Periprozedurale Therapie mit Edoxaban und Thrombozytenaggregationshemmern bei PCI in VHF-Patienten: prospektive Register zur Analyse der klinischen Routine

Hintergrund
Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) sollen nach einer perkutanen Koronarintervention (PCI) entsprechend der Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) nach der PCI mit Acetylsalicylsäure (ASS), einem P2Y12-Inhibitor (P2Y12i) in Kombination mit einem neuen oralen Antikoagulans (NOAK)  behandelt werden. Ein frühes Absetzen von ASS nach ≤1 Woche wird in unkomplizierten Fällen und ≤30 Tagen bei erhöhtem Risiko für Stentthrombosen angeraten. Die Weiterführung der dualen Therapie mit einem Antikoagulans (NOAK) und einem P2Y12i wird bis zu 12 Monate empfohlen.1 Das ENCOURAGE-AF Register liefert Real-World-Daten zur Umsetzung der Leitlinienempfehlungen sowohl für den peri- als auch postinterventionellen Zeitraum.

Methoden
ENCOURAGE-AF (NCT04519944), eine prospektive, nicht-interventionelle, einarmige Studie an Patienten mit VHF, untersuchte die Kombination von Edoxaban mit antithrombotischer Therapie nach PCI in der klinischen Praxis in Deutschland. Einen Monat und ein Jahr nach PCI fanden telefonische Follow-Ups statt; in der Zwischenzeit erfolgte patientenseitig eine Dokumentation per Tagebuch. Primäres Studienziel war die Dokumentation des peri- und postprozeduralen Gebrauchs von Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmern bei VHF-Patienten mit PCI bis zu einem Jahr nach dem Eingriff. In dieser Analyse wurde die Auswirkung der Unterbrechung der Edoxaban-Therapie während der index-PCI untersucht.

Ergebnisse
Es wurden insgesamt 632 Patienten in die Analyse eingeschlossen. Die Patienten waren zu Studienbeginn im Median 77 Jahre [IQR 70,0; 81,0], hatten einen modifizierten HAS-BLED-Score von 2.0 [IQR 2,0; 3,0] und einen CHA2DS2-VASc-Score von 3.0 [IQR 3,0; 5,0]. 30.2. % der Patienten hatten ein akutes Koronarsyndrom und 9.2 % eine Bypass-Operation in der Anamnese, 41.8 % hatten bereits in der Vergangenheit eine PCI. Gründe für die Index-PCI waren stabile Angina (48.7% der Patienten), instabile Angina (17.8 %), Myokardinfarkt ohne bzw. mit ST-Streckenhebung (16.5% bzw. 4.9%) und stille myokardiale Ischämie (12.1%).

Die zuvor gezeigten Ergebnisse der Baseline-Analysen (n= 666) bestätigten den Einsatz der Triple-Therapie (Antikoagulans, ASS und P2Y12i) entsprechend der Leitlinien bis zu einem Monat nach Index-PCI und der anschießenden dualen Therapie (Antikoagulans und P2Y12i).

Bei 278 Patienten wurde die bestehende Edoxaban-Therapie während der Index-PCI im Median 3 Tage unterbrochen während bei 88 Patienten die Therapie auch während der Index-PCI fortgesetzt wurde. Sowohl für die Fortsetzung der Therapie als auch der Therapie-Unterbrechung konnte kein Unterschied im klinischen Outcome bezogen auf schwere (0.0% bzw. 0.0%) und klinisch relevante (0.0% bzw. 0.72%) Blutungsereignisse gezeigt werden. Auch in der Wahl des arteriellen  Zugangsweges zeigte keinen Unterschied zwischen radialem (N= 402) und femoralem (n = 194) Zugang in Bezug auf schwere (0.50% bzw. 1.03%) und klinisch relevante (2.74% bzw. 3.09%) Blutungsereignisse.

Fazit
Die ersten Analysen des ENCOURAGE-AF Registers konnten bereits eine Einhaltung der Therapievorgabe durch die Leitlinien bei Patienten VHF nach einer PCI sowie eine reale Präferenz für Edoxaban gegenüber VKA als Therapieoption zeigen. Die Auswertung dieser Subgruppen-Analyse liefert zudem erste Hinweise, dass eine 1. Unterbrechung der Antikoagulation auch bei PCI nicht zwingend notwendig erscheint und 2. der arterielle Zugangsweg entsprechend des lokal üblichen Standards vertretbar erscheint.