Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt, ist der häufigste Grund, warum Menschen in Deutschland im Krankenhaus behandelt werden müssen. Welche Ursachen, Symptome und Möglichkeiten der Therapie es gibt.
Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt, ist der häufigste Grund, warum Menschen in Deutschland im Krankenhaus behandelt werden müssen. Welche Ursachen, Symptome und Möglichkeiten der Therapie es gibt.
Von Kerstin Kacmaz
20.03.2023
Bildnachweis (Bild oben): iStock / Eva-Katalin
Eine Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche oder Herzmuskelschwäche genannt, ist eine Herzerkrankung, bei der das Herz nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper pumpt. Sie kann dazu führen, dass Organe einen Mangel an Sauerstoff sowie Nährstoffen erleiden und letztlich ihre Funktionen verlangsamen oder gar einstellen. Zudem kann es zu einem Blutstau in der Lunge oder im Bauch kommen – ein lebensbedrohlicher Zustand. In Deutschland ist Herzinsuffizienz der häufigste Krankheitsgrund für einen Krankenhausaufenthalt. Über 450.000 Patienten werden pro Jahr im Krankenhaus wegen der Herzschwäche behandelt.
Es gibt unterschiedliche Formen der Herzinsuffizienz. Sie lassen sich anhand ihrer Symptome unterscheiden, die im weiteren Verlauf aufgelistet werden. Hier ein kurzer Überblick über die verschiedenen Formen von Herzinsuffizienz:
Wie der Name bereits beschreibt, ist bei einer Linksherzinsuffizienz die linke Herzhälfte geschwächt. Sie verteilt das sauerstoffreiche Blut in den Körper. Nimmt ihre Funktion ab, staut sich das Blut in die Lungengefäße zurück (Stauungslunge). Wasseransammlungen in der Lunge (Lungenödeme) können die gefährliche Folge sein.
Je nach Art unterscheidet sich die Bezeichnung der Herzinsuffizienz in systolisch und diastolisch:
Bei der Rechtsherzinsuffizienz liegt die Herzschwäche in der rechten Herzhälfte. Sie pumpt das sauerstoffarme Blut in die Lunge, damit es dort erneut mit Sauerstoff angereichert wird. Bei einer Rechtsherzinsuffizienz strömt mehr sauerstoffarmes Blut zum Herzen, als die rechte Kammer in Richtung Lunge pumpen kann. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Druck in den Venen und Wasseransammlungen im Gewebe, meist in den Beinen. Die Rechtsherzinsuffizienz entwickelt sich häufig als Folge einer chronischen Linksherzinsuffizienz.
Bei einer globalen Herzinsuffizienz ist das ganze Herz geschwächt – also beide Herzhälften. Es liegt also eine Links- und Rechtsherzinsuffizienz vor. Beide Herzkammern sind versteift oder zu schwach, um eine ausreichende Menge an Blut zu befördern.
Bei einer akuten Herzinsuffizienz nimmt die Herzleistung innerhalb weniger Stunden bis einiger Tage ab. So können viele Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Ein lebensbedrohlicher Zustand, denn das Versagen des Herzens und anderer Organe kann schnell eintreten. Es sollte sofort eine Notärztin oder ein Notarzt gerufen werden – 112!
Eine chronische Herzschwäche entwickelt sich langsam und bleibt meistens über mehrere Jahre unentdeckt. Die Pumpfunktion des Herzens wird schleppend vermindert, sodass das Herz die stetig schwächer werdende Leistung zunächst ausgleichen kann. Dennoch werden die Organe mit der Zeit immer weniger mit ausreichend Blut und somit mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Kleinste Anzeichen, die auf eine Herzinsuffizienz hinweisen (siehe Symptome), sollten unbedingt ernst genommen und rechtzeitig behandelt werden.
Eine Herzinsuffizienz kann entstehen, wenn die Herzkranzgefäße verkalken. Diese Gefäße sind für die Versorgung des Herzmuskels verantwortlich. Durch die Kalkablagerungen setzen sich die Gefäße zu und das Blut kann nicht mehr ausreichend schnell hindurchfließen. Man spricht dann auch von einer koronaren Herzkrankheit (KHK). Die häufigste Ursache ist ein überlebter Herzinfarkt. Der Herzmuskel ist in diesem Fall unterversorgt und es entstehen Schäden am Herzgewebe. In der Folge entwickelt sich daraus häufig eine Herzinsuffizienz.
Eine weitere Ursache für eine Herzinsuffizienz kann Bluthochdruck (Hypertonie) sein. Bei einem dauerhaft erhöhten Blutdruck wird der Herzmuskel wesentlich stärker beansprucht. Diese Mehrleistung hält das Herz jedoch nicht über einen längeren Zeitraum aus. Daher verringert es nach einiger Zeit seine Pumpleistung. Eine Herzinsuffizienz ist die Folge.
Herzmuskelentzündungen und Herzrhythmusstörungen können das Herz ebenfalls dauerhaft schwächen. Aber auch angeborene oder erworbene Herzklappenfehler, Defekte der Herzscheidewand (Trennung zwischen linker und rechter Herzkammer) oder Flüssigkeitsansammlungen im Herzbeutel – der äußeren Hülle des Herzens – (auch Herzbeutelerguss oder Perikarderguss) können die Ursache für eine Herzinsuffizienz sein.
Außerdem können Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien) eine Herzinsuffizienz auslösen. Besonders angeborene Kardiomyopathien, beispielsweise eine Verdickung des Herzmuskels, sind eine häufige Ursache. Kardiomyopathien können allerdings auch durch einen übermäßigen Konsum von Alkohol, Drogen oder Medikamenten entstehen. Auch eine verschleppte Grippe kann Ursache einer Kardiomyopathie sein. Eine besondere Form der Kardiomyopathie ist das Broken-Heart-Syndrom.
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Störungen der Schilddrüsenfunktion (zum Beispiel Hyperthyreose) können ebenfalls eine Herzinsuffizienz auslösen. Auch Schlafapnoe, bei der es im Schlaf immer wieder zu Atemaussetzern kommt, kann die Ursache sein. Strahlen- und Chemotherapien zur Behandlung von Tumorerkrankungen wirken sich ebenfalls auf das Herz aus und können eine Herzinsuffizienz begünstigen.
Fünf Anzeichen deuten auf eine Herzinsuffizienz hin:
Je nach Art der Herzinsuffizienz treten unterschiedliche Symptome auf. Manchmal kann jedoch nur eine Ärztin oder ein Arzt den Unterschied erkennen, indem weiterführende Untersuchungen eingeleitet werden. Nachfolgend sind die Symptome der jeweiligen Form der Herzinsuffizienz zugeordnet.
Bekommt der Betroffene extrem schlecht Luft, besteht Erstickungsgefahr. Der Betroffene sollte sich umgehend in ärztliche Behandlung geben, da ein ausgeprägtes Lungenödem wahrscheinlich ist. Auch bei schnellem Blutdruckabfall sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.
Die Hauptsymptome einer globalen Herzinsuffizienz sind Wassereinlagerungen (Ödeme) im Körper. Dies macht sich durch geschwollene Knöchel oder rasselnde Atemgeräusche bemerkbar.
Die Diagnose einer Herzinsuffizienz kann ausschließlich eine Ärztin oder ein Arzt stellen. Um sicherzugehen, können mehrere Diagnoseschritte durchgeführt werden. Sie dienen zum einen der Aufdeckung einer Herzschwäche und zum anderen einer direkten Handlungsempfehlung für die Therapie. Die Tabelle zeigt die unterschiedlichen Untersuchungen mit ihrem jeweiligen Ziel. Nicht bei jedem Patienten sind alle Untersuchungen notwendig. Welche diagnostischen Schritte sinnvoll sind, entscheiden die Ärztinnen und Ärzte für jeden Patienten beziehungsweise Patientin individuell.
Die medizinische Fachgesellschaft New York Heart Association (NYHA) hat die Herzinsuffizienz in vier Stadien (NYHA-Klassen) eingeteilt. Sie beschreiben Grad und Fortschritt der Erkrankung. Dabei orientieren sie sich an der Stärke der Symptome und Belastbarkeit des Körpers:
So vielzählig die Formen und Ausprägungen der Herzinsuffizienz sein können, so individuell ist ihre Therapie. In jedem Fall entscheidet die Ärztin oder der Arzt, wie der Herzschwäche entgegengewirkt werden soll. Dabei orientiert sie beziehungsweise er sich
Ein gesundheitsfördernder Lebensstil sollte jeder Therapie vorausgehen beziehungsweise generell eingehalten werden. Dazu zählt eine herzgesunde Ernährung genauso wie die Stärkung der körperlichen Fitness und ein gewissenhaftes Konsumverhalten mit Genussmitteln wie Alkohol.
Wichtigster Ansatz für die Behandlung einer Herzschwäche ist die medikamentöse Therapie. Sie ist in den meisten Fällen unumgänglich. Bei sehr schweren Krankheitsfällen können auch Herzschrittmacher oder Herztransplantationen notwendig sein.
Abhängig von der Diagnose passt die Kardiologin oder der Kardiologe die Auswahl der Medikamente und die Medikation individuell auf den Betroffenen an. Sehr häufig werden Wirkstoffe aus der Gruppe der ACE-Hemmer und Betablocker eingesetzt. Sie dienen der Blutdrucksenkung und verringern die Anspannung der Gefäßmuskulatur. Neben diesen beiden Wirkstoffen gibt es weitere Mittel, die bei einer Herzschwäche zum Einsatz kommen.
In manchen Fällen verschlechtert sich die Herzschwäche trotz gesunder Lebensweise und Therapie mit Medikamenten. In diesen Fällen können Kathetereingriffe oder Operationen sinnvoll sein. Auch hier gibt es unterschiedliche Methoden, die eine Ärztin oder ein Arzt durchführen kann.
Bei dieser Operation wird ein spezieller Herzschrittmacher eingesetzt, der eine sogenannte Reizleitungsstörung korrigiert. Bei einer Reizleitungsstörung pumpen rechte und linke Herzhälfte nicht mehr gemeinsam und die linke Herzkammer hinkt der rechten hinterher (Linksschenkelblock).
Bei besonders starken Herzrhythmusstörungen kann ein kleiner Defibrillator am Herzen operativ eingesetzt werden. Dieser kann auch vor einem plötzlichen Herztod schützen sowie bei einer zu starken Verlangsamung des Herzschlags rechtzeitig eingreifen. Mini-Defibrillatoren werden auch ICD-Geräte (implantierbarer kardioverter Defibrillator) genannt
Verengungen der Herzkranzgefäße (zum Beispiel durch Kalkablagerungen) können mit sogenannten Gefäßprothesen – einem Bypass oder Stent – behandelt werden. Ein Stent ist eine gitterförmige Röhre, die eine Arterie in Form hält und so für den ungestörten Blutfluss sorgt. Ein Bypass ist sozusagen eine Umleitung innerhalb des Blutgefäßsystems, weil eine Arterie verkalkt ist. Ein Stent wird im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung eingesetzt, ein Bypass wird im Rahmen einer Operation am offenen Herzen, meist unter Anwendung einer Herzlungenmaschine gelegt. Je nach Ausprägung der Engstellen in den Herzkranzgefäßen und eventuellen Vorerkrankungen kommt die eine oder die andere Methode infrage.
Bei schweren Verläufen werden als Alternative und/oder Überbrückung bis zu einer Herztransplantation Herzunterstützungssysteme eingesetzt. Bei diesen sogenannten Kunstherzen handelt es sich um eine Pumpe, die die Funktion der Herzkammern ersetzen kann.
Als letzte operative Möglichkeit wird eine Herztransplantation durchgeführt. Sie kommt nur infrage, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, um die Herzleistung aufrechtzuerhalten. Eine Herztransplantation ist ein schwerwiegender großer Eingriff, für den ein passendes Spenderherz gefunden werden muss.
Die Umstellung auf einen gesunden Lebensstil ist ein guter Weg, einer Herzschwäche vorzubeugen. Und auch wenn man bereits an einer Herzschwäche leidet, sollte man besonders auf einen herzgesunden Alltag achten. Denn neben der medikamentösen Therapie ist dieser eine wichtige Maßnahme, um die Gesundheit weiter zu erhalten oder zu verbessern. Folgende Präventionsmaßnahmen sind sinnvoll:
Erkrankungen, die zu einer Herzinsuffizienz führen können, beispielsweise Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen, müssen unbedingt medikamentös behandelt werden.
Starkes Übergewicht ist für das Herz sehr schädigend und sollte daher unbedingt reduziert werden. Allgemein gilt für die Ernährung: Abwechslungsreich und viele frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse essen. Tierische Fette, industriell hergestellte Lebensmittel und zu viel Zucker sollte vermieden werden. Auch Salz sollte in Maßen konsumiert werden, da hoher regelmäßiger Salzkonsum Wassereinlagerungen im Körper verursachen kann.
Generell ist viel Wasser trinken gesund. Liegt jedoch eine Herzinsuffizienz vor, muss die Menge der Flüssigkeitszufuhr mit der Ärztin oder dem Arzt abgesprochen werden. Eine zu hohe Trinkmenge könnte Wassereinlagerungen verursachen.
Die tägliche Gewichtskontrolle ist für alle Herzinsuffizienz-Betroffenen besonders wichtig: Eine sehr schnelle Gewichtszunahme kann auf Wassereinlagerungen im Körper hinweisen, die ein Zeichen für eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz sein können. Es sollte unbedingt eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden, wenn eine der folgenden Zunahmen beobachtet wird:
Alkohol kann die Herzmuskelzellen schädigen und sollte stark minimiert werden. Als Faustregel gilt: Frauen sollten pro Tag nicht mehr als 12 Gramm reinen Alkohol (ein Standardgetränk, zum Beispiel 0,33 Liter Bier oder ein kleines Glas Wein) zu sich nehmen; Männer nicht mehr als 24 Gramm (entspricht zwei Standardgetränken).
Ein moderater Kaffeekonsum von ein bis zwei Tassen am Tag hat keine negativen Auswirkungen auf das Herz, auch wenn Kaffee den Blutdruck etwas steigern kann.
Sport und generelle physische Aktivität sind in der Regel gut für den Körper. Welche Form der Bewegung für die jeweilige Situation am sinnvollsten ist, hängt vom individuellen Gesundheitszustand ab und sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Dieser kann bei Bedarf auch spezielle Herzsportgruppen vermitteln. Generell ist moderate körperliche Aktivität auch bei einer Herzinsuffizienz zu empfehlen. Dazu gehören
Als weitere herzgesunde Maßnahme empfiehlt sich, das Rauchen komplett einzustellen. Außerdem sollte der Impfstatus regelmäßig geprüft und aktualisiert werden. Es ist wichtig, dass Herzinsuffizienz-Patienten jedes Jahr gegen die Grippe (Influenza) und alle sechs Jahre gegen Pneumokokken geimpft werden.