Hintergrund
Der Bedarf an effektiven Strategien zur postinterventionellen Hämostase nach elektrophysiologischen Eingriffen nimmt stetig zu – insbesondere im Hinblick auf bevorstehende ambulante Versorgungskonzepte und verkürzte Liegezeiten. Kollagen-basierte extravasale Verschlusssysteme ermöglichen eine Gefäßhämostase ohne intravasale Fremdkörper und bieten dadurch Vorteile hinsichtlich Sicherheit, Mobilisation und Patientenkomfort.
Fragestellung
Ziel dieser retrospektiven Fallserie war es, erste klinische Erfahrungen mit einem kollagen-basierten extravasalen Verschlusssystem (Vascade MVP) in einem Haus der Schwerpunktversorgung unter Routinebedingungen zu evaluieren. Besonderes Augenmerk lag auf der Effektivität der primären Hämostase, der praktischen Handhabbarkeit im klinischen Alltag sowie dem Auftreten relevanter Komplikationen. Primärer Endpunkt war die vollständige Hämostase unmittelbar nach Implantation der Verschlusssysteme (inklusive maximal 5 Minuten manueller Kompression). Sekundär wurden Blutungskomplikationen ab BARC-Typ 2 im stationären Verlauf dokumentiert.
Material und Methoden
Eingeschlossen wurden 20 konsekutive Patienten, die sich einer Katheterablation unterzogen – überwiegend aufgrund von paroxysmalem oder persistierendem Vorhofflimmern. Das mittlere Alter betrug 66,7 ± 9,1 Jahre, das Geschlechterverhältnis war ausgeglichen. Die Mehrheit der Patienten wies erhöhte CHA₂DS₂-VASc- und HAS-BLED-Scores auf; 17 standen unter oraler Antikoagulation. Pro Patient wurden zwei femorale Venenzugänge ohne Ultraschallführung angelegt. Zur Hämostase kamen jeweils zwei kollagen-basierte extravasale Verschlusssysteme in Kombination mit einem 120-minütigen Druckverband zum Einsatz.
Ergebnisse
Die primäre Hämostase konnte bei 19/20 (95%) Patienten unmittelbar nach Implantation der Systeme in Kombination mit kurzer manueller Kompression erfolgreich erzielt werden. Bezogen auf die Anzahl der verwendeten Verschlusssysteme ergab sich eine noch höhere Erfolgsquote von 39/40 (0,98%) erfolgreich implantierten Verschlusssystemen. In dem einen Fall des Implantatversagens wurde eine eine Z-Naht („figure-of-eight“) erfolgreich angewandt. Im weitzeren postinterventionellen Verlauf traten keine schwerwiegenden vaskulären Komplikationen auf, insbesondere keine Blutungen ≥ BARC-Typ 2, keine Aneurysmata spurium und keine AV-Fisteln. Der Druckverband konnte bei allen Patienten planmäßig nach 120 Minuten entfernt werden, was eine frühzeitige Mobilisation ermöglichte. Eine spezielle Schulung oder Einführungsphase war im Vorfeld nicht notwendig.
Schlussfolgerung
Das untersuchte kollagen-basierte extravasale Verschlusssystem zeigte sich im klinischen Alltag als sicher, effektiv und unkompliziert in der Anwendung – auch ohne spezifisches Training. Die Resultate unterstreichen das Potenzial des Systems zur Förderung ambulanter Ablationsverfahren und zur Unterstützung moderner Versorgungspfade wie „same-day-discharge“.