Angepasster Corona-Impfstoff: Sollten sich Herzpatienten impfen lassen?

Auch wenn die Corona-Pandemie offiziell als beendet gilt, kursiert das Virus in Deutschland immer noch. Seit September 2023 gibt es einen angepassten Corona-Impfstoff, der gegen neue Varianten schützt. Warum Expertinnen und Experten Herzkranken unbedingt zum Booster-Piks raten und was Sie über den angepassten Impfstoff wissen sollten. 

Von Jana Kolbe

 

02.11.2023


Bildquelle (Bild oben): iStock/Prostock-Studio

Warum gibt es einen neuen Corona-Impfstoff?

Seit Mitte September steht in Deutschland ein neuer Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer zur Verfügung. Dieser wurde an die Omikron-Variante XBB.1.5 des Corona-Virus angepasst. Auch ein angepasster Impfstoff von Moderna wurde von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zugelassen. Das heißt: Die Impfung enthält den Bauplan des Spike-Proteins dieser Variante. Der Körper kann nach der Impfung einen optimalen Schutz gegen diesen Virenstamm bilden. Das hat den Vorteil, dass gerade Risikogruppen, zu denen Ältere oder Vorerkrankte zählen, auch weiterhin gut vor dem Virus geschützt sind.

 

Das Infektionsgeschehen rund um das Corona-Virus hat sich zwar seit Beginn der Pandemie stark verändert und die Ausbreitung des Virus ist laut Robert-Koch-Institut (RKI) von der pandemischen in die endemische Phase übergegangen. Das Virus zirkuliert jedoch weiterhin in Deutschland. Dank einer hohen Immunität in der Bevölkerung, auch Herdenimmunität genannt, kommt es heute deutlich seltener zu schweren Verläufen als noch zu Beginn der Corona-Pandemie. Dennoch haben gerade die Risikogruppen immer noch ein hohes Risiko für einen schweren oder tödlichen Verlauf infolge der Infektion.

 

Wer sollte sich mit dem angepassten Corona-Impfstoff impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (StiKo) empfiehlt die Auffrischimpfung für spezielle Personengruppen, die immer noch einer hohen Gefahr ausgesetzt sind, an einem schweren Verlauf zu erkranken oder die ein hohes Risiko für eine Infektion haben. Zu den Personengruppen zählen:

 

  1. Personen ab 60 Jahren.
  2. Personen mit Vorerkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Covid-19-Verläufe haben. Dazu gehören chronische Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen, chronische Erkrankungen der Atmungsorgane (zum Beispiel COPD), Diabetes mellitus und andere Stoffwechselerkrankungen, Adipositas, Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie zum Beispiel chronische neurologische Erkrankungen, Trisomie 21, angeborene oder erworbene Immundefizienz (zum Beispiel HIV-Infektion), sowie Krebserkrankungen.
  3. Schwangere, insbesondere bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit.
  4. Personen, die in Pflegeeinrichtungen leben.

 

Jüngeren und gesunden Menschen wird die Auffrischimpfung derzeit nicht empfohlen, wenn sie bereits eine Basisimmunität gegen das Corona-Virus aufgebaut haben. Mit der sogenannten Basisimmunisierung ist gemeint, dass man mindestens drei Kontakte mit Bestandteilen des Erregers (durch Impfung) oder dem Erreger selbst (durch Infektion) hatte. Mindestens zwei dieser Kontakte sollten durch die Impfung erfolgt sein.

 

Wieso ist die erneute Corona-Impfung für Herzpatienten so wichtig?

Chronisch Kranke und ältere Menschen haben ein höheres Risiko, durch eine Corona-Infektion schwer zu erkranken oder zu versterben. Das Virus kann laut Medizinern und Medizinerinnen auch dazu beitragen, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen entstehen. Laut Prof. Stephan Baldus, Klinikdirektor am Herzzentrum der Uniklinik Köln, beeinflussen die Viren zum einen die Blutgerinnung, indem sie das Blut, vereinfacht gesagt, dicker machen. „Zum anderen sorgen sie dafür, dass sogenannte Plaques, also Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen, instabil werden und leichter aufreißen können, wodurch das Risiko für einen Herzinfarkt ansteigt“, sagt Prof. Baldus. „Deshalb ist es für Herzkranke grundsätzlich sehr wichtig, sich vor Virusinfektionen zu schützen“, betont der Mediziner.

 

Forscher der New York University konnten in einer Studie nachweisen, dass das Risiko für Schlaganfall oder Herzinfarkt bis zu einem Jahr nach einer Corona-Infektion deutlich erhöht ist. Das gelte besonders für Patienten und Patientinnen mit Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Bei ihnen kommt es nach einer Infektion besonders häufig zu einem Blutgefäßverschluss. Die Studiendaten belegen, dass das Virus die Herzkranzgefäße infiziert und eine Plaque-Entzündung hervorrufen kann, die zu akuten Komplikationen bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems führt.

 

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um sich erneut gegen Corona impfen zu lassen?

Die Ständige Impfkommission empfiehlt, dass sich Vorerkrankte und Ältere (über 60) im Herbst erneut impfen lassen sollten, damit diese vulnerablen Gruppen auch bei steigenden Infektionszahlen im Herbst und Winter optimal gegen das Virus geschützt sind. Wichtig: In der Regel sollte ein Jahr zwischen der letzten Impfung und der Auffrischimpfung vergehen. Bei Menschen, die von einer relevanten Einschränkung des Immunsystems betroffen sind, kann auch in kürzeren Abständen geimpft werden. Die Entscheidung darüber trifft der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin.

 

Kann man sich gleichzeitig gegen Corona und Grippe impfen lassen?

Kardiologen und Kardiologinnen raten Herzkranken sowohl zur Corona-Impfung als auch zur regelmäßigen Grippeimpfung. „Das geht auch simultan, also während eines Termines“, sagt Prof. Baldus.

 

Das Influenza-Virus kann zu Komplikationen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Außerdem steigt das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, innerhalb der ersten sieben Tage nach der Grippe-Diagnose um das Sechsfache. „Für Menschen, die wissentlich oder unwissentlich an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden, kann eine Grippe deshalb lebensgefährlich sein“, sagt der Kardiologe. Die Grippeimpfung sollte bestenfalls zwischen Oktober und Dezember verabreicht werden, um einen optimalen Schutz während der Hochphase der Grippe-Saison zu gewährleisten.

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