Typ-D-Persönlichkeit und herzbezogene Ängste bei Patienten in der stationären psychokardiologischen Rehabilitation

https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4

Alexander Maximilian Ludwig (Berlin)1, C. Schmitz (Berlin)1, E. Langheim (Teltow)2, V. Köllner (Teltow)3

1Charité Universitätsmedizin Berlin Psychosomatische Rehabilitation Berlin, Deutschland; 2Reha-Zentrum Seehof der DRV-Bund Teltow, Deutschland; 3Reha-Zentrum Seehof der DRV-Bund Abteilung Psychosomatik und Verhaltenstherapie Teltow, Deutschland

 

Hintergrund

Psychische Komorbidität kann die Entstehung und den Prozess von Herz-Kreislauferkrankungen beeinflussen. Im Fokus der Psychokardiologie steht die Herzangst, da sie die Rehabilitation nach kardiologischen Erkrankungen erschwert. Das Vermeidungsverhalten kreislaufbelastender Ereignisse ist hier von besonderer Bedeutung, da es mit einer schlechteren kardialen Prognose einhergeht. Auch die Typ-D-Persönlichkeit, gekennzeichnet durch negative Affektivität und soziale Inhibition, wird mit einem ungünstigen Verlauf bei kardiovaskulärer Krankheit in Verbindung gebracht.
Ziele
Ziel der Studie war es, mögliche Zusammenhänge zwischen der Typ-D-Persönlichkeit und herzbezogenen Ängsten bei Patienten in der stationären „psychokardiologischen Rehabilitation“ (PK-Reha) zu untersuchen.
Methoden
Bei 238 Patienten (45 % Frauen; Durchschnittsalter 54,6) der PK-Reha wurden zu Aufnahme (t0) und Entlassung (t1) Messungen mittels DS-14 und HAF-17 durchgeführt. Unterschiede wurden via t-Test berechnet, Effektstärken mit Cohen's d angegeben. Lineare Regressionsanalysen wurden für dimensionale Zusammenhänge verwendet, während erweiterte Regressionsmodelle den BDI-II zur Kontrolle eines möglichen Einflusses berücksichtigten.

Ergebnisse

Typ-D-Patienten zeigten bei Aufnahme und bei Entlassung erhöhte Herzangstwerte (t0: t(236) = 3.527, p < .001, Cohen‘s-d = .465; t1: t(225) = 5.426, p < .001, Cohen‘s-d = .725). Das Regressionsmodell zur Vorhersage von HAF-17-Gesamt mittels der Prädiktoren negative Affektivität und soziale Inhibition war statistisch signifikant (t0: F(2, 235) = 13.634, p < .001, korr. R² = .096; t1: F(2, 213) = 32.060, p < .001, korr. R² = .224). Das Modell unter Berücksichtigung des BDI-II ergab ebenfalls signifikante Ergebnisse (t0: F(3, 234) = 12.595, p < .001, korr. R² = .128; t1: (F(3, 212) = 31.519, p < .001, korr. R² = .299). In den erweiterten Modellen zeigte sich, dass der Prädiktor negative Affektivität (t0: B = .023 β = .178, p < .05; t1: B = .026 β = .209, p < .05) sowie der Prädiktor BDI-II (t1: B = .018 β = .259, p < .01) Einfluss auf die HAF-17-Furchtskala hatten. Ebenso wiesen die Dimension der sozialen Inhibition (t0: B = .025 β = .161, p < .05; t1: B = .027 β = .184, p < .05) und der BDI-II (t0: B = .032 β = .349, p < .001; t1: B = .040 β = .455, p < .001) relevante Effekte auf die HAF-17-Vermeidungskala auf. In Bezug auf die Skalen HAF-17-Aufmerksamkeit und HAF-17-Gesamt zeigte sich nur der BDI-II als unabhängiger Prädiktor. Das Regressionsmodell zur Vorhersage der Reduktion von Herzangst im Verlauf der Rehabilitation war weder für das DS-14-Modell (F(2, 224) = 1.391, p = .251, korr. R² = .003) noch für das um den BDI-II erweiterte Modell (F(3, 223) = 1.511, p = .212, korr. R² = .007) signifikant. Auch zur Vorhersage einer Reduktion auf den HAF-17-Subskalen ergaben sich keine statistisch bedeutsamen Regressionsmodelle.

Diskussion
Insgesamt scheint die Typ-D-Persönlichkeit mit einer erhöhten Herzangst verbunden zu sein, beeinflusst jedoch den Behandlungserfolg von Herzangst im Rahmen der psychokardiologischen Rehabilitation nicht negativ. Die Ergebnisse sprechen einerseits dafür, dass Depression zwar den stärkeren Einfluss auf die Ausprägung von Herzangst hat, Typ-D aber auch einen eigenständigen Beitrag zur Varianzaufklärung leistet. Bezüglich des Behandlungseffekts scheint sich Herzangst aber unabhängig von Depressivität und Typ-D zu entwickeln, was die Bedeutung als eigenständiges Konstrukt unterstreicht.

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