Analyse der Implementierung eines sektorenübergreifenden Herzinsuffizienz-Netzwerkes in den Versorgungsalltag in Schleswig-Holstein: Erste Ergebnisse aus dem Projekt HI-Netzwerk NORD

https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4

Anne Neumann (Berlin)1, D. Jurczyk (Lübeck)2, N.-K. Drochner-Brocks (Lübeck)2, F. Lemmer (Lübeck)2, T. M. Helms (Berlin)1, B. Zippel-Schultz (Berlin)1, C. Paitazoglou (Lübeck)2, I. Eitel (Lübeck)2

1Deutsche Stiftung für chronisch Kranke Berlin, Deutschland; 2Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Medizinische Klinik II / Kardiologie, Angiologie, Intensivmedizin Lübeck, Deutschland

 

Hintergrund: Herzinsuffizienz (HI) ist mit hoher Morbidität, Mortalität und häufigen Hospitalisierungen assoziiert, die erhebliche Kosten im Gesundheitssystem verursachen [1]. Da besonders in ländlichen Regionen mit geringer Versorgungsdichte die zeit- und wohnortnahe Behandlung von HI-Patient*innen eingeschränkt ist und es zu Kommunikationsbrüchen zwischen den Behandelnden kommt, wurde am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) - Campus Lübeck das HI-Netzwerk NORD etabliert. Ziel ist es, eine intersektorale Vernetzung zwischen niedergelassenen Ärzt*innen sowie Kliniken zu schaffen, um eine strukturierte, leitliniengerechte und nachhaltige HI-Versorgung im gesamten Bundesland sicherzustellen. Das Projekt wird vom Land Schleswig-Holstein gefördert.

Methodik: Die explorative HI-Netzwerk NORD-Studie begleitet den Implementierungsprozess in den Versorgungsalltag (Ein-Gruppen-Prä-Post-Design). Die Studie erhebt, wie die sektorenübergreifende Vernetzung im Rahmen des HI-Netzwerks NORD die gesundheitsbezogene Lebensqualität und wahrgenommene Versorgungsqualität von HI-Patient*innen beeinflusst. Der primäre Endpunkt ist die Veränderung der Lebensqualität gemäß dem „Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire (KCCQ)“ [2] zwischen Studienbeginn (T1) und einer Folgeerhebung nach 6 Monaten (T2). Sekundäre Endpunkte umfassen die Versorgungsqualität, gemessen anhand des PACIC-5A-Fragebogens [3], wahrgenommene Netzwerkaspekte, basierend auf einem Kurzfragebogen sowie die Akzeptanz des Netzwerks aus Sicht der Patient*innen, erhoben durch Interviews. Die papierbasierten Fragebögen wurden von den Patient*innen entweder im UKSH Lübeck ausgefüllt oder postalisch zugesendet. Die quantitativen Daten wurden zunächst deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 58 männliche und 20 weibliche HI-Patient*innen im Alter zwischen 25 und 97 Jahren (65,8 ±14,6) eingeschlossen. Zu Studienbeginn wiesen 33% der Patient*innen eher leichte Beschwerden der Herzinsuffizienz (NYHA Klasse II) und 26% starke Beschwerden auf (NYHA Klasse III). Die meisten Patient*innen (49%) wohnten 11-50 km zum UKSH Lübeck entfernt, 20% von ihnen hatten eine Entfernung von 51-100 km. Der Overall-Summary-Score des KCCQ lag zu Studienbeginn (n=67) im Durchschnitt bei 59,33 (±25,99) und zu T2 (n=35) bei 64,60 (±26,86). Dies entspricht einer mäßigen bis leichten Beeinträchtigung durch die HI. Obwohl der Unterschied statistisch nicht signifikant ist, zeigte sich rein deskriptiv eine tendenzielle Verbesserung im Zeitverlauf. Ein ähnliches Bild ergab sich für den Clinical-Summary-Score. Dieser lag zu T1 (n=71) im Durchschnitt bei 64,27 (±25,56) und zu T2 (n=36) bei 70,41 (±24,81). Darüber hinaus gaben 72% der Patient*innen (n=32) an, dass die Informationsweitergabe zwischen den Behandelnden meistens bis fast immer gut funktioniert hat und 81% (n=31) bestätigten eine gute bis sehr gute Zusammenarbeit zwischen den Behandelnden.

Fazit: Die ersten Ergebnisse zeigen, dass die intersektorale Kommunikation mit Weitergabe der Behandlungsinformationen und die Lebensqualität der Patient*innen durch eine sektorenübergreifende Betreuung im Netzwerk optimiert werden kann und damit die Zielsetzung des HI-Netzwerk NORD in der Verbesserung der regionalen Versorgungsstrukturen unterstützt. Im nächsten Schritt erfolgt die Auswertung der wahrgenommenen Versorgungsqualität (PACIC). Die Ergebnisse der quantitativen Befragung werden zudem durch die Erkenntnisse aus qualitativen Patient*inneninterviews ergänzt.

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