Diese Gratis-App hilft Menschen mit Herzkrankheiten

Mit der kostenlosen Smartphone-App CardioCoach können Patientinnen und Patienten mit Herzkrankheiten alle relevanten Gesundheitsdaten speichern und ihrer Kardiologin oder ihrem Kardiologen präsentieren. Doch auch für Menschen ohne Herzerkrankung ist die App hilfreich.

Von Sven Stein

 

08.05.2023


Bildquelle (Bild oben): Sven Stein

Sie speichert alle Arztbriefe an einem Ort. Sie erinnert daran, Medikamente pünktlich einzunehmen. Und wenn ein neues Rezept benötigt wird, lässt es sich direkt auf dem Handy in der Praxis anfordern. Die kostenlose App CardioCoach hilft Patientinnen und Patienten, alle Gesundheitsdaten auf dem Smartphone zu sammeln und bei Bedarf ihrer Ärztin oder ihrem Arzt ganz bequem zeigen zu können.

Warum ist die App CardioCoach erfunden worden?

Die CardioCoach-App wurde 2017 vom Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK) erfunden, damit Patientinnen und Patienten mit Herzkrankheiten ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten einfacher Informationen zur Verfügung stellen können. Das können Gesundheitsdaten wie Blutdruck, Puls und Körpergewicht sein, aber auch eingenommene Medikamente, Arztbriefe, Ausweise oder Laborbefunde.

Was bietet die CardioCoach-App für Patientinnen und Patienten?

In der CardioCoach-App können Patientinnen und Patienten ihre Gesundheitsdaten sammeln und bei Bedarf einem Arzt oder einer Ärztin freigeben. Die Mediziner müssen keine Kardiologen sein und auch eine vorherige Anmeldung der Praxis oder der Klinik ist nicht nötig. Wenn eine Praxis bei CardioCoach registriert ist, sind jedoch zusätzliche Funktionen möglich wie etwa das Versenden von Terminen in die App des Patienten oder der Patientin. Außerdem können die Nutzerinnen und Nutzer über die App neue Rezepte bei ihrer Praxis bestellen.

Was verbirgt sich hinter den einzelnen Funktionen der CardioCoach-App?

Die CardioCoach-App bietet derzeit fünf zentrale Funktionen, die über die Startseite der App aufgerufen werden können.

 

  • Blutdruck & Puls: Unter diesem Punkt lassen sich der gemessene Blutdruck und der Puls eintragen und speichern. Die Daten werden mit dem jeweiligen Messzeitpunkt hinterlegt. So lassen sich im Laufe der Zeit die Werte über Zeiträume von sieben, 30 oder 90 Tagen betrachten.
  • Medikation: Hier könne alle Medikamente erfasst werden, die eine Patientin oder ein Patient einnimmt. Am einfachsten ist die Eingabe, wenn der sogenannte PZN-Code auf der Packung des Medikaments mit der Smartphone-Kamera eingelesen wird. Diese Funktion lässt sich direkt im Bereich Medikation starten. Statt des PZN-Codes kann auch der Code auf einem Bundeseinheitlichen Medikationsplan (BMP) ausgelesen werden. Nach dem Einlesen eines Medikaments lässt sich angeben, wie häufig das Mittel eingenommen wird. Außerdem lässt sich ein Pillenwecker aktivieren.
  • Dokumente: In diesem Bereich werden Arztbriefe, Ausweise, Labor- und Untersuchungsbefunde gespeichert. Die Dokumente können dazu direkt in der App mit der Smartphone-Kamera fotografiert werden. Es lassen sich aber auch bestehende Fotos oder PDF-Dateien in die App laden.
  • Gewicht & Prävention: In diesem zweigeteilten Abschnitt können zum einen Trainingspläne abgerufen werden, die von der Praxis erstellt oder von der Nutzerin beziehungsweise dem Nutzer angelegt wurden. Zum anderen lässt sich nach dem Wiegen das aktuelle Körpergewicht eintragen.
  • Termine: Wie der Name vermuten lässt, finden sich hier Termine für den Besuch beim Arzt oder der Ärztin. Praxen, die bei CardioCoach registriert sind, können vereinbarte Termine direkt in diesen Bereich der App senden. Sie lassen sich aber auch von Hand eintippen. Auf Wunsch können Termine auch in den Kalender des Smartphones übertragen werden.

Welche Schritte sind für Patientinnen und Patienten nötig, um die CardioCoach-App zu benutzen?

Patientinnen und Patienten, die mit der CardioCoach-App ihre Gesundheitsinformationen erfassen wollen, müssen die App zunächst aus dem Play Store oder dem App Store aufs Smartphone laden. Das Programm ist kostenlos. Nach dem ersten Start verlangt die App eine Registrierung mit einer E-Mail-Adresse und einem selbst gewählten Passwort. Wenn beides eingetippt wurde, verschickt die App eine E-Mail an die angegebene E-Mail-Adresse, in der ein Link zur Bestätigung enthalten ist. Nach einem Klick darauf ist die Registrierung abgeschlossen.

In einem ersten Schritt können Nutzerinnen und Nutzer ihre Stammdaten wie Größe, Gewicht und das Jahr der Geburt eingeben. Wer bei einer bereits registrierten Praxis in Behandlung ist, kann diese in der App aus einer Liste auswählen. Aktuell nutzen deutschlandweit über 200 Praxen die CardioCoach-App.

Wie kommen die Daten der Patientin oder des Patienten in die CardioCoach-App?

Derzeit können Patientinnen und Patienten Fotos oder PDF-Dateien zur App hinzufügen oder Messwerte eintippen. „Im nächsten Entwicklungsschritt ab Anfang 2024 wird es möglich sein, die App mit zugelassenen Medizinprodukten zu verbinden“, erklärt Simon Glück, Geschäftsführer von BNK Service, dem Betreiber der CardioCoach-App. Solche Medizinprodukte können zum Beispiel Blutdruckmessgeräte sein, aber auch die EKG-Funktion auf Smartwatches von Herstellern wie Apple oder Withings.

Wo werden die Daten der CardioCoach-App gespeichert?

Die Daten der Patientinnen und Patienten werden auf einem zentralen Speicher in Deutschland abgelegt. „Durch die zentrale Speicherung können Ärztinnen und Ärzte übers Internet auf die Daten zugreifen“, erklärt Simon Glück. Auch wenn eine Nutzerin oder ein Nutzer mehrere Geräte verwendet, bleiben die Daten am zentralen Speicherort immer vollständig und auf dem gleichen Stand. „Außerdem ist es komfortabler, wenn Patientinnen und Patienten das Gerät wechseln, weil alle Daten am gleichen Ort abgelegt sind“, so Glück.

Wie können Ärztinnen und Ärzte auf die Daten der CardioCoach-App zugreifen?

Die Ärztin oder der Arzt kann die gespeicherten Daten über einen Internetbrowser auf der Internetseite CardioCoach.de abrufen. Wichtig: Die Praxis oder Klinik muss sich dafür nicht erst registrieren. Es genügt, dass die Patientin oder der Patient einen Visitencode weitergibt, der die Gesundheitsdaten freigibt. Dieser Code wird in der App auf dem Smartphone angezeigt. Die zwölfstellige Zahl muss auf der Internetseite im Browser eingetippt werden. Danach werden die gespeicherten Daten angezeigt. Der Zugang mit dem Visitencode ist nach dem Eintippen für 30 Minuten gültig, dann schließt sich der Zugang und der Code kann nicht noch einmal verwendet werden. Die App auf dem Smartphone erzeugt automatisch einen neuen Code.

Schlägt die App Alarm, wenn kritische Gesundheitsdaten eingegeben werden?

Wenn in der App zum Beispiel hohe Blutdruckwerte oder andere kritische Gesundheitsdaten eingegeben werden, gibt es keine Möglichkeit, dass diese sofort vom Arzt oder der Ärztin erkannt werden. Die App schlägt nicht automatisch Alarm! Die Daten sind erst einsehbar, wenn die Patientin oder der Patient den Visitencode aus der App zur Verfügung gestellt hat. In einem derzeit laufenden Forschungsprojekt wird jedoch eine Alarmfunktion erprobt. „Diese Funktion werden wir ab 2024 deutlich ausbauen“, sagt Simon Glück.

Können auch Menschen ohne Herzkrankheit die CardioCoach-App nutzen?

Im Prinzip kann jeder Mensch, der ein Smartphone benutzt, in der CardioCoach-App seine Gesundheitsdaten sammeln. So lassen sich zum Beispiel nicht nur der Herzschrittmacherpass, sondern auch Unterlagen übers Hörgerät, der Brillenpass oder ein Dokument über die neue Hüfte in der App zusammenfassen. Wenn etwas davon benötigt wird, lässt es sich von jedem Computer mit Internetverbindung auf Cardiocoach.de abrufen, nachdem der Visitencode eingetippt wurde. Oder man öffnet das Dokument direkt auf dem Smartphone und zeigt es vor.

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