Hintergrund: Unsere Arbeit zur Volume-Outcome-Analyse (VOA) der Komplikationshäufigkeit bei Schrittmacher (HSM)- und Defibrillator (ICD)-Implantationen erbrachte einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Implantationsvolumen (IV) und dem Auftreten von Komplikationen (K) (p<0,001, AUC 0,7113). In der aktuellen Subgruppen-Analyse untersuchten wir die Abhängigkeit der K vom implantierten System und dem Versorgungsstatus des Krankenhauses (KH).
Methode: Die Analyse basiert auf den Daten aller Erstimplantationen eines HSM oder ICD, die zwischen 01.01.2010 - 31.12.2020 in einem der NRW-KH durchgeführt wurden. Alle im Rahmen der verpflichtenden Qualitätssicherung dokumentierten peri-/postoperativen K wurden mittels der Statistiksoftware R, basierend auf dem Bericht zur „Datenauswertung zu Mindestmengen“ (IQTIG 2020) analysiert. Die Methode beinhaltet eine Risikoadjustierung und berücksichtigt die hohe statistische Unsicherheit bei kleinen Fallzahlen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 249.615 Fälle untersucht, 56,3% der Patienten (Pat) erhielten einen DDD-HSM, 16,9% einen ICD, 13,9% einen VVI-HSM, 11,2% ein CRT-System und 1,6% ein sonstiges System. Die Gesamtanzahl der K lag bei 2,4% (2,9% bei DDD-HSM, 1,4% bei ICDs, 1,8% bei VVI-HSM und 2,1% bei CRTs). Die VOA erbrachte für alle implantierten Systeme einen statistisch relevanten Zusammenhang zwischen IV und dem Auftreten von K, wobei dieser bei den DDD-HSM (p<0,001, AUC 0,7025) am deutlichsten war, mit einem exponentiellen Anstieg der K-Zahlen bei einem jährlichen IV von <30 (Abb. 1). Bei dieser Mindestmenge wären ca. 12% der K vermeidbar und ca. 10% der Pat müssten in andere KH verlegt werden. Bei den VVI-HSM ergab sich ein U-förmiger Zusammenhang mit einem exponentiellen Anstieg bei einem IV von <10 und einem Wiederanstieg bei >75 (Abb. 2). Bei den ICDs und noch ausgeprägter bei den CRTs bestand eine nahezu lineare Abhängigkeit zwischen IV und K mit 3% K bei einem IV von 14 CRT-Systemen und 1% bei einem IV von 90.
Analysiert man die K in Abhängigkeit vom Versorgungsstatus des KH, waren die K-Raten in KH mit HSM-, ICD- und CRT-Implantationen signifikant niedriger als in KH mit eingeschränkterem Versorgungsspektrum (Tab.).
Schlussfolgerung: Somit stellt auch 50 Jahre nach seiner Entwicklung die Implantation eines DDD-HSM für manche KH noch eine Herausforderung dar. Dabei spielt der Versorgungsstatus des KH eine entscheidende Rolle, mit den niedrigsten K in KH, die HSM, ICDs und CRTs implantieren.

Abb. 1 und 2: VOA bei DDD- und VVI-HSM
Tab.: Komplikationen nach Versorgungsstatus des KH
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Nur HMS implantierende KH
(n=85)
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HSM+ICD implantierende KH
(n=38)
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HSM+ICD+CRT implantierende KH
(n=127)
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p-Wert
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IV pro Jahr
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20,2
[5,7-54,5]
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37,5
[13,6-128,9]
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122,8
[20,3-523]
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p<0,001
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K-Rate (%)
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4,7
[0-18,3]
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3,8
[0,7-9,3]
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2,3
[0-10,8]
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p<0,001
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Todesrate (%)
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1,5
[0-8,3]
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1.6
[0,4-4,2]
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1,2
[0-3,5]
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p=0.046
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Sondenprobleme (%)
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3,5
[0-10]
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2,6
[0-5,5]
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1,2
[0-6,2]
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p<0,001
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Angaben als Median [Range]