SGLT2-Hemmer: Doppelwirkung gegen Diabetes und Herzinsuffizienz

SGLT2-Inhibitoren werden seit einigen Jahren nicht nur bei einem Diabetes, sondern auch zur Behandlung einer Herzinsuffizienz eingesetzt. Erfahren Sie hier, wie die Medikamente auf den Blutzucker wirken und warum sie sich auch positiv auf eine Herzschwäche auswirken.

Von Sven Stein

 

23.06.2023

 

Bildquelle (Bild oben): iStock / fizkes

Sie wurden entwickelt, um den Blutzucker bei Menschen mit einem Diabetes zu senken – dann zeigte sich überraschend, dass sie auch bei einer Herzinsuffizienz schützen: SGLT2-Inhibitoren, auch SGLT2-Hemmer genannt, gehören seit einigen Jahren zu den Medikamenten, die von Kardiologinnen und Kardiologen bei Menschen mit einer Herzschwäche verschrieben werden. Selbst, wenn die Patientin oder der Patient nicht an einem Diabetes leiden.

Wie senken SGLT2-Hemmer bei einem Diabetes den Zucker im Blut?

„Die SGLT2-Inhibitoren wirken, indem sie an der Niere einen Rezeptor blockieren, der sonst verhindert, dass Blutzucker über den Urin ausgeschieden wird“, sagt Prof. Nikolaus Marx, Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin der Uniklinik RWTH Aachen.

 

So läuft das Wirkprinzip der SGLT2-Hemmer im Detail: Wenn im Blut ein hoher Zuckerspiegel vorliegt, filtert die Niere den Zucker normalerweise heraus und gibt ihn in den Urin ab. „Aber bevor der Zucker ausgeschieden wird, versucht die Niere dies zu stoppen. Sie fürchtet, dass Zucker, also für den Körper wichtige Energie, verloren geht und holt den Zucker wieder zurück ins Blut“, erklärt Prof. Marx. „Die SGLT2-Inhibitoren hindern die Niere daran, den Zucker aus dem Urin zurückzuholen, indem sie den dafür zuständigen Rezeptor blockieren. Dann wird der Zucker mit dem Urin ausgeschieden.“ Der Zuckerspiegel im Blut sinkt.

Prof. Nikolaus Marx Prof. Nikolaus Marx, Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin der Uniklinik RWTH Aachen. Bildquelle: Uniklinik RWTH Aachen

Welche Vorteile haben die SGLT2-Inhibitoren bei einer Herzinsuffizienz?

Die SGLT2-Hemmer wurden ursprünglich zur Blutzuckersenkung entwickelt. „Dann hat man überraschend festgestellt, dass Patientinnen und Patienten weniger häufig wegen einer Herzinsuffizienz ins Krankenhaus müssen“, berichtet Prof. Marx. „Ein reiner Zufallsbefund.“ Menschen mit einer Herzinsuffizienz werden sonst beispielsweise häufig wegen einer akuten Verschlechterung von Symptomen wie Schwindel, Atemnot oder Wasseransammlungen in den Beinen oder der Lunge im Krankenhaus behandelt.

 

Durch die SGLT2-Hemmer wird der gesamte Stoffwechsel umgestellt. „Es wird mehr Urin ausgeschieden und damit auch eingelagertes Wasser, zum Beispiel aus den Beinen. Das scheint ein Mechanismus zu sein, der auch zur Entlastung des Herzens führt“, erklärt Prof. Marx. Wenn der Körper überschüssiges Wasser ausscheidet, sinkt unter anderem das Blutvolumen und das Herz muss weniger stark pumpen. Eine ganze Reihe solcher Effekte führen zu den günstigen Wirkungen der SGLT2-Hemmer auf die Herzinsuffizienz.

 

Die genauen Wirkmechanismen sind aber noch unklar. Kein Grund übrigens für Patientinnen und Patienten, sich Sorgen zu machen. „Es zählt die Wirkung“, sagt Prof. Marx. Und die ist in Studien nachgewiesen worden. „Wahrscheinlich ist es auch nicht ein einziger Mechanismus, schließlich ist der Körper ein komplexes System.“

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