Bei einer Reihe von Herzrhythmusstörungen kann die Katheterablation helfen, das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen. Bei welchen Patientinnen und Patienten sich das Verfahren anbietet und wie die Behandlung abläuft.
Bei einer Reihe von Herzrhythmusstörungen kann die Katheterablation helfen, das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen. Bei welchen Patientinnen und Patienten sich das Verfahren anbietet und wie die Behandlung abläuft.
Von Kerstin Kropac
Bildquelle (Bild oben): iStock / Aleksandr Zyablitskiy
Manchmal bricht im Herzen Chaos aus. Dann gerät durch „falsche Zündkerzen“ der Herzrhythmus durcheinander. Betroffene spüren ein Herzrasen. Mit einer Katheterablation können Kardiologinnen und Kardiologen zum Beispiel Menschen mit Vorhofflimmern dauerhaft von ihrer Rhythmusstörung befreien.
Die Katheterablation ist ein minimalinvasiver Eingriff, mit dem verschiedene Herzrhythmusstörungen sehr gut behandelt werden können. Diese Rhythmusstörungen entstehen in der Steuerung des Herzmuskels durch elektrische Impulse – kommt es zu Störungen in der Erregungsentstehung oder -leitung, kann das Rhythmusstörungen auslösen. „Mit ganz dünnen Kathetern, die nicht dicker sind als eine Kugelschreiber-Mine, veröden wir ganz gezielt die Stellen im Herzen, die diese Rhythmusstörungen auslösen“, erklärt Prof. Thomas Deneke, Chefarzt am Rhönklinikum Campus Bad Neustadt.
„Nehmen wir als Beispiel die häufigste Herzrhythmusstörung, das Vorhofflimmern. Da wissen wir, dass falsche Zündkerzen in der linken Vorkammer sitzen, die zwischendurch Impulse abgeben und dadurch dieses Vorhofflimmern – ein komplettes elektrisches Chaos des Herzens – produzieren“, erklärt Prof. Denke. „Bei der Katheterablation veröden wir gezielt diese Areale, die für die Rhythmusstörungen verantwortlich sind.“ Das ist möglich, weil das Herz diese Stellen nicht für seine normale Erregung benötigt. „Wir unterbrechen also eigentlich nur die Leitung von den falschen Zündkerzen zur Vorkammer“, sagt der Kardiologe.
Die Katheterablation ist ein Verfahren zur symptomatischen Therapie. Das heißt: Sie wird nur bei Patientinnen und Patienten durchgeführt, deren Lebensqualität durch Vorhofflimmern eingeschränkt ist. „Rhythmusstörungen werden von den Betroffenen sehr unterschiedlich empfunden“, sagt Prof. Deneke. „Fühlt sich eine Person zum Beispiel nur einmal im Jahr ein wenig beeinträchtigt, könnten wir die Rhythmusstörung mit Medikamenten unterdrücken. Haben Betroffene aber häufige und sehr einschränkende Beschwerden, ist ein Katheterverfahren die wesentlich effektivere Therapie.“
Zuerst wird die Haut in der Leiste desinfiziert und örtlich (lokal) betäubt. Danach führt die Ärztin oder der Arzt den Katheter durch ein Blutgefäß bis in das Herz. „Während des Eingriffs wird per Röntgendurchleuchtung die Position des Katheters kontrolliert“, sagt Prof. Deneke. „Auch moderne Kartierungsverfahren – sogenannte Mapping-Verfahren – werden verwendet, um vor dem Eingriff eine detailgenaue Grafik des Herzens zu erstellen. So kann mittels Computer permanent die genaue Position des Katheters überprüft werden.“
„Beim Vorhofflimmern weiß man aus vielen Untersuchungen, dass die meisten dieser falschen Zündkerzen in den Lungenvenen sitzen“, sagt Prof. Deneke. Bei einigen anderen Rhythmusstörungen müssen die auslösenden Zellen während des Verfahrens gefunden werden. „Dann fährt man mit der Katheterspitze das Herz von innen ab“, erklärt der Kardiologe. „Erreicht man eine Stelle, an der man den Ursprung der Herzrhythmusstörung vermutet, setzt man einen Stromimpuls und wertet aus, wie das Herzgewebe reagiert.“ So lässt sich genau bestimmen, welche Stellen verödet werden müssen, um die Herzrhythmusstörungen zu beseitigen.
Katheterablationen können leider nicht bei allen Herzrhythmusstörungen helfen. Sie kommen vor allem bei Tachykardien, also bei einem stark beschleunigten Herzschlag, zum Einsatz. „Beim Vorhofflimmern ist die Katheterablation eine standardisierte Therapie“, sagt Prof. Deneke. „Auch bei einer Vielzahl von anderen Rhythmusstörungen – wie der AV-Knoten-Tachykardie – kann sie den Betroffenen helfen.“ Weitere mögliche Einsatzgebiete: Kammertachykardien, also lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, die nach einem Herzinfarkt durch eine gestörte Reizleitung entstehen können. Oder das Wolff-Parkinson-White-Syndrom, eine Rhythmusstörung, die häufig durch eine angeborene zusätzliche Reizleitungsstruktur ausgelöst wird.
Bei den derzeit gängigsten Verfahren wird das Gewebe mit Hitze oder Kälte verödet. „Man setzt zum Beispiel mit Hitze Punkt für Punkt einen Kreis um den krankhaften Erregungsherd, um ihn zu isolieren“, erklärt der Kardiologe. „Bei der Vorhofflimmern-Ablation wird auch das sogenannte Kryo-Ballonverfahren häufig eingesetzt. Dazu wird an der Lungenvenenöffnung ein Ballon entfaltet, in den Kühlmittel eingeleitet wird. So entsteht eine kreisförmige Vereisung.“
Eine neuere Methode ist die sogenannte Elektroporation. Dabei werden durch hochenergetische Impulse ganz gezielt Herzmuskelzellen ausgeschaltet, die für die Störimpulse verantwortlich sind. „Keines dieser Verfahren ist besser als ein anderes“, sagt Prof. Deneke. „Welches eingesetzt wird, hängt vor allem von der Erfahrung und der persönlichen Vorliebe der behandelnden Ärztin oder des behandelnden Arztes ab.“
„Ich sage meinen Patientinnen und Patienten immer: Zahnarzt ist meist schlimmer“, erklärt Prof. Deneke. „Wir führen all diese Prozeduren in einer Sedierung, also im Tiefschlaf, durch. Die Patientinnen und Patienten bekommen von der ganzen Prozedur also überhaupt nichts mit.“ Lediglich der Verband in der Leistengegend, der sogenannte Druckverband, der den Zugang in der Leiste verschließen soll, kann unangenehm sein – aber nicht schmerzhaft.
Auch mit Medikamenten lassen sich viele Rhythmusstörungen erfolgreich unterdrücken. Allerdings müssen die Betroffenen ihre Medikamente regelmäßig und dauerhaft einnehmen. „Und viele dieser Wirkstoffe haben langfristig Nebenwirkungen“, sagt Prof. Denke. Deshalb sollten Ärztinnen und Ärzte gemeinsam mit den Betroffenen überlegen, ob das Katheterverfahren eventuell eine sinnvolle Alternative ist. „Bei den Katheterverfahren reicht in der Regel ein einziger Eingriff. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Herzrhythmus langfristig stabil und regelmäßig bleibt, ist von vielen Faktoren abhängig. Beim Vorhofflimmern sind im Langzeitverlauf zwischen 60 und 80 Prozent der Betroffenen nach diesem Eingriff beschwerdefrei.“
Nach einer Katheterablation braucht das Herz etwa drei Monate, um die Verödungsläsionen in Narben umzubilden. In dieser Phase kann der Rhythmus nochmal unregelmäßig sein. „Das bedeutet nicht, dass es nicht funktioniert hat, sondern gehört zur normalen Abheilungsreaktion am Herzen“, erklärt Prof. Deneke. Bei einem Teil der Patientinnen und Patienten kann es aber auch vorkommen, dass nach einer Katheterablation weiterhin Rhythmusstörungen auftreten. „In solchen Fällen muss man noch einmal nachveröden. Bei einigen können sogar weitere Eingriffe nötig werden“, sagt der Kardiologe. „Das betrifft vor allem Menschen, die durch die Rhythmusstörungen bereits stark vernarbte Vorkammern haben.“
Es gibt unterschiedliche Komplikationen, die bei einem solchen Eingriff auftreten können. Insgesamt liegt das Risiko zwischen 2 bis 4 Prozent. Relevante Komplikationen kommen deutlich seltener vor. „Am häufigsten ist ein blauer Fleck an der Einstichstelle in der Leiste“, erklärt Prof. Deneke. „Das hängt damit zusammen, dass man für die Prozedur das Blut dünnflüssig halten muss, damit sich kein Blutgerinnsel absetzt – denn das könnte im schlimmsten Fall einen Schlaganfall auslösen.“ Eine weitere kritische Komplikation wäre eine Verletzung des Herzens, die eine Notoperation nötig machen würde. „Aber glücklicherweise passiert das wirklich sehr selten.“
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie zertifiziert Zentren, die Katheterablationen durchführen. Diese zertifizierten Kliniken haben die standardisiert guten Voraussetzungen für die Durchführung dieser Kathetereingriffe belegt. Informationen erhalten Sie hier.