KI-basierte, nicht-invasive Bewertung des zentralen aortalen Blutdrucks bei Erwachsenen nach operativer oder interventioneller Behandlung der Aortenisthmusstenose

https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4

Sebastian Freilinger (München)1, P. Bambul Heck (München)1, O. Dewald (Erlangen)2, A. Eicken (München)1, P. Ewert (München)1, A. Freiberger (München)1, F. Harig (Erlangen)2, M. Huntgeburth (München)1, M. Lösch (München)1, H. Kaemmerer (München)1, F. Klawonn (Braunschweig)3, C. Meierhofer (München)1, F. Mellert (Erlangen)2, M. Middeke (München)4, N. Nagdyman (München)1, R. Oberhoffer-Fritz (München)5, F. von Scheidt (München)1, E. Ury (München)1, N. Wolfrum (München)1, A.-S. Kaemmerer-Suleiman (Erlangen)2, M. Suleiman (Erlangen)2

1Deutsches Herzzentrum München Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler München, Deutschland; 2Universitätsklinikum Erlangen Herzchirurgische Klinik Erlangen, Deutschland; 3Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung Biostatistik Braunschweig, Deutschland; 4Blutdruckinstitut München München, Deutschland; 5Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie Technische Universität München München, Deutschland

 

Hintergrund: Die Aortenisthmusstenose (CoA) ist eine angeborene Anomalie, die zu hohem Blutdruck in der oberen und niedrigem Blutdruck in der unteren Körperhälfte führt. Trotz chirurgischer/interventioneller Behandlungen bleibt die arterielle Hypertonie oft bestehen oder entwickelt sich weiter, was zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität beiträgt. Konventionelle Methoden zur Blutdruckmessung sind oft nicht präzise genug für individuelle Diagnosen und therapeutische Entscheidungen. Diese Studie zielt darauf ab, mittels KI-basierter Pulswellenanalyse (KI-PWA) den zentralen aortalen Blutdruck (ZAD) und zugehörige Parameter bei behandelten CoA-Patienten zu untersuchen und hierüber therapeutische Entscheidungen besser zu steuern.

Methoden: In dieser explorativen Querschnittsstudie wurden zwischen Juni 2023 und Mai 2024 insgesamt 47 Erwachsene mit CoA eingeschlossen. Der periphere Blutdruck (pRR) wurde konventionell, und der ZAD mithilfe des VascAssist2 (inmediQ GmbH) erfasst. Eine arterielle Hypertonie wurde definiert als systolischer pRR ≥140 mmHg und/oder diastolischer pRR ≥90 mmHg. Bei der KI-PWA wurden Patienten mit systolischem RR ≥130 mmHg und/oder diastolischem RR ≥90 mmHg als hypertensiv eingestuft.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der operativ oder interventionell behandelten Patienten betrug 41,5 ± 13,7 Jahre. Der konventionell am Arm gemessene Blutdruck lag bei 135,4 ± 14,4 mmHg, an der unteren Extremität bei 147,8 ± 20,3 mmHg. Die ZAD-Werte waren signifikant niedriger, mit einem systolischen RR von 114,3 ± 15,8 mmHg (p<0,001).

Insgesamt wurden 32 Patienten (68,1 %) als hypertensiv eingestuft, entweder gemäß pRR-Messung (n=13; 27,7 %), aufgrund einer antihypertensiven Behandlung (n=9; 40,4 %) oder durch eine Kombination aus beiden. Die pRR-Messung zeigte häufiger eine arterielle Hypertonie als die ZAD-Messung (n=12; 25,5 % gegenüber n=4; 8,5 %). Die Pulswellen­geschwindigkeit (PWG) als Indikator der Aortensteifigkeit betrug im Durchschnitt 9,1 m/s. Höhere Werte wurden bei 13 Patienten (27,7 %) gefunden, darunter 4 nach End-zu-End-Anastomose, 2 nach Gefäßprothese und 7 nach Stentimplantation/Angioplastie als letztem Eingriff. Einen erhöhten Augmentationsindex als Indikator für arterielle Steifigkeit hatten 9 Patienten (19,1 %). Beim Vergleich von pRR und ZAD zeigten sich im gesamten Kollektiv signifikante Unterschiede für ZAD in Abhängigkeit vom durchgeführten Eingriff. Höhere Werte wurden bei Patienten nach Protheseninterposition als letzten Eingriff (p<.05) beobachtet.

Schlussfolgerung: Die KI-PWA liefert wertvolle Erkenntnisse über die kardiovaskuläre Belastung bei CoA-Patienten, die über die von pRR-Messungen hinausgehen. Die Studie verdeutlicht die Notwendigkeit, ZAD-Messungen in die klinische Praxis zu integrieren, um eine Fehleinstufung einer arteriellen Hypertonie zu vermeiden. Weitere Untersuchungen mit größeren Patientenzahlen sind erforderlich, um Managementstrategien für CoA-Patienten zu optimieren.

 

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