Hintergrund: Grundvoraussetzung für die sichere und effektive Durchführung komplexer elektrophysiologischer Prozeduren ist eine moderate bis tiefe Sedierung, um den notwendigen Patientenkomfort und die erforderliche Immobilität des Patienten zu gewährleisten. Das Körpergewicht stellt einen relevanten Einflussfaktor für sedierungsassoziierte Risiken dar. Ziel der vorliegenden Studie war die Untersuchung des Einflusses des Körpergewichts auf die Sedierung bei komplexen elektrophysiologischen Prozeduren, im Hinblick auf sedierungsassoziierte respiratorische und hämodynamische Komplikationen.
Methoden: Im Rahmen einer prospektiven monozentrischen Studie wurden zwischen August 2019 und Oktober 2023 insgesamt 726 Patienten am Universitären Herzzentrum Ulm eingeschlossen, die sich einer komplexen linksatrialen elektrophysiologischen Untersuchung unter moderater bis tiefer Sedierung unterzogen. Die Zuordnung in drei Vergleichsgruppen erfolgte auf Grundlage des Body-Mass-Index (BMI) gemäß WHO-Klassifikation: Normalgewicht (BMI 18,5–24,9 kg/m²), Übergewicht (BMI 25,0–29,9 kg/m²) und Adipositas (BMI ≥ 30,0 kg/m²). Als primärer kombinierter Endpunkt wurde das Auftreten sedierungsassoziierter Komplikationen definiert, bestehend aus einer peripheren Sauerstoffsättigung < 90 % oder pathologischen Veränderungen in der venösen Blutgasanalyse (venöser pCO₂ > 70 mmHg, pCO₂-Anstieg > 30 %, pH < 7,25). Der sekundäre Endpunkt beinhaltete die einzelnen Komponenten des primären Endpunkts sowie zusätzliche Parameter hämodynamischer Instabilität (systolischer Blutdruck < 80 mmHg, mittlerer arterieller Druck < 65 mmHg) und die verabreichten, gewichtsadaptierten Sedativadosen (Midazolam und Propofol).
Ergebnis: Von den 726 eingeschlossenen Patienten entfielen 236 auf die Normalgewichtsgruppe (32,5 %), 265 auf die Übergewichtsgruppe (36,5 %) und 225 auf die Adipositasgruppe (31,0 %).
In Bezug auf den primären Endpunkt ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen (Normalgewicht: 56,9 %; Übergewicht: 53,8 %; Adipositas: 56,3 %; p = 0,76).
Auch hinsichtlich der hämodynamischen und respiratorischen sekundären Endpunkte zeigten sich keine signifikanten Gruppenunterschiede (alle p > 0,05).
Die gewichtsbezogene verabreichte Sedativadosis nahm mit steigendem BMI signifikant ab (Propofol: Normalgewicht 7,4 mg/kg; Übergewicht 6,9 mg/kg; Adipositas 6,3 mg/kg; p = 0.008. Midazolam: entsprechend 0,07 mg/kg; 0,06 mg/kg; 0,05 mg/kg; p < 0.001).
Schlussfolgerung: In dieser prospektiven Studie zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit sedierungsassoziierter Komplikationen im Rahmen komplexer linksatrialer EP zwischen normalgewichtigen, übergewichtigen und adipösen Patienten. Trotz des höheren Körpergewichts bestand bei übergewichtigen und adipösen Patienten kein erhöhtes Risiko für respiratorische oder hämodynamische Komplikationen, da sie geringere gewichtsbezogene Dosen von Propofol und Midazolam erhielten.