Herzkrankheiten: Warum Vorsorge ab 50 so wichtig ist

Regelhafte Vorsorgeuntersuchungen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt es bisher nicht in Deutschland. Dabei ließen sich Herzinfarkte eventuell vermeiden und andere Erkrankungen früher erkennen und effektiver behandeln. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie setzt sich deshalb für einen Herz-Kreislauf-Check ab 50 ein.

Von Kerstin Kropac

 

30.03.2023

 

Bildquelle (Bild oben): iStock / Viktorcvetkovic

Den Blutdruck bestimmen, die Cholesterinwerte prüfen oder ein EKG schreiben – mit einfachen und kostengünstigen Maßnahmen ließen sich Leben retten. Bei Vorsorgeuntersuchungen kann beispielsweise ein Herzmuskelschaden ausgeschlossen, eine Herzschwäche entdeckt und womöglich in der Folge ein Herzinfarkt verhindert werden. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) setzt sich daher für eine Früherkennung im Rahmen eines Herz-Kreislauf-Checks für alle Menschen ab 50 Jahren ein. Manche Checks können sogar schon früher sinnvoll sein.

Was verrät der Blutdruck über das Risiko einer Herzkrankheit?

Spätestens mit 40 sollte man regelmäßig seinen Blutdruck messen lassen. Ideal sind Werte unter 135/80 mmHg. Ab 140/90 mmHg gilt der Wert als erhöht – und damit auch das Risiko für Herzerkrankungen. Was viele nicht wissen: Ein leicht erhöhter Blutdruck verursacht erst einmal keine Beschwerden – ganz im Gegenteil. Häufig fühlen sich die Betroffenen sogar besonders fit. Trotzdem gilt Bluthochdruck als Silent Killer, als lautloser Mörder. Denn er erhöht das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Herzschwäche.

 

Als Faustregel gilt: Senkt man den Blutdruck um 5 mmHg, senkt man gleichzeitig die Sterblichkeit um 5 Prozent. Dabei helfen Medikamente, aber auch Sport und Abnehmen. Wichtig zu wissen: Es gibt Studien, die zeigen, dass man mit 5 Kilogramm Gewichtsabnahme den Blutdruck um 4,5 mmHg reduzieren kann. Dasselbe gilt für Bewegung: Regelmäßiges Radfahren, Tennisspielen oder Joggen können die Blutdruckwerte um 5 bis 10 mmHg senken.

Blutdruck: Kategorien und Blutdruckwerte

Was offenbart ein Check der Cholesterinwerte übers Herz?

Cholesterin ist nicht grundsätzlich schädlich. Für verschiedene Vorgänge im Körper wird es sogar gebraucht – zum Beispiel für den Aufbau von Zellmembranen, beim Hormonstoffwechsel und für die Produktion von Gallensäure. Befindet sich aber zu viel des schlechten LDL-Cholesterins im Blut, bilden sich Gefäßablagerungen. Dann drohen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wichtig zu wissen: Wer beispielsweise mit 40 Jahren ein LDL-Cholesterin von 100 mg/dl hatte, muss damit rechnen, dass dieser Wert mit zunehmendem Alter gestiegen ist. Insgesamt sollen die Cholesterinwerte je nach Risiko individuell eingestellt werden. Bei Menschen mit niedrigen Risikofaktoren sollten 116 mg/dl nicht überschritten werden. Grundsätzlich gilt: Je niedriger das LDL-Cholesterin, desto niedriger ist auch das kardiovaskuläre Risiko. Zu niedrig kann dieser Wert nie sein – vor allem nicht, wenn schon eine kardiovaskuläre Erkrankung vorliegt.

Mit einem Online-Rechner lässt sich das Risiko eines Herz-Kreislauf-Ereignisses innerhalb der nächsten zehn Jahre berechnen. Dafür werden neben dem Alter auch Cholesterinspiegel und Blutdruck berücksichtigt.

Prof. Westermann, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie des Universitätsklinikums Freiburg. Fachliche Beratung: Prof. Westermann, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie des Universitätsklinikums Freiburg. Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg / Britt Schilling

Erkennt das EKG bei der Vorsorge einen drohenden Herzinfarkt?

Das Elektrokardiogramm (EKG) zeigt, wie oft (Herzfrequenz) und wie regelmäßig (Herzrhythmus) das Herz pro Minute schlägt. Der Herzschlag entsteht durch wiederkehrende elektrische Impulse. Die elektrische Erregungsleitung wird im EKG in der sogenannten Herzstromkurve dargestellt: Liegt eine Durchblutungs- oder Rhythmusstörung vor, ist der Kurvenverlauf verändert. (So lässt sich zum Beispiel ziemlich sicher sagen, wo genau bei einem Herzinfarkt der Gefäßverschluss liegt.) Beim Belastungs-EKG zeigen sich Veränderungen wie Durchblutungs- oder Rhythmusstörungen, die im Ruhe-EKG (noch) nicht zu erkennen sind. So können viele Herzerkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Manche Erkrankungen wie etwa einen drohenden Herzinfarkt kann das EKG leider nicht sicher vorhersagen. Wichtig zu wissen: Ein EKG ist vollkommen unschädlich und schmerzfrei.

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