Eine Verengung der Aortenklappe – medizinisch: Aortenklappenstenose – ist in Industrienationen die häufigste Herzklappenkrankheit. Das Risiko steigt mit dem Alter. Wird die Klappe enger, muss das Herz stärker arbeiten. Das kann lange unbemerkt bleiben, aber im Verlauf deutliche Beschwerden auslösen.
Wo entsteht eine Aortenklappenstenose?
Die Aortenklappe liegt zwischen der linken Herzkammer und der Hauptschlagader (Aorta). Sie wirkt wie ein Ventil: Sie öffnet sich beim Herzschlag, damit Blut in den Körper fließt, und schließt anschließend, damit kein Blut zurückströmt. Ist die Klappe verengt, gelangt weniger Blut durch die Öffnung. Die linke Herzkammer baut dann höheren Druck auf – das Herz wird dauerhaft überlastet.
Das Wichtigste in Kürze
- Aortenklappenstenose bedeutet: Die Aortenklappe ist verengt – das Herz muss mehr Kraft aufwenden, um Blut in den Körper zu pumpen.
- Häufigkeit steigt mit dem Alter: Im siebten Lebensjahrzehnt sind etwa drei bis vier Prozent betroffen, im achten Lebensjahrzehnt neun bis zehn Prozent.
- Typische Symptome bei stärkerer Verengung: Luftnot, Leistungsabfall, Brustenge, Schwindel oder Ohnmacht.
- Diagnose: Ultraschall des Herzens (Echokardiographie) – bei Bedarf Belastungs- oder Speiseröhren-Echo.
- Behandlung: Regelmäßige Kontrollen; ein Klappenersatz (TAVI oder Operation) ist nötig, sobald deutliche Symptome auftreten oder die Herzleistung nachlässt.
Welche Arten von Herzklappenfehlern gibt es?
Herzklappenfehler sind angeboren oder erworben. Erworbene Fehler sind häufiger, weil Klappen im Laufe des Lebens verschleißen oder verkalken.
Grundsätzlich unterscheidet man:
- Klappeninsuffizienz: Die Klappe schließt nicht mehr richtig, Blut fließt zurück.
- Klappenstenose: Die Klappe öffnet nicht mehr ausreichend, der Blutfluss ist behindert.
Beides kann auch kombiniert auftreten.
Ursachen der Aortenklappenstenose
Am häufigsten entsteht eine Aortenklappenstenose durch altersbedingten Verschleiß und zunehmende Verkalkung der Aortenklappe. Die Klappentaschen werden steifer, verdicken sich und öffnen weniger weit.
Seltener liegt eine angeborene Veränderung vor, zum Beispiel eine bikuspide Aortenklappe. Dabei hat die Aortenklappe nur zwei statt drei Taschen. Diese Form kann früher im Leben zu einer Stenose führen.
Symptome: Woran Sie eine Aortenklappenstenose erkennen können
Leichte Verengungen verursachen oft keine Beschwerden. Bei stärkerer Stenose sind typische Anzeichen:
- Luftnot bei Belastung, später auch in Ruhe
- Verringerte Leistungsfähigkeit und schnelle Erschöpfung
- Brustenge oder Beklemmungsgefühl (ähnlich einer Angina Pectoris)
- Schwindel bis zur Ohnmacht
- Niedriger Blutdruck
- Wasseransammlungen (Ödeme), vor allem in den Beinen
Wenn solche Symptome neu auftreten oder zunehmen, sollten Sie das ärztlich abklären lassen.
Wie wird die Aortenklappenstenose diagnostiziert?
Die wichtigste Untersuchung ist die Echokardiographie (Herzultraschall). Damit lassen sich:
- die Klappenstruktur,
- der Öffnungsgrad der Aortenklappe und
- die Flussgeschwindigkeit des Blutes
genau beurteilen.
Manchmal sind zusätzliche Untersuchungen sinnvoll, zum Beispiel:
- Transösophageale Echokardiographie (Ultraschall über die Speiseröhre)
- Belastungs-Echo (Stress-Echo), wenn Beschwerden nur unter Belastung auftreten
Behandlung: Was hilft bei Aortenklappenstenose?
Ob eine Therapie nötig ist, hängt vor allem von Schweregrad und Symptomen ab.
- Regelmäßige Kontrollen
Bei milder oder moderater Stenose ohne Beschwerden reichen oft regelmäßige kardiologische Kontrollen. Wichtig ist, Veränderungen früh zu erkennen.
- Medikamente – gegen Begleiterkrankungen
Es gibt keine Medikamente, die die Verengung direkt rückgängig machen. Medikamente können aber helfen, Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzschwäche zu behandeln und den Verlauf zu stabilisieren.
- Klappenersatz, wenn Symptome auftreten
Sobald deutliche Symptome auftreten oder die Herzfunktion abnimmt, ist ein Aortenklappenersatz meist notwendig. Ziel: die Überlastung der linken Herzkammer zu beenden.
Welche Operationen gibt es an der Aortenklappe?
Es gibt zwei etablierte Verfahren:
Kathetergestützter Klappenersatz (TAVI)
Die Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) ersetzt die Aortenklappe minimalinvasiv per Katheter, meist über einen kleinen Schnitt in der Leiste.
Vorteil: Der Eingriff ist für den Körper weniger belastend. Er eignet sich besonders bei
- schwerer, symptomatischer Aortenklappenstenose,
- mittlerem oder hohem Operationsrisiko,
- höherem Alter oder mehreren Begleiterkrankungen.
Konventioneller Aortenklappenersatz (AKE)
Beim operativen Aortenklappenersatz wird die Klappe in einer offenen Herzoperation ersetzt. Dieses Verfahren ist weiterhin wichtig, zum Beispiel bei jüngeren Patientinnen und Patienten oder wenn anatomische Gründe gegen eine TAVI sprechen.
Entscheidung im interdisziplinären Behandlungsteam
Welche Methode am besten passt, entscheiden Kardiologinnen/Kardiologen und Herzchirurginnen/Herzchirurgen gemeinsam im interdisziplinären Behandlungsteam – individuell nach Befund und Risiko.
DGK-zertifizierte Behandlungszentren
Für TAVI-Eingriffe hat die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) Qualitätskriterien definiert. Zertifizierte Zentren sollen eine hohe Behandlungsqualität sicherstellen. Weitere Informationen zur TAVI-Zertifizierung finden Sie bei der
DGK.
Fazit
Eine Aortenklappenstenose entwickelt sich häufig schleichend – vor allem im höheren Alter. Wird die Klappe enger, muss das Herz dauerhaft mehr leisten. Typische Warnsignale sind Luftnot, Leistungsabfall oder Schwindel. Mit Herzultraschall lässt sich die Erkrankung sicher erkennen. Bei stärkeren Formen hilft ein Klappenersatz – oft minimalinvasiv per TAVI.
FAQ – Häufige Fragen zur Aortenklappenstenose
Nicht sofort. Leichte Verengungen können lange stabil bleiben. Gefährlich wird es meist dann, wenn Symptome auftreten oder die Herzfunktion nachlässt. Dann sollte ein Klappenersatz geprüft werden.
Durch die verengte Klappe gelangt weniger Blut in den Körper. Die linke Herzkammer wird überlastet, und Blut staut sich zurück Richtung Lunge. Das führt zu Atemnot, zuerst bei Belastung.
Nein. Verkalkungen und strukturelle Veränderungen der Klappe lassen sich medikamentös nicht rückgängig machen. Medikamente behandeln nur Begleiterkrankungen.
TAVI wird vor allem eingesetzt, wenn eine schwere, symptomatische Stenose vorliegt und das OP-Risiko erhöht ist oder wenn ein schonender Eingriff bevorzugt wird. Ob TAVI geeignet ist, prüft das Heart-Team.
Das hängt vom Schweregrad ab. Ohne Beschwerden reichen oft Kontrollen. Bei Symptomen wie Brustenge, Ohnmacht oder Luftnot sollten Sie zeitnah mit Ihrer Kardiologin oder Ihrem Kardiologen über einen Klappenersatz sprechen.
Unbehandelt kann die Herzleistung weiter sinken, es drohen Herzschwäche, Rhythmusstörungen oder plötzliche Komplikationen. Ein rechtzeitiger Klappenersatz verbessert Prognose und Lebensqualität deutlich.
Haben Sie Beschwerden wie Luftnot, Brustenge oder Schwindel? Sprechen Sie zeitnah mit Ihrer Kardiologin oder Ihrem Kardiologen über eine mögliche Aortenklappenstenose und welche Behandlung für Sie infrage kommt.