Warum sollten sich Herzkranke gegen Grippe impfen lassen?
Im Herbst startet die Grippesaison: Für Menschen mit einer Herzerkrankung kann eine Infektion mit dem Influenza-Virus gefährlich werden. Deshalb raten Herz-Spezialistinnen und -Spezialisten sowie die Ständige Impfkommission (StiKo), dass sie sich jährlich mit einem angepassten Hochdosis-Impfstoff schützen sollten. Prof. Stephan Baldus, Klinikdirektor am Herzzentrum der Uniklinik Köln, erklärt: „Viren, die erkältungsähnliche Symptome auslösen, können auch das Herz angreifen. Studien zeigen, dass das Risiko für einen Herzinfarkt innerhalb der ersten sieben Tage nach der Diagnose einer Grippe um das Sechsfache steigt. Für Menschen, die wissentlich oder unwissentlich an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden, kann eine Grippe deshalb lebensgefährlich sein.“
Außerdem belegen Wissenschaftler, dass Herzpatientinnen und -patienten, die mindestens eine Grippeschutzimpfung bekommen haben, einen deutlichen Überlebensvorteil gegenüber nicht-geimpften Patientinnen und Patienten hatten: Ihr Sterberisiko war 18 Prozent geringer.
Wieso ist eine Grippeinfektion für herzkranke Menschen so gefährlich?
Chronisch Kranke und ältere Menschen haben ein höheres Risiko, einen schweren oder tödlichen Grippeverlauf zu erleiden. Denn neben den typischen Symptomen wie Fieber, Muskel-, Gelenk-, Kopf- und Halsschmerzen sowie Schüttelfrost, schleimlosem Husten oder einer verstopften Nase, können Entzündungen des Herzmuskels oder des Gehirns die Folge einer Infektion mit dem Virus sein.
„Grippeviren können im schlimmsten Fall der Auslöser für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. Diese Viren beeinflussen zum einen die Blutgerinnung, sie machen ähnlich wie auch Coronaviren das Blut – vereinfacht gesagt – dicker. Zum anderen sorgen sie dafür, dass sogenannte Plaques, also Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen, instabil werden und leichter aufreißen können, wodurch das Risiko für einen Herzinfarkt ansteigt“, sagt Prof. Dr. Baldus. Wichtig: Laut dem Herz-Experten haben alle viralen Infektionen, insbesondere Atemwegsinfektionen, diesen instabilisierenden Effekt auf die Gefäßablagerungen. „Deshalb ist es für Herzkranke grundsätzlich sehr wichtig, sich vor Virusinfektionen zu schützen“, betont der Mediziner.
Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission (StiKo) empfiehlt die Grippeimpfung für Menschen ab dem 60. Lebensjahr und für Menschen, die an Vorerkrankungen leiden wie
- chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Atemwegserkrankungen
- Nieren- oder Lebererkrankungen
- Diabetes
Auch Schwangere, medizinisches Personal und Betreuerinnen und Betreuer von Risikogruppen sollten sich impfen lassen. Für Prof. Baldus steht fest: „Die Grippeimpfung ist für Herzkranke ein Muss. Alle Personen über 60 Jahren sollten sich impfen lassen, außerdem alle Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen unabhängig vom Alter.“
2022 waren laut dem Statistischen Bundesamt allerdings weniger als die Hälfte (43,3 Prozent) der Über-60-Jährigen geimpft. „Die Impfquote ist viel zu niedrig. Gerade in der kritischen Risikogruppe sollten sich alle Menschen impfen lassen. Das kann Leben retten“, betont Prof. Baldus.