Hintergrund
Die Risikostratifikation bei Patient:innen mit Herzinsuffizienz mit erhaltener (HFpEF) oder mild reduzierter Ejektionsfraktion (HFmrEF) bleibt eine klinische Herausforderung. Linksventrikuläre Parameter wie die Ejektionsfraktion sind prognostisch oft limitiert. Zunehmend rücken rechtsventrikuläre Funktionsmaße, der Schweregrad der Trikuspidalinsuffizienz sowie Zeichen einer kardiorenalen und atrialen Dysfunktion in den Fokus. Ziel dieser retrospektiven Analyse war es, klinische und echokardiographische Prädiktoren für einen kombinierten Endpunkt aus Gesamtmortalität und Rehospitalisierung aufgrund von Herzinsuffizienz zu identifizieren.
Methoden
Es wurden 222 konsekutive Patient:innen mit HFpEF oder HFmrEF retrospektiv analysiert. Der kombinierte primäre Endpunkt bestand aus Gesamtmortalität und Rehospitalisierung aufgrund von Herzinsuffizienz. Erfasst wurden echokardiographische Parameter einschließlich rechtsventrikulärem Strain (RV-GLS: Gesamt, RV-FWS: Freie Wand), TAPSE, RVFAC, LA-Strain (Reservoirfunktion), sowie klinisch-chemische Marker (NT-proBNP, eGFR, Kreatinin, Diuretikadosis). Zusätzlich wurde der TI-Grad beurteilt. Statistische Analysen umfassten T-Tests, ROC-Analysen sowie multivariate logistische Regressionen.
Ergebnisse
Von den untersuchten Patient:innen erreichten 61 (27,5 %) den kombinierten Endpunkt. Diese Patient:innen wiesen signifikant:
- höhere NT-proBNP-Werte (p < 0.001),
- eine reduzierte eGFR (p = 0.002),
- eine höhere Schleifendiuretikadosis (p < 0.001),
- eine eingeschränkte RV Funktion: RV-FWS (p = 0.012), RV-GLS (p = 0.002), TAPSE (p = 0.010), RV-FAC (p = 0.010),
- niedrigere LA-Reservestrain-Werte (p = 0.030),
- sowie einen höheren TI-Grad (p = 0.009) auf.
In der ROC-Analyse zeigte der RV-FWS eine AUC von 0.706 (95 %-KI: 0.528–0.688; p = 0.008) und war damit dem RV-GLS (AUC 0.608, p = 0.010), TAPSE und RV-FAC vergleichbar überlegen. Die LA-Strain-Reservoirfunktion zeigte eine AUC von 0.595 (p = 0.03).
In der multivariaten Regressionsanalyse blieb ausschließlich der RV-FWS als signifikanter unabhängiger Prädiktor für den kombinierten Endpunkt bestehen (p = 0.045), während TI-Grad und LA-Strain in der Tendenz, jedoch ohne statistische Signifikanz, ebenfalls mit dem Endpunkt assoziiert waren.
Schlussfolgerung
Die Kombination aus eingeschränkter RV Deformation (insbesondere RV-FWS), höhergradiger TI, atrialer Funktionsstörung sowie Zeichen einer kardiorenalen Dysfunktion erlaubt eine präzisere Einschätzung des Risikos für Mortalität und Rehospitalisierung bei HFpEF- und HFmrEF-Patient:innen. Der RV-FWS stellt unter den untersuchten rechtsventrikulären Parametern den stärksten unabhängigen Prädiktor dar und sollte in zukünftige diagnostische und therapeutische Algorithmen einbezogen werden.