So belastet eine Aortenklappenstenose das Herz

In den Industrienationen ist eine Verengung der Aortenklappe, die sogenannte Aortenklappenstenose, die häufigste Herzklappenkrankheit. Je nach Schwere der Erkrankung kann eine Operation sinnvoll oder zwingend nötig sein.

Von Kerstin Kacmaz

 

Bildquelle (Bild oben): iStock / andresr 

Das Risiko einer Herzklappenerkrankung wie der Aortenklappenstenose wächst mit dem Alter. Im siebten Lebensjahrzehnt sind 3 bis 4 Prozent der Menschen von einer Aortenklappenstenose betroffen, im achten Lebensjahrzehnt sind es 9 bis 10 Prozent. Und mit zunehmender Lebenserwartung wird die Häufigkeit weiter steigen. Unter Umständen können durch die Erkrankung deutliche körperliche Beschwerden auftreten.

Wo entsteht die Aortenklappenstenose?

Das Herz besteht aus zwei Hälften mit je einem Vorhof und einer Kammer. Zu den Kammern gehören vier Herzklappen. Sie funktionieren wie Ventile und verhindern, dass das Blut in die falsche Richtung fließt. Es gibt zwei Arten von Herzklappen: Die Segelklappen, Mitralklappe und Trikuspidalklappe genannt, lassen das Blut in die Kammern hinein, die Taschenklappen – Pulmonalklappe und Aortenklappe – wieder hinaus. Alle vier sind also permanent im Einsatz und entscheidend dafür, dass das Herz reibungslos funktioniert.

Welche Arten von Herzklappenfehlern gibt es?

Generell unterscheidet man zwei Arten von Herzklappenfehlern: angeborene und erworbene. Letztere kommen weitaus häufiger vor, denn Herzklappen können im Laufe eines Lebens verschleißen. Dabei sind die Klappen der linken Kammer, in der sich die Aorten- und die Mitralklappe befinden, tendenziell öfter betroffen, da sie mechanisch höher belastet werden als ihre Pendants auf der rechten Seite. Auch Erkrankungen können die Funktion beeinträchtigen. Dabei gibt es zwei übergeordnete Krankheitsbilder: die Klappeninsuffizienz und die Klappenstenose.

 

Bei einer Insuffizienz schließen die betroffenen Klappen nicht mehr richtig und sind folglich undicht. Eine Stenose hingegen ist eine Verengung der Klappen. Sie führt dazu, dass das Blut nicht mehr in ausreichender Menge ein- oder ausgelassen werden kann. Beide Phänomene können auch gemeinsam auftreten. Dann spricht man von einer kombinierten oder multiplen Klappenerkrankung.

Was sind die Ursachen für eine Aortenklappenstenose?

Die Aortenklappe kann mit zunehmendem Alter verschleißen oder verkalken. Dadurch entstehende Verengungen nennt man Aortenklappenstenosen. Sie können je nach Lebensstil und Veranlagung auch bei jüngeren Menschen auftreten und zudem durch angeborene Defekte wie Verdickungen oder Verwachsungen der Klappentaschen entstehen. Der häufigste angeborene Defekt ist die sogenannte bikuspide Klappe. Dabei besteht die Herzklappe nur aus zwei statt aus drei Taschen.

Welche Symptome zeigen sich bei einer Aortenklappenstenose?

Die Symptome einer Aortenklappenstenose können je nach Schweregrad variieren. Bei einer geringen Ausprägung merken die Betroffenen manchmal gar nichts, während bei einer starken Verengung deutliche körperliche Beschwerden auftreten, zum Beispiel:

 

  • Luftnot
  • verringerte Leistungsfähigkeit
  • Enge- und Beklemmungsgefühl in der Brust
  • linksseitiger „Herzschmerz“
  • Schwindel und Bewusstseinsverlust
  • niedriger Blutdruck
  • Wasseransammlungen (Ödeme), vorrangig in den Beinen

Mit welcher Untersuchung wird die Aortenklappenstenose festgestellt?

Um Klappenfehler wie die Aortenklappenstenose zu erkennen, ist die Echokardiographie das Mittel der Wahl. Das bei dieser Ultraschalluntersuchung erzeugte Bild zeigt die Struktur des Herzens. Das Herz kann so bei seiner Arbeit in Echtzeit beobachtet werden. Indem der Blutfluss farbig dargestellt wird, lassen sich die Auswirkungen der Defekte noch genauer darstellen. In manchen Fällen ist zudem eine Ultraschalluntersuchung durch die Speiseröhre (transösophageale Echokardiographie) nötig. Bei Klappenfehlern, die in Ruhephasen keine Symptome zeigen, wird ein „Stress-Echo“ erzeugt – zum Beispiel per Belastungstest auf einem Ergometer oder mithilfe eines intravenös verabreichten Medikaments.

Welche Behandlung gibt es für die Aortenklappenstenose?

Je nach Schwere und Verlauf können Patientinnen und Patienten mit Herzklappenfehlern wie der Aortenklappenstenose ohne Operation auskommen. Allerdings sind regelmäßige ärztliche Untersuchungen dringend anzuraten. Ist der Klappenfehler aufgrund von anderen Erkrankungen entstanden, kann eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein. Sie dient dazu, eine Verschlimmerung zu verhindern oder den Verlauf zumindest zu verlangsamen. Es gibt allerdings keine medikamentöse Therapie, mit der man den Klappenfehler direkt behandeln kann. Nur bei einer akuten bakteriellen Entzündung einer Herzklappe kann durch eine hochdosierte antibiotische Therapie das Entstehen eines Herzklappenfehlers verhindert werden.

Welche Operationen gibt es an der Aortenklappe?

Zuweilen ist eine Operation sinnvoll oder zwingend nötig. Sobald sich Symptome zeigen und die Lebenserwartung des Patienten oder der Patientin sinkt, muss ein Eingriff in Betracht gezogen werden. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten:

 

  • eine kathetergestützte Aortenklappenimplantation („transcatheter aortic valve implantation“, kurz TAVI genannt)
  • ein konventioneller (operativer) Aortenklappenersatz (AKE).

 

Bei einer TAVI wird durch einen minimalinvasiven Einsatz die Aortenklappe ersetzt. Diese Methode ist schonender und wird vor allem bei Patientinnen und Patienten durchgeführt, die an einer schweren symptomatischen Aortenklappenstenose leiden und ein mittleres oder hohes Operationsrisiko, weitere Erkrankungen oder ein hohes Alter zeigen.

 

Eine TAVI ist für den Körper weniger belastend, da die Ärztin oder der Arzt die neue Herzklappe mit einem Katheter meist über einen kleinen Schnitt an der Leiste einführt und platziert, während beim konventionellen Aortenklappenersatz in der Regel eine Operation „am offenen Herzen“ durchgeführt wird, bei der der Brustkorb geöffnet werden muss.

 

Mittlerweile wurde in mehreren Studien nachgewiesen, dass eine TAVI, im Vergleich zum konventionellen Aortenklappenersatz, für viele Patientinnen und Patienten die bessere Wahl ist und weniger Risiken sowie Folgeschäden wie beispielsweise Schlaganfälle mit sich bringt. Welche Methode für Sie am geeignetsten ist, entscheiden Kardiologinnen beziehungsweise Kardiologen und Herzchirurginnen beziehungsweise Herzchirurgen gemeinsam im sogenannten Heart-Team.

DGK-zertifizierte Behandlungszentren

Zur Behandlung ist in vielen Fällen die minimalinvasive Operation mittels Katheter das Mittel der Wahl. Die sogenannte Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) ist aus der heutigen Medizin nicht mehr wegzudenken. Angesichts der steigenden Zahlen hat die DGK eigene Qualitätskriterien für die katheterbasierten Operationen von Aortenklappenfehlern definiert. Ziel ist die Qualitätssicherung der zertifizierten Herzzentren, damit für jeden Patienten die bestmögliche Behandlung gewährleistet ist. Weitere Informationen dazu finden sie hier:

https://tavi.dgk.org/

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