https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Herzzentrum Dresden GmbH an der TU Dresden Klinik für Innere Medizin und Kardiologie Dresden, Deutschland
Hintergrund: Die Hypokaliämie zählt zu den potenziell reversiblen Ursachen von anhaltenden monomorphen ventrikulären Tachykardien (SMVT), polymorphen ventrikulären Tachykardien (PMVT) und Kammerflimmern (VF). Trotz der bekannten proarrhythmogenen Wirkung der Hypokaliämie sind das Management und Outcome der unter Hypokaliämie auftretenden spezifischen VT-Subtypen bislang unzureichend untersucht.
Zielsetzung: Ziel dieser Studie ist es, die klinischen Charakteristika, Behandlungsstrategien und das Outcome von Patienten mit Hypokaliämie-assoziierten SMVT und PMVT zu untersuchen. Zudem wird analysiert, ob sich die Prognose der beiden VT-Subtypen nach Ausgleich der Hypokaliämie unterscheidet und inwieweit substratgerichtete, zusätzliche spezifische antiarrhythmische Therapien (engl. VT-targeted therapies, „VTTT“), wie Katheterablation oder Antiarrhythmikatherapie, insbesondere bei Patienten mit SMVT, einen positiven prognostischen Einfluss haben.
Methoden: In dieser Studie wurden 65 konsekutive Patienten untersucht, die zwischen 2014 und 2024 mit persistierenden, Hypokaliämie-assoziierten VTs behandelt wurden. Patienten mit anderen potenziell reversiblen Ursachen wurden ausgeschlossen. Die Patienten wurden nach VT-Subtyp unterteilt und hinsichtlich VT-Rezidiv, Gesamtmortalität und VT-freiem Überleben nach 24 Monaten nachbeobachtet.
Ergebnisse: In der gesamten Patientenkohorte (69±12 Jahre, 20% weiblich, mittlere LVEF 32%, 54% ≥NYHA III, 8% LVAD) belief sich der Anteil der Patienten mit SMVT auf 68%. Diese Gruppe war im Durchschnitt jünger (65±11 vs. 77±10 Jahre, P<0.001) und zeigte eine fortgeschrittenere linksventrikuläre Dilatation (LVEDD 64±12 vs. 57±12mm, P=0.03) als Patienten mit PMVT/VF. Die mediane Nachverfolgungszeit betrug 18 (IQR 6-31) Monate, während die VT-freie Überlebensrate nach 24 Monaten bei 28% lag. Bei den Patienten mit SMVT war die Rezidivrate nach 24 Monaten signifikant höher (50 vs. 10%, P=0.002), und die VT-freie Überlebensrate signifikant niedriger (16 vs. 52%, P=0.005) im Vergleich zu den PMVT/VF-Patienten (Abb. 1A+B). Patienten mit SMVT, die eine VTTT erhielten, wiesen eine signifikant höhere VT-freie Überlebensrate nach 24 Monaten auf im Vergleich zu jenen, die nur eine Korrektur der Hypokaliämie erhielten (31% vs. 7%, p=0.02) (Abb. 1C).
Schlussfolgerungen: Hypokaliämie-assoziierte VTs treten häufig bei Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz auf und gehen insbesondere bei Patienten mit SMVT mit einer ungünstigen Prognose einher. Während die Korrektur des Kaliumspiegels für hypokaliämische Patienten mit anhaltenden VTs von zentraler Bedeutung ist, erfordern SMVT-Patienten häufig zusätzliche substratgerichtete antiarrhythmische Maßnahmen, um die klinische Prognose zu verbessern.