Akzeptanz und Herausforderungen digitaler Präventionsmaßnahmen in der Hypertonieversorgung: Eine Fragebogenerhebung unter Kardiolog:innen

https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4

Susann May (Rüdersdorf)1, F. Mühlensiepen (Rüdersdorf)1, F. Seifert (Rüdersdorf)1, S. Oldenburg (München)2, M. Heinze (Rüdersdorf)3, D. Bruch (Bernau bei Berlin)4, S. Spethmann (Berlin)5

1Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane Zentrum für Versorgungsforschung Rüdersdorf, Deutschland; 2BNK Service GmbH München, Deutschland; 3Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Rüdersdorf, Deutschland; 4Immanuel Klinikum Bernau Bernau bei Berlin, Deutschland; 5Deutsches Herzzentrum der Charite (DHZC) Berlin, Deutschland

 

Hintergrund: Digitale Präventionsmaßnahmen,  wie m-Health Apps und Wearables, bieten Potenziale für die Versorgung von Menschen mit Hypertonie, indem sie lebensstilverändernde Maßnahmen unterstützen, das eigene Blutdrucktracking verbessern und die Therapietreue erhöhen. Trotz dieser Potenziale sind digitale Präventionsmaßnahmen noch nicht standardmäßig in der Hypertonieversorgung integriert, und die Empfehlung für Hypertonie-Apps durch Mediziner:innen erfolgt bisher sporadisch.

Ziel: Ziel der Studie ist es, die Einstellungen von Kardiolog:innen zu digitalen Präventionsmaßnahmen, insbesondere m-Health Apps zu analysieren, Informationsbedarfe zu identifizieren und strukturelle sowie individuelle Barrieren, die die Nutzung bzw. die Empfehlung dieser Technologien verhindern, zu erfassen.

Methodik: Im Zeitraum vom Oktober 2023 bis Januar 2024 wurde eine quantitative Fragebogenerhebung mit Kardiolog:innen durchgeführt. Der Zugang zu den Kardiolog:innen erfolgte durch den Bundesverband Niedergelassener Kardiologen e. V. (BNK). Die teilnehmenden Ärzt:innen erhielten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 70 €. Die Erhebung erfolgte online über die Software Unipark. Die Studie ist Teil des Innovationsfondsprojekts DiPaH.

Ergebnisse: An der Umfrage beteiligten sich 200 Kardiolog:innen aus 15 deutschen Bundesländern mit einem durchschnittlichen Alter von 52 Jahren und einer Berufserfahrung von durchschnittlich 19 Jahren. 92% der Befragten äußerten sich positiv zur die Integration von m-Health Apps in die Hypertoniebehandlung und 79% würden ihren Patient:innen wahrscheinlich eine m-Health App empfehlen. 58% der Befragten schätzten m-Health Apps als nützlich in der Hypertonieversorgung ein, jedoch fühlten sich lediglich 20% der Kardiolog:innen hinsichtlich des Einsatzes von Apps bei Patient:innen mit arterieller Hypertonie sehr gut oder gut informiert. Zu den wesentlichen Informationsbedarfen gehören die mangelnde Einschätzung der Wirksamkeit der m-Health-Apps (67 %) sowie deren Kosten (64 %). Als bedeutendste Potenziale wurden die Verbesserung der Medikamentenadhärenz, die Förderung der Patientenautonomie und die Erhöhung der Patientensicherheit angeführt. Als Hauptbarrieren wurde die unzureichende Vergütung für und technische Herausforderungen durch unterschiedliche Systeme und Schnittstellen identifiziert.

Schlussfolgerungen: Die Mehrheit der befragten Kardiologen steht der Einbindung digitaler Gesundheitsanwendungen in die Hypertonieversorgung offen und positiv gegenüber. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Informationsangebote zu erweitern, um Wissensdefizite zu minimieren, und systemische Herausforderungen zu adressieren, um eine umfassende Integration in den klinische Alltag zu ermöglichen.

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