Das geschieht bei einer Herzkatheter-Untersuchung

Die Herzkatheteruntersuchung ermöglicht es Kardiologinnen und Kardiologen, die Herzkranzgefäße von Patientinnen und Patienten nicht nur zu untersuchen, sondern auch gleich zu behandeln, wenn es nötig ist.

Von Sven Stein

 

31.03.2023

 

Bildquelle (Bild oben): iStock / U.Ozel.Images  

Die Herzkatheteruntersuchung gehört zu den häufigsten stationären Eingriffen in deutschen Krankenhäusern. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie stieg die Zahl auf bis zu 1,2 Millionen Eingriffe im Jahr (2019), zuletzt lag sie laut einer Analyse von BinDoc bei knapp 1,15 Millionen Untersuchungen (2021). Eine Abnahme, die wohl nicht nur durch die Corona-Pandemie bedingt ist, sondern auch dadurch, dass andere nicht invasive Verfahren wie die kardiale Computertomographie (Kardio-CT) ebenfalls die Herzkranzgefäße darstellen können.

Was ist eine Herzkatheter-Untersuchung?

Bei der Herzkatheteruntersuchung wird ein dünner Kunststoffschlauch, der Katheter, über eine Arterie, also eine Pulsader, bis zum Herzen vorgeschoben. Dort wird ein Kontrastmittel in die Herzkranzgefäße gespritzt, um in bewegten Röntgenbildern nachweisen oder ausschließen zu können, dass es Verengungen an den Herzkranzgefäßen gibt.

Bei welchen Patienten wird eine Herzkatheter-Untersuchung gemacht?

Es gibt drei wesentliche Situationen, in denen eine Herzkatheteruntersuchung gemacht wird:

 

  • Bei einem Herzinfarkt. In so einem Notfall wird mit dem Herzkatheter ein verschlossenes Gefäß oder ein hochgradig verengtes Gefäß mit einem Ballon und dann meist mit einem Stent behandelt.
  • Bei Patientinnen und Patienten, die bei Belastung starke Schmerzen in der Brust (Angina Pectoris) haben und bei denen der Verdacht auf eine koronare Herzerkrankung besteht oder bei denen diese schon festgestellt wurde. Bei der Herzkatheteruntersuchung wird geprüft, ob eine Engstelle vorliegt und diese gegebenenfalls behandelt.
  • Vor Eingriffen wie zum Beispiel einer Herzklappenoperation werden mit der Herzkatheteruntersuchung die Herzkranzgefäße geprüft.
Bei einem Herzinfarkt wird eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt. Die Herzkatheteruntersuchung wird zum Beispiel bei Notfällen durch einen Herzinfarkt durchgeführt. Bildquelle: iStock / gorodenkoff

Wie läuft die Herzkatheter-Untersuchung ab?

„Der Katheter wird heutzutage meist vom Unterarm oder der Tabatière an der Handwurzel über die Pulsader, die Arteria radialis, bis zum Herzen vorgeschoben“, sagt Prof. Holger Thiele von der Universitätsklinik für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig. „Früher hat man die Herzkatheteruntersuchung in der Regel über die Leiste gemacht, aber der Weg über den Unterarm hat Vorteile für die Patienten, weil es eine geringere Verschlussrate und eine geringere Komplikationsrate gibt.“

 

Der Katheter, der 5 French (etwa 1,7 Millimeter) Außendurchmesser hat, wird für die Untersuchung bis an die Herzkranzgefäße geschoben. Durch ein Kontrastmittel, das hier gezielt gespritzt wird, lassen sich die Gefäße für eine Röntgendurchleuchtung sichtbar machen. In einem Video-Röntgenbild können dann mögliche Engstellen erkannt werden. „Der Patient oder die Patientin ist während der Untersuchung wach“, erklärt Prof. Thiele. „In der Regel zeigen wir den Patientinnen und Patienten im Videobild, was die Untersuchung ergibt, auch um dann zu besprechen, welche Schritte als nächste geplant sind.“

Welche Ergebnisse kann die Herzkatheter-Untersuchung liefern?

Bei der Herzkatheteruntersuchung an den Herzkranzgefäßen geht es im Wesentlichen um das Erkennen oder Ausschließen von Verengungen. „Zusätzlich haben wir heutzutage Möglichkeiten, diagnostisch herauszufinden ob zum Beispiel eine sichtbare Verengung überhaupt eine Durchblutungsstörung verursacht“, sagt Prof. Thiele. „Das lässt sich mit speziellen Druckmessungen herausbekommen.“

 

Doch auch der umgekehrte Fall ist möglich: Die Herzkranzgefäße können beim Betrachten unauffällig aussehen, und trotzdem haben Patientinnen oder Patienten eine Angina Pectoris, also Symptome einer Durchblutungsstörung. Der Grund ist eine sogenannte Mikrozirkulationsstörung. „Das nennt sich INOCA“, erklärt Prof. Thiele. „Mit einem speziellen Sensor kann man dann die Physiologie der Herzkranzgefäße messen, um die Ursache der Durchblutungsstörung zu finden.“

Wie verläuft die Behandlung bei einer Herzkatheter-Untersuchung?

Der große Vorteil der Herzkatheteruntersuchung ist, dass eine erkannte Engstelle auch gleich behandelt werden kann, wenn sie dafür geeignet ist. Dann wird über den Katheter ein Draht an die Engstelle vorgeschoben und über diesen Draht in der Regel ein Stent, also eine Gefäßstütze, platziert. „Der Stent ist auf einem Ballon vormontiert und wird an der Stelle der Verengung in die Gefäßwand hinein ausgedehnt“, erläutert Prof. Thiele den Ablauf. Auf diese Weise wird die Engstelle entfernt.

Prof. Holger Thiele Univ.-Prof. Dr. med. Holger Thiele, Universitätsklinik für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig. Bildquelle: Holger Thiele

Wie lange dauert die Herzkatheter-Untersuchung?

Das Prüfen der Herzkranzgefäße auf eine Verengung dauert wenige Minuten. Die weitere Behandlung kann zwischen einigen weiteren Minuten und mehreren Stunden dauern, abhängig davon, wie komplex der Eingriff sich gestaltet. „Wenn ein Gefäß seit mehreren Monaten oder gar Jahren verengt ist, kann es zwei oder drei Stunden dauern, bis man es wieder geöffnet hat“, so Prof. Thiele.

Ist die Herzkatheter-Untersuchung für Patienten schmerzhaft?

In der Regel spüren Patientinnen und Patienten nichts von der Herzkatheteruntersuchung. Die Stelle an Unterarm oder Leiste, über die der Katheter eingeführt wird, erhält eine lokale Betäubung. Und die Innenwände der Gefäße haben keine Schmerzrezeptoren. Einzig wenn der Ballon zum Weiten der Gefäße zu lange geöffnet wurde, könnte der Patient dies fühlen. Wer jedoch vor dem Eingriff sehr aufgeregt ist, weil ein Katheter bis zum eigenen Herzen geschoben werden soll, könne im Vorfeld ein Medikament erhalten, das für etwas Entspannung sorgt, so Prof. Thiele.

Welche Risiken oder Komplikationen kann es bei der Herzkatheter-Untersuchung geben?

„Wie bei jedem Eingriff gibt es gewisse Risiken, die den Patienten im Vorfeld detailliert erläutert werden“, sagt Prof. Thiele. Am häufigsten tritt ein kleiner blauer Fleck an jener Stelle auf, wo der Katheter eingeführt wurde. In sehr seltenen Fällen kann es zu Reaktionen auf das Kontrastmittel kommen, das während der Untersuchung gespritzt wird. Zu Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall kommt es nur in extrem seltenen Fällen. Denn prinzipiell gilt: „Die Herzkatheteruntersuchung ist heutzutage eine sehr sichere Methode“, so Prof. Thiele.

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