Die Ausbildung zum Kardioassistenzhund begann mit einem Defi-Schock
Im September 2020 war es dann so weit – der kleine Labrador-Retriever-Welpe Ari zog bei Karolin Bartels und ihrem Mann ein. Labrador Retriever können mit ihrem sanftmütigen Wesen ein Gefühl der Sicherheit und Ruhe vermitteln. Gleichzeitig gelten sie als besonders gelehrig, aufgeschlossen und lernwillig. Das konnte auch Ari bald beweisen. „Er war ungefähr ein dreiviertel Jahr alt, als ich wieder Kammerflimmern und einen Defi-Schock hatte“, erzählt sie vom Beginn seiner Ausbildung. „Ich zog sofort mein Oberteil aus und habe es eingetütet, um den Geruch zu sichern. Wir mussten herausfinden, ob ich in dem Moment anders rieche und wir haben Ari mit dem Oberteil spielerisch trainiert.“ Als sie das Kleidungsstück später in einem Haufen Wäsche versteckte, konnte Ari es auf Anhieb aufspüren. „Da wussten wir, dass ich für ihn anders rieche, wenn ich Kammerflimmern habe.“
Nun konnte Ari gemeinsam mit einer Assistenzhundetrainerin auf das eigentliche Ziel geschult werden: Karolin Bartels zu warnen, wenn ihr ein Kammerflimmern droht, sodass sie sich rechtzeitig hinsetzen kann, bevor sie schlimmstenfalls bewusstlos wird. „Wir haben zuhause auch Notfallknöpfe in Hundehöhe installiert, die er im Notfall drücken kann. Entweder, wenn ich ihm das Kommando dafür gebe oder wenn ich bewusstlos umkippe. Außerdem bellt er, um Hilfe zu holen.“ Auch für die Situation, die Karolin Bartels die größte Sorge bereitete, wurde Ari geschult: dass sie in der Öffentlichkeit umkippt. „Ich musste mitten in der Stadt so tun, als ob ich bewusstlos werde. Dann legt er sich zu mir und bellt, um Hilfe zu holen. Das haben wir tatsächlich geübt und hat mich auch in meiner Angst beruhigt.“
Die Aufgabe des Assistenzhunds: den ganzen Tag den Kaliumspiegel in der Nase
Dass Ari außerdem riechen kann, wie sich der Kalium- und Magnesiumspiegel von Karolin Bartels entwickelt, wurde ihr erst im Laufe der Zeit klar. „Er hat ein Anzeigeverhalten gelernt, bei dem er mich anstupst oder anbellt. In einer Zeit, in der ich lange keinen Defi-Schock hatte, fing er trotzdem an, sein Anzeigeverhalten zu machen. Ich dachte, das ist ja komisch, bis mir auffiel, dass ich an dem Tag vergessen hatte, eine Dosis Kalium und Magnesium zu nehmen.“ Insbesondere wenn der Kaliumwert in Karolin Bartels Blut zu tief absinkt, drohen ihr Kammerflimmern und Bewusstlosigkeit. „Zum Glück hat Ari den ganzen Tag meinen Kalium- und Magnesium-Spiegel in der Nase.“
Dank seiner feinen Nase weiß Ari meist besser, wie es um Karolin Bartels steht als sie selbst. „Ich habe gelernt, dass ich immer auf meinen Hund hören sollte. An einem Morgen, bevor im Krankenhaus mein Defi gewechselt wurde, hat er Alarm gegeben. Ich dachte, es reicht, wenn ich zwei Kapseln Kalium zusätzlich nehme, weil ich auf nüchternen Magen die Brausetabletten nicht runterbekommen habe. Aber am Abend ist dann mein Kaliumspiegel abgestürzt und der neue Defi hat mich schocken müssen.“