Die Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche genannt, gehört zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Sie kann in jedem Alter auftreten, betrifft aber ältere Menschen am häufigsten. Welche Ursachen können zu einer Herzinsuffizienz führen?
Die Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche genannt, gehört zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Sie kann in jedem Alter auftreten, betrifft aber ältere Menschen am häufigsten. Welche Ursachen können zu einer Herzinsuffizienz führen?
Von Silja Klassen
07.06.2023
Bildnachweis (Bild oben): Shutterstock/pics five
Eine Herzinsuffizienz, Herzschwäche oder Herzmuskelschwäche bedeutet, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist, das Blut richtig durch den Körper zu pumpen. Nur weil ein Mensch älter wird und die Pumpleistung seines Herzens abnimmt, liegt aber noch keine Herzschwäche vor. Die Herzinsuffizienz entsteht erst mit einer zusätzlichen Belastung durch gesundheitliche Probleme, die das Herz entweder schädigen oder zu sehr strapazieren. Die Herzinsuffizienz ist also keine eigenständige Erkrankung, sondern die Folge anderer Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deshalb ist es für die Behandlung wichtig, auch den Ursachen auf die Spur zu kommen, die zur Herzinsuffizienz geführt haben.
Eine Herzinsuffizienz kann plötzlich auftreten oder sich langsam über einige Monate oder viele Jahre entwickeln. „Die häufigste Ursache für eine Herzschwäche ist ein Herzinfarkt, denn dieser kann das Herz langfristig schädigen und aufgrund von abgestorbenen Herzmuskelzellen die Pumpleistung beeinträchtigen“, sagt Prof. Christian Hengstenberg, Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie an der Medizinischen Universität Wien. Hintergrund: Der Herzmuskel wird über die sogenannten Herzkranzgefäße mit Sauerstoff und Nährstoffen aus dem Blut versorgt. Bei einem Herzinfarkt verstopft ein Herzkranzgefäß plötzlich durch ein Blutgerinnsel, so dass Teile des Herzmuskels nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Ohne Versorgung mit Sauerstoff sterben Teile des Herzmuskels ab und wandeln sich um in Narben. Diese Bereiche können sich nicht mehr beim Pumpen zusammenziehen, sodass die Pumpleistung des Herzmuskels insgesamt sinkt – es entsteht eine Herzschwäche.
Die Herzinsuffizienz kann auch entstehen, wenn die Herzkranzgefäße durch Ablagerungen verkalken und sich dadurch verengen. Die Folge ist, dass das Herzmuskelgewebe nicht mehr ausreichend schnell mit Blut und Sauerstoff versorgt wird. Man spricht dann von einer koronaren Herzkrankheit. „Indirekte Ursachen, die zu einer Gefäßverkalkung (Atherosklerose) führen, sind die bekannten Faktoren: Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck, hohe Blutfette, Fettleibigkeit, zu wenig Sport und Stress“, so Prof. Hengstenberg. All das kann dazu führen, dass es zu einer koronaren Herzerkrankung, einer mangelnden Durchblutung des Herzens und im schlimmsten Fall zu einer Herzinsuffizienz kommt.
„Eine weitere Ursache kann eine Kardiomyopathie, eine Erkrankung des Herzmuskels, sein. Sie wird entweder vererbt oder durch Infektionen, eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis), übermäßigen Konsum von Alkohol oder selten auch durch eine Schwangerschaft verursacht.“ Auch eine verschleppte Grippe kann die Ursache einer Kardiomyopathie sein. Bei allen Kardiomyopathien ändert sich im Laufe der Krankheit der Herzmuskel, er büßt an Leistungsfähigkeit beim Pumpen des Blutes ein, so dass eine Herzinsuffizienz vorliegt.
Ebenfalls ein häufiger Grund für eine Herzinsuffizienz ist unbehandelter Bluthochdruck – dieser belastet das Herz. „Wenn unser Herz längerfristig gegen zu hohen Druck in den Arterien ankämpfen muss, verdickt sich der Herzmuskel. Er wird weniger elastisch und kann sich schließlich schlechter ausdehnen“, erklärt Prof. Hengstenberg. Dadurch verliert das Herz an Pumpleistung. Das kann mit der Zeit zu einer Herzschwäche führen.
Bei ungefähr einem Fünftel der Herzinsuffizienz-Patienten ohne Herzinfarkt in der Vorgeschichte ist Alkoholmissbrauch die Ursache für die Herzschwäche. Alkohol hat eine anregende Wirkung auf den Körper und lässt den Blutdruck in die Höhe gehen. So wird auch der Herzschlag beeinflusst, es kann zu Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern kommen. Schlimmer noch: Eine Forschungsgruppe aus Mainz konnte in einer Studie zeigen, dass Alkohol eine Kettenreaktion im Körper auslösen kann, an deren Ende die Zellen des Herzmuskels absterben. Ein Schaden, der sich nicht wieder umkehren lässt.