Diese Symptome deuten auf eine Herzinsuffizienz hin

Das Herz pumpt das Blut durch den Körper und versorgt so jedes Organ und Gewebe mit Sauerstoff. Bei einer Herzschwäche – medizinisch Herzinsuffizienz genannt – vermag das Herz nicht mehr genug Blut in den Kreislauf zu pumpen. Wie erkennt man eine Herzinsuffizienz? Was sind typische Symptome?

Von Silja Klassen

 

07.06.2023

 

Bildnachweis (Bild oben): iStock / Charday Penn

Was sind die ersten Anzeichen für eine Herzschwäche?

„Das Erste, was einem meist auffällt, ist eine Luftnot bei Belastung. Es kann auch sein, dass man durch Wassereinlagerungen geschwollene Beine oder Füße bekommt“, sagt Prof. Christian Hengstenberg, Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie an der Medizinischen Universität Wien. Im Fall einer Herzschwäche pumpt der Herzmuskel weniger oder langsamer das Blut durch den Kreislauf. So kann es zu einem Rückstau in den Venen kommen. Durch den erhöhten Druck in den Gefäßen tritt Flüssigkeit ins umliegende Gewebe aus und führt dort zu Wassereinlagerungen (Ödemen).

Das sind die Symptome einer Herzinsuffizienz

Die Symptome einer Herzschwäche können schnell innerhalb von Stunden oder Tagen auftreten – in dem Fall besteht eine akute Herzinsuffizienz – oder schleichend über Wochen oder Monate entstehen. Dann liegt eine chronische Herzinsuffizienz vor.

 

  • Atemnot oder Kurzatmigkeit: Diese Symptome können bei körperlicher Aktivität oder in Ruhe auftreten. Im Liegen können sie schlimmer sein, und es kann vorkommen, dass Betroffene nachts aufwachen und nach Luft schnappen müssen.
  • Müdigkeit: Betroffene fühlen sich möglicherweise die meiste Zeit müde und empfinden Bewegung als anstrengend. Häufig bemerken sie, dass sie schneller erschöpft sind als gewohnt. Denn durch die schlechte Versorgung mit Blut erhalten Gehirn und Muskulatur nicht mehr ausreichend Sauerstoff.
  • Geschwollene Knöchel und Beine: Diese werden durch Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme) verursacht. Die Schwellungen können morgens geringer sein und im Laufe des Tages schlimmer werden.
  • Schwindelgefühle oder kurzzeitige Ohnmachtsanfälle: Wenn eine Herzinsuffizienz vorliegt, wird der Körper schlechter durchblutet. Wenn sich beispielsweise die Blutversorgung des Gehirns vermindert, kann ein Schwindelgefühl aufkommen. Häufig wird Schwindel bei Menschen mit Herzinsuffizienz auch durch ihre Medikamente hervorgerufen.
  • Gewichtszunahme: Betroffene nehmen zu, obwohl sie nicht mehr essen als gewohnt. Schuld sind Wassereinlagerungen im Körper, die für ein höheres Gewicht sorgen.

 

Bei manchen Menschen treten auch andere Symptome auf, zum Beispiel hartnäckiger Husten oder eine schnelle Herzfrequenz. Die Beschwerden unterscheiden sich auch je nach der Herzkammer, die zunächst von der Schwäche betroffen ist:

 

  • Linksherzinsuffizienz: Wenn die linke Herzkammer nicht genug arbeitet, um das sauerstoffreiche Blut in den Körper zu pumpen, staut sich Blut in der Lunge. Dadurch spüren Betroffene als Erstes ein leichtes, im weiteren Verlauf stärker werdendes Belastungsgefühl. Sie kommen schneller als gewohnt außer Atem, Bewegung wie Treppensteigen fällt schwer.
  • Rechtsherzinsuffizienz: Die rechte Kammer des Herzens pumpt das sauerstoffarme Blut aus dem Körper in die Lunge. Wenn ihre Leistung schwächer wird, zeigt sich das meistens durch geschwollene Beine (Ödeme), vor allem im Knöchelbereich. Als eine weitere Folge der rechtsseitigen Herzschwäche kommt es zu Wasseransammlungen in den Organen, speziell in der Leber. Die Bauchorgane schwellen an.

Symptome der Linksherzinsuffizienz

  • Kurzatmigkeit bereits bei geringer Belastung, auch beim Aufwachen,
  • verminderte körperliche Belastbarkeit,
  • schnelle Ermüdung, manche leiden auch unter innerer Unruhe,
  • ständiger Husten,
  • rasselnde Atemgeräusche, die auf eine Wasseransammlung in der Lunge (Lungenödem) schließen lassen.

Symptome der Rechtsherzinsuffizienz

  • Geschwollene Knöchel, Fußrücken und Beine,
  • plötzliche Gewichtszunahme von mehr als 0,5 kg an einem Tag und mehr als 2 kg in einer Woche,
  • gestaute und erweiterte Blutgefäße am Hals,
  • häufiges nächtliches Wasserlassen,
  • Verdauungsstörungen oder Appetitlosigkeit.
Prof. Dr. Christian Hengstenberg. Prof. Christian Hengstenberg, Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie an der Medizinischen Universität Wien

Bei welchen Symptomen sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden?

Eine Herzschwäche entwickelt sich häufig schleichend – und bleibt deshalb oft lange unerkannt. „Sobald Sie Veränderungen wie Atemnot oder eine nachlassende Leistungsfähigkeit an sich feststellen, sollten Sie idealerweise rasch zum Arzt“, erklärt Prof. Hengstenberg. „Insbesondere dann, wenn Sie annehmen, dass es nichts mit dem normalen Alterungsprozess zu tun hat.“

Wer sollte besonders genau auf Symptome einer Herzinsuffizienz achten?

Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Herzinsuffizienz, und alle Altersgruppen können betroffen sein. Die meisten Fälle von Herzschwäche treten allerdings bei Menschen ab 75 Jahren auf. „Zu den Risikogruppen gehören zum Beispiel Patientinnen und Patienten, die unter Bluthochdruck leiden“, sagt Prof. Hengstenberg. „Außerdem diejenigen, die bereits einen Herzinfarkt hatten sowie Menschen mit Diabetes. Sie sollten sich auch regelmäßig untersuchen lassen, wenn in ihrer Familie Herzschwäche gehäuft vorkommt.“

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