Neue Behandlung bei Vorhofflimmern: Das ist die Pulsed-Field-Ablation

Vorhofflimmern ist eine häufige Herzrhythmusstörung, die das Leben von Millionen Menschen beeinträchtigt. Dank medizinischer Fortschritte in den vergangenen Jahren gibt es neue vielversprechende Behandlungsmöglichkeiten – dazu gehört auch die Pulsed-Field-Ablation, auch Elektroporation genannt.

Von Silja Klassen

 

Bildquelle (Bild oben): iStock/Dragos Condrea

Seit knapp drei Jahren kann Vorhofflimmern in Deutschland mit einer neuen Methode behandelt werden: der sogenannten Pulsed-Field-Ablation. „Vorhofflimmern als die häufigste Rhythmusstörung ist akut nicht lebensgefährlich, aber bringt langfristig ganz erhebliche Probleme mit sich. Es erhöht das Risiko für einen Schlaganfall und kann eine bestehende Herzschwäche verschlimmern“, sagt Prof. Julian Chun vom Cardioangiologischen Centrum Bethanien in Frankfurt. „Vorhofflimmern ist verbunden mit einer erhöhten Rate an Herzinsuffizienz, einem der wesentlichen Gründe für die Herzfrequenzstörung Tachymyopathie, und für ischämische Schlaganfälle. Ungefähr 20 bis 30 Prozent dieser Schlaganfälle werden dem Vorhofflimmern zugerechnet.“

 

Mittlerweile gehören Vorhofflimmern oder Herzrhythmusstörungen allgemein zu den häufigsten Gründen für stationäre Krankenhausaufnahmen. „Vorhofflimmern schränkt die Lebensqualität der betroffenen Patienten und Patientinnen stark ein“, sagt Prof. Chun. „Und es ergibt eine statistisch erhöhte Sterblichkeit im Vergleich zu Patienten, die kein Vorhofflimmern haben.“ Deswegen bedeuten moderne Behandlungstechniken einen großen Fortschritt im Kampf gegen die weltweite Epidemie Vorhofflimmern. Zu diesen Behandlungsmethoden gehört die Pulsed-Field-Ablation, kurz PFA.

 

Was ist die Pulsed-Field-Ablation?

Die Pulsed-Field-Ablation ist eine Technik, die zur Behandlung von Vorhofflimmern eingesetzt wird und in Deutschland seit März 2021 zur Verfügung steht. Das Verfahren wird auch Elektroporation genannt. Dabei werden gezielt abnorme Bereiche des Herzgewebes verödet, die dafür verantwortlich sind, dass Herzrhythmusstörungen entstehen. „Im Unterschied zu herkömmlichen Verfahren wie der Radiofrequenzstrom- oder Kryo-Ablation, bei der Hitze oder Kälte verwendet werden, um Gewebe zu veröden, setzt die Pulsed-Field-Ablation auf elektrische Impulse, also auf nichtthermische Energie. Diese Impulse werden in sehr kurzen, hochenergetischen Stößen abgegeben und erzeugen kleine Poren in der Zellmembran. Dadurch werden die fürs Vorhofflimmern verantwortlichen Areale im Vorhof des Herzens verödet“, erklärt Prof. Chun.

 

Wie läuft eine Pulsed-Field-Ablation ab?

  • Ärzte und Ärztinnen führen spezielle Katheter über die Blutgefäße bis zum Herzen vor. In der Regel werden diese Katheter über Blutgefäße an der Leiste eingeführt.
  • Während des Eingriffs werden bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder 3D-Mapping Systeme verwendet, um die Herzstrukturen präzise darzustellen und die Position des Katheters zu kontrollieren.
  • Bei der Ablation mit der Pulsed-Field-Methode wird dann über einen speziellen Katheter eine Reihe elektrischer Impulse auf die Mündung der Lungenvene (Pulmonalvene) im linken Vorhof des Herzens abgegeben. Durch diese Impulse werden die Herzmuskelzellen, die das Vorhofflimmern auslösen, verödet.
  • Während des Eingriffs werden kontinuierlich der Herzrhythmus und alle Vitalparameter überwacht, um sicherzustellen, dass der Eingriff auch ohne künstliche Beatmung sicher und ohne Schmerzen für den Patienten durchgeführt werden kann.

 

Nach der Verödungsbehandlung des abnormen Gewebes wird der Katheter entfernt und der Eingriff ist abgeschlossen

Prof. KR Julian Chun Prof. KR Julian Chun. Bildquelle: Markus Krankenhaus, Frankfurt a. M.

Welche Vorteile hat eine Pulsed-Field-Ablation?

Folgende Vorteile bietet eine Behandlung von Vorhofflimmern durch die Pulsed-Field-Ablation oder Elektroporation:

 

  • Schnellere Prozedur: „Im Vergleich zu den anderen bewährten Verfahren wie einer Radiofrequenzstrom-Ablation sind die Prozedurzeiten einer Pulsed-Field-Ablation in der Regel signifikant kürzer“, sagt Prof. Chun. „Das ist sowohl für die Operateurinnen und Operateure als auch für die Patientinnen und Patienten ein großer Vorteil. Denn kürzere Behandlungszeiten sind auch mit geringeren Nebenwirkungen und Komplikationen verbunden.“
  • Präzision und Sicherheit: Die Pulsed-Field-Ablation bietet eine präzise und kontrollierte Ablation des abnormen Gewebes, ohne das umliegende gesunde Gewebe durch extreme Hitze oder Kälte zu schädigen. Dies reduziert das Risiko von Komplikationen und potenziellen Nebenwirkungen. So ist beispielsweise ein thermischer Schaden an der Speiseröhre oder dem Zwerchfellnerv (Nervus phrenicus) extrem unwahrscheinlich. Prof. Chun: „Randomisierte Daten konnten die hohe Sicherheit des neueren Verfahrens mit der Elektroporation belegen. Es zeigte sich, dass beispielsweise keine Lungenvenen-Verengungen auftreten. Bei Hitze oder Kälte dagegen können Lungenvenenverengungen (Stenosen) auftreten.“
  • Geringeres Risiko von Narbengewebe: Da die Pulsed-Field-Ablation beim Veröden auf elektrische Impulse statt auf Hitze oder Kälte setzt, besteht ein mutmaßlich geringeres Risiko, dass sich Narbengewebe bildet. Narbengewebe versteift den Herzmuskel, sodass er weniger flexibel ist und sich beim Pumpen schlechter zusammenzieht. So ein Funktionsverlust des linken Vorhofs im Herzen wird bei der Pulsed-Field-Ablation vermieden.
  • Verbesserte Lebensqualität: Durch die erfolgreiche Behandlung von Vorhofflimmern erfahren viele Patienten eine erhebliche Verbesserung ihrer Lebensqualität. Sie erleben keine oder weniger Symptome und haben ein geringeres Risiko für Komplikationen durch das Vorhofflimmern.

 

Ist eine Elektroporation oder Pulsed-Field-Ablation für jeden geeignet?

„Eine Katheterablation mit der Elektroporation ist grundsätzlich für alle Patienten und Patientinnen mit Vorhofflimmern für einen Ersteingriff sehr gut geeignet, denn diese neue Technologie ist genauso gut wie die bereits etablierten Verfahren“, sagt Prof. Chun. „Ich empfehle aber auf jeden Fall, sich in einer spezialisierten Klinik mit erfahrenen Operateurinnen und Operateuren behandeln zu lassen.“ Besprechen Sie sich mit Ihrer behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt.

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