Herzbericht 2022: Herzkrankheiten sind häufigste Todesursache in Deutschland

Mehr als 1,5 Millionen Fälle von Herzerkrankungen wurden 2021 in Krankenhäusern erfasst – fast jede zehnte Behandlung in einer Klinik, wie die Statistik des Herzberichts 2022 der Deutschen Herzstiftung zeigt. Herz-Kreislauf-Erkrankungen bleiben trotz eines leichten Rückgangs auch weiterhin die häufigste Todesursache in Deutschland. Männer erkranken häufiger und in jüngerem Alter am Herzen als Frauen.

Von Sven Stein

 

21.09.2023


Bildquelle (Bild oben): iStock / ipopba

Was sind die häufigsten Herzkrankheiten in Deutschland?

Auch wenn die Zahl der Betroffenen leicht zurückgeht: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weiterhin die häufigste Todesursache in Deutschland. Von 100 Verstorbenen in Deutschland litt 2021 laut Statistischem Bundesamt jeder Dritte (33 %) an einer Herzerkrankung. Der Deutsche Herzbericht 2022 nennt als häufigste Todesursache (Angaben für das Jahr 2021) die koronare Herzkrankheit (KHK; 7,3 %). Der Herzinfarkt (4,4 %) liegt auf dem vierten Platz der Statistik, Herzinsuffizienz (3,4 %) auf Rang sechs. Zudem finden sich die hypertensive Herzkrankheit (2,3 %) und Vorhofflimmern (2,1 %) unter den zehn häufigsten Todesursachen.

 

Eine der häufigsten Herzkrankheiten sind Herzrhythmusstörungen, heißt es im Herzbericht. Fast 450.000 Patientinnen und Patienten wurden deshalb im Jahr 2021 in Kliniken behandelt, über 28.000 Menschen starben daran. Seit 2011 ist die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörungen kontinuierlich gestiegen. Nur während der Corona-Pandemie ging die Zahl der Krankenhausaufnahmen zurück. „Diese Zahlen sprechen klar für den enormen Bedarf an Aufklärung und Information für Menschen mit Rhythmusstörungen oder einem erhöhten Risiko für dieses Herzleiden aufgrund von KHK, Herzschwäche, Bluthochdruck oder angeborenem Herzfehler“, betont Prof. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Ein Patient oder eine Patientin mit Rhythmusstörungen kommt selten allein mit diesem Herzleiden, sondern meistens mit kardialen Begleiterkrankungen, für die er oder sie bereits in Behandlung ist.“

 

Laut Herzbericht 2022 fast 75.000 Todesfälle durch koronare Herzkrankheit

Mehr als 340.000 Menschen starben 2021 laut Statistischem Bundesamt in Deutschland an Herz-Kreislauf-Krankheiten. Der Herzbericht nennt allein für die koronare Herzkrankheit (KHK) fast 75.000 Todesfälle. Hinzu kommt, dass die KHK auch für etwa 80 Prozent der 65.000 Fälle eines plötzlichen Herztods verantwortlich ist. Wie ließe sich die Zahl verringern? „Verbesserte Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten – medikamentös, interventionell und chirurgisch – haben zwar dazu beigetragen, die Zahl an KHK-Neuerkrankungen und -Todesfällen in den vergangenen Jahren zu senken. Um aber eine noch deutlichere Senkung zu erreichen, braucht es differenzierte Präventionsstrategien, die bereits im Kindes- und Jugendalter beginnen“, erklärt Prof. Voigtländer. Außerdem müsse die ambulante kardiologische Versorgung auch außerhalb von Ballungsgebieten ausgebaut werden und mehr in Forschung zu Herzkrankheiten investiert werden.

 

Männer oder Frauen – wer erkrankt häufiger?

Der Herzbericht zeigt, dass Männer deutlich häufiger von Herzkrankheiten betroffen sind als Frauen. Beispiel koronare Herzkrankheit: Mit 865,6 Fällen pro 100.000 Einwohner trifft sie Männer mehr als doppelt so oft wie Frauen (328,5 Fälle pro 100.000). Beim Herzinfarkt verhält es sich ebenso – Männer (303,4 Fälle) sind mehr als doppelt so oft betroffen wie Frauen (115,7).

 

Männer erkranken statistisch nicht nur häufiger an Herzleiden, sie sind auch in deutlich jüngerem Alter betroffen als Frauen. Beispiel koronare Herzkrankheit: Schon ab dem 45. bis 50. Lebensjahr steigt die Zahl der Männer, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, kontinuierlich bis zum 75. bis 80. Lebensjahr an. Bei den Frauen hingegen wächst die Zahl der Fälle deutlich später, verzögert und geringer als bei Männern.

 

Weniger Krankenhausaufenthalte wegen Corona-Pandemie

Im Jahr 2019 lag die Zahl der Krankenhausaufnahmen wegen Herzkrankheiten bei über 1,7 Millionen Fällen. Für 2021 weist der Herzbericht mehr als 1,5 Millionen Fälle in Krankenhäusern aus – eine Abnahme um 12,5 Prozent. Bei einzelnen Herzerkrankungen zeigt sich ein deutlicher Rückgang der Zahl an Patientinnen und Patienten. Beispiel koronare Herzkrankheit: Die Zahl der Menschen in Kliniken sank im Vergleich zum Höchststand im Jahr 2019 um 14,6 Prozent. Auch bei Herzinsuffizienz (minus 12,8 %) oder Herzklappenkrankheiten (minus 8,5 %) war die Zahl gegenüber 2019 rückläufig. Der Grund sei mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass die Menschen wegen der Corona-Pandemie vermieden haben, in ein Krankenhaus zu gehen.

 

Die Corona-Pandemie ist auch der Grund, warum der Anteil der Herz-Kreislauf-Erkrankungen an den zehn häufigsten Todesursachen erstmals mit 48,1 Prozent unter die Marke von 50 Prozent gesunken ist. Auf Platz zwei der häufigsten Todesursachen rückte nämlich Covid-19 mit 71.000 Todesfällen.

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