Die Arrhythmogene Mitralklappe – Prädiktoren für das Auftreten ventrikulärer Arrhythmien und plötzlichem Herztod bei Patienten mit Prolaps und Disjunktion der Mitralklappe

https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4

Marie-Sophie Giebel (Heidelberg)1, J. Salatzki (Heidelberg)1, F. André (Heidelberg)1, N. Frey (Heidelberg)1, P. Schweizer (Heidelberg)1

1Universitätsklinikum Heidelberg Klinik für Innere Med. III, Kardiologie, Angiologie u. Pneumologie Heidelberg, Deutschland

 

Hintergrund: Die arrhythmogene Mitralklappe wird morphologisch mit einem Prolaps und einer Disjunktion in Verbindung gebracht. Die Veränderungen stehen im Zusammenhang mit einem gehäuften Auftreten von ventrikulären Arrhythmien und plötzlichen Herztoden. Präzise Charakteristika, welche eine Stratifikation hinsichtlich eines gefährlichen Verlaufs der Erkrankung anzeigen, sind bislang nicht etabliert. In dieser Studie sollen hierfür relevante Prädiktoren identifiziert werden.

Methoden: In einem retrospektiven Ansatz wurden insgesamt 47 Patienten mit anhaltenden und nicht-anhaltenden ventrikulären Arrhythmien sowie Mitralklappenprolaps und/oder Mitralklappenannulus-Dysfunktion (MAD) mit zwei gesunden und altersgleichen Normalkohorten verglichen. Die Kollektive wurden rhythmologisch (EKG, Langzeit-EKG, elektrophysiologische Untersuchung arrhythmogener Patienten) und mittels kardialer Bildgebung (Echokardiographie, kardiale Magnetresonanztomographie) analysiert, um die elektrophysiologischen und morphologischen Veränderungen zu charakterisieren und Assoziationen festzustellen.

Ergebnisse: Insgesamt erlitten 17 der 47 Studienpatienten (36 Jahre (IQA 25-54), 61 % Frauen) einen plötzlichen Herztod. Die restlichen 30 Patienten wurden in Subgruppen bezogen auf den Schweregrad ihrer dokumentierten Herzrhythmusstörungen eingeteilt (einzelne ventrikuläre Extrasystolen, Couplets, ventrikuläre Salven, nicht-anhaltende bis anhaltende ventrikuläre Tachykardien). Die Studienpatienten zeigten im Vergleich zu den Normalkohorten (NoKo mit MVP: 72 Patienten; NoKo ohne MVP: 68 Patienten) signifikant längere QTc-Zeiten (StuKo 437 ± 35 ms; Noko MVP 396 ± 30 ms; NoKo non MVP 387 ± 29 ms; p-Wert StuKo vs. NoKo MVP<0,01; p-Wert StuKo vs. NoKo non MVP<0,001), signifikant häufiger biphasische T-Wellen (StuKo 21%; NoKo MVP 2%; NoKo non MVP 4%; p-Wert StuKo vs. NoKo MVP <0,05; p-Wert StuKo vs. NoKo non MVP<0,06), einen signifikant größeren linken Ventrikel (StuKo LV-EDD 53 ± 5 mm; NoKo MVP 49 ± 5 mm; NoKo non MVP 49 ± 4 mm; p-Wert StuKo vs. NoKo MVP/non MVP<0,001) sowie signifikant häufiger Myokardfibrosen (StuKo 42%; NoKo MVP 6%; NoKo non MVP 0%; p-Wert StuKo vs. NoKo MVP<0,001; p-Wert StuKo vs. NoKo non MVP<0,001) im Sinne eines Late Gadolinium Enhancement.

Schlussfolgerung: In dieser Studie konnten elektrokardiographische und morphologische Kriterien identifiziert werden, die bei Patienten mit Mitralklappenprolaps und/oder MAD mit dem gehäuften Auftreten ventrikulärer Arrhythmien bis hin zum plötzlichen Herztod in Assoziation stehen könnten. Um den prognostischen Vorhersagewert nachgewiesener Veränderungen zu bestimmen, sind weiterführende prospektive Studien erforderlich.

Diese Seite teilen