Herz-Ultraschall: Was die Echokardiographie zeigen kann

Der Herz-Ultraschall, auch Echokardiographie oder Herzecho genannt, ist eine nichtinvasive schmerzlose Untersuchung, die Herzmuskel, Herzklappen, Herzhöhlen und -beutel sichtbar macht. Sie zeigt, wie leistungsstark das Herz pumpt – und ob eine Herzerkrankung wie eine Herzschwäche vorliegt.

Von Kerstin Kropac

 

31.03.2023

 

Bildquelle (Bild oben): iStock / Ivan-balvan  

Was ist ein Herz-Ultraschall?

„Der Ultraschall des Herzens ist die mit Abstand am häufigsten durchgeführte bildgebende Diagnostik in der Kardiologie“, sagt Prof. Fabian Knebel, Chefarzt am Sana Klinikum Berlin-Lichtenberg. „Er kann von außen durchgeführt werden – oder semiinvasiv mit einem Schallkopf in der Speiseröhre.“ Das Prinzip ist bei beiden Verfahren gleich: Der Schallkopf sendet Schallwellen aus, die im Herzen an den entsprechenden Strukturen reflektiert werden. Daraus erzeugt der Computer ein zweidimensionales Bild. Mittlerweile sind aber auch dreidimensionale Rekonstruktionen möglich. „Da die Pumpleistung des Herzens, die Beschaffenheit aller vier Herzklappen und des Herzbeutels sichtbar werden, können wir so fast alle Fragestellungen in der Kardiologie befriedigend beantworten“, sagt der Kardiologe.

Wann wird eine Untersuchung per Herz-Ultraschall durchgeführt?

Eine Echokardiographie wird durchgeführt, um den Verlauf einer Herzerkrankung zu kontrollieren oder wenn Befunde oder Beschwerden auf eine Herzerkrankung hindeuten. „Auch bei atypischen, diffusen Beschwerden, die schwer einzuordnen sind, können Ärztinnen und Ärzte im Herz-Ultraschall mit einer hohen Treffsicherheit das Vorliegen einer Herzerkrankung erkennen – oder eben ausschließen“, sagt Prof. Knebel.

Welche Herzerkrankungen lassen sich im Herz-Ultraschall erkennen?

„Fast alle Herzerkrankungen sind im Herz-Ultraschall sichtbar. Hat die Patientin oder der Patient zum Bespiel regionale Kinetikstörungen, bewegt sich also der Herzmuskel an einer Stelle nicht regelhaft? Das könnte auf einen Herzinfarkt oder eine koronare Herzerkrankung hinweisen“, erklärt Prof. Knebel. „Wir können die Gesamtfunktion des Herzens betrachten, können schauen, ob ein Verdacht auf eine Myokarditis vorliegt. Wir können spezielle Kardiomyopathien, also Herzmuskelerkrankungen, diagnostizieren wie zum Beispiel die hypertrophe Kardiomyopathie, die Verdickung des Herzmuskels, die gar nicht so selten ist.“ Außerdem sind im Herz-Ultraschall Speicherkrankheiten zu erkennen, also Erkrankungen, bei denen es zur Ablagerung krankheitsspezifischer Substanzen im Herzen kommt. Es zeigen sich auch Herzerkrankungen, die durch eine Chemotherapie ausgelöst werden können. Sogar seltene Komplikationen und Erkrankungen wie das Takotsubo-Syndrom (Broken-Heart-Syndrom) können Kardiologen im Herz-Ultraschall diagnostizieren.

Das Herz-Ultraschall zeigt nahezu alle Herzerkrankungen. Im Herz-Ultraschall lassen sich nahezu alle Erkrankungen des Herzens erkennen. Bildquelle: iStock / Pijitra Phomkham

Lässt sich eine Herzschwäche im Ultraschall erkennen?

„Grundsätzlich besteht die Diagnose der Herzschwäche aus drei Bausteinen“, erklärt Prof. Knebel. „Der erste ist die Klinik des Betroffenen. Zeigt er zum Beispiel Symptome wie Luftnot, häufiges nächtliches Wasserlassen oder Erschöpfung? Dann schauen wir im Blut nach den spezifischen Biomarkern BNP und NT-proBNP. Je höher diese Werte sind, desto ausgeprägter ist die Herzmuskelschwäche. Der dritte Baustein ist die Echokardiographie. Sie ist das entscheidende Bildgebungsverfahren bei der Diagnose der Herzschwäche.“

Wie wird ein Herz-Ultraschall an Patientinnen und Patienten durchgeführt?

Bei der sogenannten transthorakalen Echokardiographie (TTE) legen sich die zu Untersuchenden meist auf die Seite. Die Kardiologin oder der Kardiologe trägt ein Ultraschall-Gel auf, das für eine bessere Bildqualität sorgt. Dann wird der Schallkopf auf den Brustkorb zwischen zwei Rippen aufgesetzt, damit die Knochen die Schallwellen nicht abschwächen. Der Vorteil für die Patientinnen und Patienten ist, dass wir mit der Echokardiographie innerhalb von 15 Minuten eine Aussage über die Funktion des Herzens treffen können“, sagt Prof. Knebel. „Und das ganz ohne Nebenwirkungen.“ Und im Anschluss können die Betroffenen sofort wieder nach Hause gehen.

Prof. Fabian Knebel Prof. Fabian Knebel, Chefarzt an der Klinik für Innere Medizin II, Schwerpunkt Kardiologie des Sana Klinikums Berlin-Lichtenberg und Sprecher des Clusters B (kardiale Bildgebung) der DGK. Bildquelle: Kai Abresch

Was passiert beim Herz-Ultraschall durch die Speiseröhre?

Beim sogenannten Schluckecho, der transösophagealen Echokardiographie (TEE), wird der Schallkopf durch die Speiseröhre eingeführt. Die Speiseröhre verläuft unmittelbar hinter dem Herz, sodass der Abstand des Schallkopfs zu den Strukturen des Herzens sehr gering ist. „Dadurch können wir undichte Atrioventrikularklappen, zum Beispiel die Mitralklappe, noch besser beurteilen“, sagt Prof. Knebel. Die Patientin oder der Patient muss nüchtern sein, sollte also mindestens sechs Stunden nichts gegessen oder getrunken haben. „In der Regel wird die Untersuchung ohne Sedierung durchgeführt, dann dauert sie 10 bis 15 Minuten“, sagt Prof. Knebel. „Manchmal müssen die zu Untersuchenden sediert werden und sollten im Anschluss noch etwa eine Stunde zur Überwachung in der Klinik bleiben.“

Lässt sich bei allen Patientinnen und Patienten ein Herz-Ultraschall durchführen?

Es gibt keinen Menschen, bei dem eine Ärztin oder ein Arzt keinen Herz-Ultraschall durchführen kann. Aber: Manche sind nicht optimal schallbar. Zum Beispiel Patientinnen oder Patienten mit Lungenerkrankungen wie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). „Bei diesen Betroffenen befindet sich vermehrt Luft im Thorax – und Luft ist der natürliche Feind des Ultraschalls“, sagt Prof. Knebel. Aber auch bei Personen mit Lungenerkrankungen oder Thoraxdeformitäten, bei Menschen, die nicht lagerbar sind und bei sehr adipösen Patientinnen und Patienten können bei der Echokardiographie Signalverstärker nötig werden. „Durch die Verwendung von Kontrastmitteln können wir auch bei solchen Patientinnen und Patienten eine Aussage über die Funktion des Herzens treffen“, sagt Prof. Knebel.

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