Laut
Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2020 knapp 2,6 Millionen Menschen wegen
einer Krankheit des Kreislaufsystems im Krankenhaus behandelt – der niedrigste
Stand seit zehn Jahren. Auch der Herzbericht zeigt einen deutlichen Rückgang
der Patientinnen und Patienten. Beispiel koronare Herzkrankheit: Die Zahl der Menschen
in Kliniken sank im Vergleich zu den beiden Vorjahren um 11,4 Prozent. Auch bei
Herzinsuffizienz (minus 9,3%) oder Herzklappenkrankheiten (minus 5,5%) war die
Zahl gegenüber 2018 rückläufig. Ob die Corona-Pandemie dafür verantwortlich
war, sei anhand der verfügbaren Daten noch nicht zu beurteilen, heißt es im
Herzbericht.
„Das ist
absolut eine Folge der Pandemie“, berichtet Prof. Tiefenbacher aus ihrer
Erfahrung. „2021 hat sich die rückläufige Entwicklung fortgesetzt und ist eher
sogar noch stärker geworden.“ Die Leute hätten Angst gehabt. „Sie hatten die
Vorstellung, dass es im Krankenhaus eine Triage gibt. Manche wollten anderen
keinen Platz wegnehmen und viele hatten Sorge, dass sie sich im Krankenhaus
anstecken.“ Dadurch habe die Zahl der Behandlungen und der
Vorsorgeuntersuchungen nicht nur im Krankenhaus, sondern auch bei
niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, drastisch abgenommen. „Da sind wir immer
noch in einer Aufholphase, es hat sich noch immer nicht normalisiert.“
Dabei wären
eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Herzkrankheiten enorm wichtig. „Es
lässt sich vergleichen mit Frühsorge-Untersuchungen bei Krebserkrankungen“,
sagt Prof. Tiefenbacher. „Je früher eine Erkrankung erkannt wird, umso besser
kann man präventiv behandeln.“ Und damit ließen sich tatsächlich die Zahlen der
Patientinnen und Patienten und der Todesfälle langfristig senken.