alternden Bevölkerung in Großbritannien. Über 920.000 Menschen leben landesweit mit einer Herzinsuffizienz, und jährlich kommen weitere 200.000 Diagnosen hinzu. Besonders stark ausgeprägt ist das Krankheitsbild im Gebiet des East and North Hertfordshire NHS Trust (ENHT).
Um dieses Problem zu bewältigen, hat ENHT in Zusammenarbeit mit Doccla das Telemonitoring-Programm MHF@Home („Managing Heart Failure at Home“) gestartet. Ziel des Programms ist es, ein neues Versorgungsmodell für Herzinsuffizienzpatienten zu entwickeln, das durch Telemonitoring und patientengesteuertes Selbstmanagement eine Reduktion von Krankenhauseinweisungen ermöglicht, die Versorgung verbessert und Kosten für Gesundheitseinrichtungen senkt.
Methoden
Es wurden 52 (9.482 Tage) Herzinsuffizienz-Patienten (Ø65 Jahre) von August 2023 bis Februar 2024 überwacht und deren Daten ausgewertet. Die Patienten wurden aus verschiedenen Kliniken des ENHT Trusts rekrutiert, indem geeignete Kandidaten für den Telemonitoring-Service kontaktiert und über das Pilotprojekt informiert wurden. Diejenigen Patienten, die einverstanden waren, wurden in das Programm aufgenommen. Zur Evaluation wurden die Daten der Patienten über einen Zeitraum von drei Monaten vor und nach ihrem Start bei Doccla verglichen; dieser Zeitpunkt stellt den Referenzpunkt (Baseline) dar.
Programm
Die Patienten erhielten Messgeräte und ein Tablet zur Übertragung ihrer Gesundheitsdaten sowie personalisiertes Gesundheitscoaching zur Unterstützung ihres Selbstmanagements. Die Daten wurden über eine App an ein Dashboard gesendet, das dem medizinischen Personal die Echtzeiteinsicht ermöglichte. Bei Auffälligkeiten konnten Ärzte die Patienten per Video oder Chat kontaktieren. Zusätzlich stand ein Patientensupport bei Fragen täglich zur Verfügung und stellte die Compliance der Patienten sicher.
Ergebnis
Es wurden folgende Ergebnisse erzielt:
Reduktion der Wiedereinweisungen:
Die 30-Tage-Wiederaufnahmerate sank von 3 auf 0, was in drei Monaten Einsparungen von £6.822 ermöglichte. Hochgerechnet auf alle 4.176 Herzinsuffizienzpatienten des ENHT könnten über sechs Monate Einsparungen von £558.601 erzielt werden.
Reduktion der Notfallaufnahmen:
Die Besuche in der Notaufnahme aufgrund herzinsuffizienzbedingter Beschwerden reduzierten sich nach Eintritt ins Telemonitoring-Programm um 32 %.
Verbesserung des Gesundheitszustands:
Die Selbsteinschätzung der Patienten über ihren Gesundheitszustand stieg von 65 auf 72, von 100 Punkten. Die Lebensqualität, gemessen nach dem EQ-5D-5L-Modell, verbesserte sich laut Patienten in allen fünf Kategorien:
Mobilität: von 4,1 auf 4,4
Selbstversorgung: von 4,3 auf 4,7
Alltagsaktivitäten: von 4,3 auf 4,4
Schmerz/Unwohlsein: von 3,9 auf 4,5
Angst/Depression: von 4,3 auf 4,5
Zufriedenheit mit dem Service:
86 % der Patienten bewerteten ihre Erfahrung mit Telemonitoring als gut oder sehr gut.
Diskussion
Die Ergebnisse zeigen, dass Telemonitoring eine effektive Strategie zur Verbesserung der Herzinsuffizienzversorgung darstellt und zusätzlich Kosteneinsparungen ermöglicht. Die Reduktion von Wiedereinweisungen und Notfallbesuchen entlastet das Gesundheitssystem und schafft Kapazitäten für akutere Fälle. Eine hohe Zufriedenheit der Patienten sowie Verbesserungen in Lebensqualitätsbereichen deuten darauf hin, dass Telemonitoring den Patienten zusätzliche Sicherheit und Selbstständigkeit bietet.