Das RS-Virus stellt im Winter vor allem für Risikogruppen eine Gefahr dar. Was der erste in Europa zugelassene Impfstoff gegen RSV auch für Herzpatientinnen und Herzpatienten bedeutet.
Das RS-Virus stellt im Winter vor allem für Risikogruppen eine Gefahr dar. Was der erste in Europa zugelassene Impfstoff gegen RSV auch für Herzpatientinnen und Herzpatienten bedeutet.
Von Jonas Heinrich
27.07.2023
Bildquelle (Bild oben): iStock / Maskana
Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV, ist ein Krankheitserreger, der sich in den Schleimhäuten der Atemwege ausbreitet und vermehrt. Das RS-Virus ähnelt in vielerlei Hinsicht dem Influenza-Virus, das die Grippe auslöst: Es verbreitet sich vorwiegend in den Wintermonaten über Tröpfcheninfektion, führt zu Erkältungssymptomen wie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen, Fieber und kann für Risikogruppen wie Säuglinge, Kleinkinder, Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen wie Lungen-, Autoimmun- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefährlich sein.
Die meisten Menschen, die sich mit RSV anstecken, erleben den Virusinfekt als leichte Erkältung. Bei ihnen breitet sich das Virus lediglich in den oberen Atemwegen aus und nach ein bis zwei Wochen sind sie genesen. Insbesondere bei Menschen, die einer Risikogruppe angehören, kann sich das Virus jedoch auch bis in die unteren Atemwege ausbreiten. Dann kann es zu einer Lungenentzündung und Atemnot kommen. Bei Menschen ab 65 führt die Atemwegserkrankung jährlich zu schätzungsweise 250.000 Krankenhausaufenthalten und 17.000 Todesfällen. Die gute Nachricht: Es gibt nun einen ersten Impfstoff gegen das RS-Virus.
Am 6. Juni 2023 hat die Europäische Kommission den ersten Impfstoff gegen RSV zugelassen. Ein Durchbruch, der vor allem älteren Personen mit Vorerkrankungen eine der Sorgen im Winter nehmen könnte. Die Zulassung gilt zunächst für Menschen ab 60 Jahren und ist unter anderem für Herzpatientinnen und -patienten in dieser Altersgruppe interessant.
Der kürzlich zugelassene RSV-Impfstoff heißt „Arexvy“ (Hersteller: GSK) und enthält ein gentechnisch verändertes Eiweiß des RS-Virus. Wird der Impfstoff verabreicht, bildet das Immunsystem T-Helferzellen und Antikörper gegen RSV. Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs wurden in einer klinischen Studie mit 25.000 Erwachsenen nachgewiesen: 82,6 Prozent der Geimpften waren für mindestens sechs Monate vor einer durch RSV ausgelösten Erkrankung der unteren Atemwege geschützt. Das Risiko für eine schwere RSV-Erkrankung sank um 94,1 Prozent. Um zu ermitteln, wie lange der Impfschutz anhält und ob er regelmäßig aufgefrischt werden muss, wird die klinische Prüfung fortgesetzt.
In den vergangenen Jahren sind die Infektionszahlen mit RSV im Winter stark angestiegen. Dies ist vor allem für vulnerable Bevölkerungsgruppen, darunter auch Herzpatientinnen und -patienten, ein Problem. Denn eine ursächliche Behandlung gegen RSV-Infektionen gibt es noch nicht. Mit dem ersten in der EU zugelassen RSV-Impfstoff haben Vorerkrankte ab 60 Jahren nun die Möglichkeit, sich präventiv zu schützen. Anlässlich der Zulassung von Arexvy sagte die EU-Kommissarin für Gesundheit, Stella Kyriakides: „Angesichts der Bedrohung durch RSV haben wir heute vorrangig den ersten Impfstoff zugelassen, um die älteren Bürger der EU vor einer wichtigen Gesundheitsbedrohung zu schützen. Ich fordere die Mitgliedstaaten nun auf, diese Genehmigung rasch zu nutzen und nationale Impfstrategien festzulegen, damit die am stärksten gefährdeten Personen in den kommenden Monaten vor der nächsten Herbstsaison Zugang zu den Impfstoffen erhalten.“
Wie bei anderen Impfungen, können auch nach der RSV-Impfung Impfreaktionen oder unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Am häufigsten wurde über Schmerzen an der Einstichstelle berichtet. Zu den weiteren möglichen Impfreaktionen zählen Kopfschmerzen, Erschöpfung und Muskelschmerzen.