Warum ist Typ-2-Diabetes ein Risikofaktor für Herzkrankheiten?
Schon der hohe Blutzucker selbst verändert die Zellen des Körpers. Er kann langfristig die Blutgefäße schädigen und zu einer Erkrankung des Herzmuskels führen. Doch nicht nur der Diabetes allein ist eine Gefahr. „Der hohe Blutzucker geht häufig einher mit Übergewicht und anderen Risikofaktoren, wie hohem Blutdruck und einem gestörten Fettstoffwechsel“, sagt Prof. Marx. Die Zuckererkrankung selbst, aber auch die Kombination der weiteren Faktoren trägt zu Herzerkrankungen wie koronarer Herzerkrankung, Herzinsuffizienz oder Schlaganfall bei. „Der Diabetes ist nicht der alleinige Verursacher, aber der Diabetes treibt das Risiko massiv nach oben“, so Prof. Marx.
Zeigt eine Herzkrankheit andere Symptome, wenn ein Patient oder eine Patientin Diabetes hat?
Wer an einem Diabetes erkrankt ist, hat bei einer Herzkrankheit womöglich andere Anzeichen als andere Betroffene. So treten typische Symptome wie zum Beispiel Angina Pectoris beim Herzinfarkt bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes seltener auf. „Sie haben häufiger sogenannte atypische Symptome wie Luftnot, aber unter Umständen auch gar keine Schmerzen, sogenannte stumme Herzinfarkte“, erklärt Prof. Marx. „Der Grund ist, dass bei einem lang bestehenden Diabetes auch die Nerven geschädigt sind und dadurch die Schmerzwahrnehmung verändert ist.“
Wie läuft die Behandlung eines Typ-2-Diabetes?
Eine Veränderung des Lebensstils ist eine grundlegende Maßnahme in jeder Diabetes-Therapie. Darüber hinaus gibt es Medikamente, die im Fall eines Typ-2-Diabetes den Blutzucker senken aber auch günstige Wirkungen auf Herz und Gefäße haben. Dazu zählen sogenannte SGLT2-Inhibitoren und GLP-1-Rezeptor-Agonisten. „Bei diesen Mitteln hat man gesehen, dass sie das Herz-Kreislauf-System schützen und Patientinnen und Patienten vor Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzinsuffizienz bewahren“, erklärt Prof. Marx. Daneben gibt es andere Medikamente, die nur den Blutzucker senken, aber keine schützende Wirkung auf das Herzkreislauf-System haben.
Wie beeinflusst der Lebensstil einen Diabetes?
Um einen Diabetes zu behandeln, sind als Grundlage Änderungen im Lebensstil nötig. „Dazu gehört bei Übergewicht eine Gewichtsabnahme, mehr körperliche Aktivität, eine Umstellung der Ernährung auf mediterrane Kost – Gemüse, Obst, fettreicher Fisch, wenig Fleisch – und ein Stopp des Rauchens“, fasst Prof. Marx zusammen. Die gute Nachricht: „Gewichtsabnahme und körperliche Aktivität können dazu führen, dass der Diabetes, wenn er noch nicht so ausgeprägt ist, wieder verschwindet“, sagt Prof. Marx. Mancher Diabetes lässt sich also buchstäblich wegtrainieren. Das ist jedoch nicht möglich, wenn der hohe Blutzucker schon lange besteht und ausgeprägt ist. Trotzdem ist auch in diesem Fall ein veränderter Lebensstil wichtig: „Die Lebensstil-Änderung senkt zum Beispiel den Blutdruck und verbessert den Fettstoffwechsel. Das beeinflusst die anderen Effekte aufs Herz und auf die Gefäße“, erklärt Prof. Marx. Das Risiko einer Herzerkrankung sinkt.
Wann sollten Menschen mit Diabetes auf Herzerkrankungen untersucht werden?
„Es ist wichtig, dass Patientinnen und Patienten, die einen Diabetes haben, regelmäßig untersucht werden, ob sie Herzerkrankungen haben“, sagt Prof. Marx. „Aber umgekehrt sollten auch alle Patientinnen und Patienten, die Herzerkrankungen haben – also Herzinsuffizienz, Schlaganfall, Vorhofflimmern, koronare Herzerkrankung – unbedingt auf einen Diabetes untersucht werden.“ Das sei leider nicht selbstverständlich, berichtet Prof. Marx aus seiner Erfahrung. Dabei findet sich bei jedem vierten Menschen mit einer Herzerkrankung ein bis dahin unentdeckter Diabetes. „Wenn Herzerkrankungen und Diabetes zusammen auftreten, verschlechtert das nicht nur die Prognose für die Betroffenen“, erklärt Prof. Marx. „Es hat auch Konsequenzen für die Behandlung, weil andere Medikamente eingesetzt werden können und müssen.“