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EP-Fall des Jahres: Arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie

In diesem EP-Fall erläutert der Autor die Behandlung einer arrhytmogenen rechtsventrikulären Kardiomyopathie. Auf der Jahrestagung 2025 in Mannheim wurde dieser Fall zu einem der fünf EP-Fälle des Jahres ernannt.

Von:

Dr. Jan Grobecker

 

Klinik III für Innere Medizin - Allgemeine und interventionelle Kardiologie, Elektrophysiologie, Angiologie, Pneumologie und internistische Intensivmedizin

 

Köln

 

11.08.2025

Bildquelle (Bild oben): A to Z – stock.adobe.com

Fallvorstellung

Ein 16-jähriger, bis dato gesunder Jugendlicher ohne relevante Vorerkrankungen oder familiäre Herz­erkrankungen entwickelte während eines Kitesurf-Urlaubs plötzlich eine tachykarde Herzrhythmusstörung. Er kehrte unter erheblicher Anstrengung ans Ufer zurück und berichtete von einer Beinahe-Synkope. In der naheliegenden Klinik wurde eine anhaltende ventrikuläre Tachykardie dokumentiert und mittels elektrischer Kardioversion erfolgreich beendet. Kurz darauf präsentierte sich der Patient mit seiner Familie in unserer  Klinik. Nach eingehender Anamnese und klinischer Untersuchung erfolgte ein 12-Kanal-EKG, das T-Wellen-Inversionen in V1–V4 zeigte. Aufgrund des Verdachts auf strukturelle Herzveränderungen wurde eine kardiale MRT durchgeführt. Diese offenbarte eine Dilatation und regionale Auswölbung des rechten Ventrikels, reduzierte RV-Ejektionsfraktion, fettige Infiltration des Ventrikelseptums sowie subepikardiale späte Gadolinium-Anreicherung im linken Ventrikel.

Diskussion

Die Kombination aus ventrikulärer Tachykardie, charakteristischen MRT-Befunden und dem Fehlen anderer Risikofaktoren weist klar auf eine arrhythmogene Kardiomyopathie hin. Die akute Therapie umfasste antiarrhythmische Medikamente (Flecainid, Bisoprolol) und eine VT-Ablation. Aufgrund des hohen Risikos erneuter Malignitäten entschlossen wir uns zur prophylaktischen Implantation eines subkutanen ICD, die komplikationslos verlief. Langfristig bleibt die Suche nach kausalen Therapien im Fokus: Präklinische Studien belegen, dass AAV-vermittelte PKP2-Gentherapie strukturelle und elektrische Defizite in Mausmodellen reversieren kann. Dies unterstreicht den Wert genetischer Diagnostik nicht nur für Familien-Screening, sondern auch für künftig mögliche, disease-modifying Behandlungsstrategien. Weitergehende klinische Studien sind erforderlich, um das Potenzial der Gentherapie beim Menschen zu prüfen.

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Abbildung 1: 12-Kanal-EKG, das T-Wellen-Inversionen in V1–V4 zeigt
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Abbildung 2: Das kardiale MRT zeigt eine Dilatation und regionale Auswölbung des rechten Ventrikels, reduzierte RV-Ejektionsfraktion, fettige Infiltration des Ventrikelseptums sowie subepikardiale späte Gadolinium-Anreicherung im linken Ventrikel.

Zusammenfassung

Diese Fallvorstellung zeigt, dass ARVC ein gezieltes multimodales Vorgehen erfordert. Trotz erfolgreicher VT-Ablation und pro­phy­laktischer S-ICD-Implantation unterstreicht der Nachweis einer PKP2-Mutation die Notwendigkeit genetischer Diagnostik und familiärer Abklärung. Präklinische Studien zur AAV-vermittelten PKP2-Gentherapie eröffnen vielversprechende Perspektiven für künftige kausale Behandlungsansätze.

Zum Autor

Dr. Jan Grobecker

Dr. Jan Grobecker ist Arzt in Weiterbildung in der Abteilung für Elektrophysiologie im Herzzentrum der Uniklinik Köln. 

Dr. Jan Grobecker

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