Hintergrund:
Die Schutzwirkung von High-Density-Lipoprotein (HDL) beruht weniger auf seiner Konzentration als auf seiner Funktion. Eine zentrale Rolle spielt dabei die antioxidative Kapazität von HDL, die durch oxidative Modifikationen – wie die Bildung von oxidiertem HDL (HDLox) – erheblich beeinträchtigt werden kann. Dies kann zur endothelialen Dysfunktion, Entzündung und schließlich zur Atherosklerose beitragen. Daten zu den funktionellen Eigenschaften von HDL bei Patient:innen mit stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) und akutem Koronarsyndrom (ACS) sind bislang limitiert. Ziel dieser Studie war es, die Assoziation von oxidiertem HDL mit funktionellen Biomarkern der vaskulären Gesundheit – insbesondere Paraoxonase-1 (PON-1), oxidiertem LDL (LDLox), VCAM-1, IL-6 und NO – zu untersuchen.
Methoden:
In einer multizentrischen, prospektiven Querschnittsstudie wurden insgesamt 270 Teilnehmende eingeschlossen (n=90 pro Gruppe: gesunde Kontrollen, stabile KHK, ACS). Die antioxidative HDL-Funktion wurde über den Gehalt an lipidperoxidiertem HDL (nHDLox) mittels validierter fluorometrischer Methode bestimmt. Parallel erfolgte die Analyse der PON-1-Aktivität, der Spiegel von LDLox, VCAM-1, Interleukin-6 (IL-6) sowie der NO-Bioverfügbarkeit im Serum.
Ergebnisse:
Patient:innen mit ACS wiesen im Vergleich zu gesunden Kontrollen signifikant erhöhte nHDLox-Werte auf (+140 %, p < 0.001), gefolgt von Patient:innen mit stabiler KHK (+24 %, p < 0.001). PON-1 war in beiden Patientengruppen signifikant erniedrigt, während LDLox und VCAM-1 erhöht waren (jeweils p < 0.0001). Die NO-Bioverfügbarkeit war bei KHK und ACS gleichermaßen vermindert (p < 0.0001). In der KHK-Gruppe zeigte sich eine signifikante inverse Korrelation zwischen nHDLox und PON-1 sowie eine positive Korrelation mit VCAM-1. Bei ACS waren zwar die absoluten Biomarkerwerte pathologisch verändert, jedoch keine signifikanten Korrelationen zu nHDLox feststellbar – möglicherweise infolge der akuten Krankheitsdynamik.
Schlussfolgerung:
Diese Studie liefert erstmals Hinweise auf eine mechanistische Verbindung zwischen oxidiertem HDL und akuten kardiovaskulären Ereignissen. HDLox stellt einen potenziellen Marker für reduzierte HDL-Funktion und vaskuläre Dysfunktion dar und könnte insbesondere bei ACS als prognostischer Biomarker dienen. Die Daten unterstützen die Hypothese, dass oxidiertes HDL nicht nur mit dem Vorhandensein, sondern auch mit dem Fortschreiten und der Aktivität atherosklerotischer Erkrankungen assoziiert ist.