Die Implantation von Stents ist eine Alternative zur klassischen operativen Bypass-Versorgung. „Die Entscheidung für das optimale Behandlungs-Konzept wird oft gemeinsam von einem Herzteam getroffen“, erklärt Prof. Massberg. In großen Zentren arbeiten die Ärztinnen und Ärzte der Kardiologie und der Herzchirurgie bei der Behandlung der koronaren Herzerkrankung zusammen und wägen die Begleitfaktoren bei den Betroffenen wie zum Beispiel Alter oder Diabetes-Erkrankung ab. Jeder Fall muss genau betrachtet und individuell entschieden werden. So haben beispielsweise junge Diabetikerinnen und Diabetiker ein höheres Risiko als Menschen ohne Diabetes, nach einer Stent-Implantation eine Wiederverengung zu bekommen.
Ein Stent ist in der Regel die geeignete Therapie,
- bei einem akuten Herzinfarkt als lebensrettender Eingriff,
- bei einem chronischen Koronarsyndrom, wenn nur ein bis zwei Gefäße betroffen sind oder die Engstellen nur kurze Strecken des Gefäßes betreffen oder auch
- bei älteren Patienten mit einer komplexen Herzerkrankung, für die eine Bypass-Operation riskant ist.
Für einen Bypass spricht,
- wenn alle drei Herzkranzgefäße betroffen sind oder chronische Verschlüsse vorliegen, die mit Stents nicht gut angehbar sind,
- wenn zusätzlich das linke Hauptgefäß betroffen ist und
- die Patientin oder der Patient jung und das Operationsrisiko gering ist.
Eine Bypass-Operation wird von Herzchirurginnen und Herzchirurgen durchgeführt. Dabei werden die verengten oder verschlossenen Herzkranzgefäße durch eine Umleitung (Bypass) überbrückt.
„Die Vor- und Nachteile der einzelnen Strategien müssen gut abwägt und mit den Patientinnen und Patienten besprochen werden. Sie sollten gut informiert sein und ihren Beitrag zur Entscheidungsfindung leisten. Wichtig ist eine gute Aufklärung, weil die meisten den kleineren Eingriff mit dem Stent bevorzugen würden“, sagt Prof. Massberg.
Bei einem akuten Herzinfarkt kommt in aller Regel nur der Stent in Frage, denn der akute Herzinfarkt an sich ist bereits mit einem Sterblichkeitsrisiko zwischen 30 und 50 Prozent verbunden. Wenn in dem Fall noch operiert wird, ist die Gefahr, bei der Operation zu versterben, dramatisch erhöht.
Der größte Nachteil des Stents ist der höhere Anteil an Wiederverengungen (Restenosen) der Gefäße, so dass eine erneute Stent-Implantation erforderlich wird. Der große Vorteil der Stents dagegen ist die deutlich geringere Invasivität: Die Implantation kommt ohne Vollnarkose, Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine und Brustkorböffnung aus. Der Eingriff ist daher deutlich weniger belastend für die Patientinnen und Patienten ist als eine Bypass-Operation.
„Man kann sagen, es sind sich sehr gut ergänzende Eingriffe – Hochrisikopatienten würde eher zum Stent geraten werden, Niedrigrisikopatienten eher zur Bypass-Operation. Im Bereich dazwischen, wenn beide Strategien möglich sind, muss besonders der Wunsch der gut aufgeklärten Patientin oder des Patienten berücksichtigt werden“, so Prof. Massberg.