Primärer Endpunkt beim Direktvergleich von Clopidogrel und ASS in HOST-EXAM war eine Kombination der Ereignisse Tod, nicht tödlicher Myokardinfarkt oder Schlaganfall, Wiedereinweisung wegen akutem Koronarsyndrom und Blutungen (BARC-Typen ≥3). Im Follow-up-Zeitraum von zwei Jahren waren 152 Patienten (5,7%) in der Clopidogrel-Gruppe und 207 Patienten (7,7%) in der ASS-Gruppe von einem dieser Endpunkt-Ereignisse betroffen. Der Unterschied entspricht einer signifikanten relativen Risikoreduktion um 27% durch Clopidogrel im Vergleich zu ASS (Hazard Ratio [HR]: 0,73, 95% Konfidenzintervall [KI]: 0·59–0·90; p=0,0035).
Clopidogrel sei dabei in doppelter Hinsicht – nämlich im Hinblick sowohl auf thrombotische Ereignisse als auch Blutungen – von Vorteil gewesen, berichtete der südkoreanische Studienleiter Dr. Hyo-Soo Kim vom Seoul National University Hospital beim ACC-Kongress. So ergab die Analyse zweier sekundärer Endpunkte, dass
- die Inzidenz thrombotischer Ereignisse (kardialer Tod, nicht tödlicher Myokardinfarkt oder Schlaganfall, Wiedereinweisung wegen akutem Koronarsyndrom, gesicherte oder wahrscheinliche Stent-Thrombose) mit 3,7% versus 5,5% unter Clopidogrel signifikant um 32% niedriger war als unter ASS (HR: 0,68; 95% KI: 0,52 – 0,87, p=0,003) und
- auch im Hinblick auf jegliche Blutungen (BARC-Typen ≥2) bei Raten von 2,3% versus 3,3% ein signifikanter Vorteil zugunsten von Clopidogrel bestand (HR: 0,68; 95% KI: 0,52 – 0,87, p=0,003).
Triebkräfte für den Unterschied zugunsten von Clopidogrel beim primären Studienendpunkt waren vor allem die signifikant stärkeren Reduktionen von Schlaganfällen (0,7 vs. 1,6, p= 0,002), von Wiedereinweisungen wegen akutem Koronarsyndrom (2,5% vs. 4,1%, p=0,001) und von schwerwiegenden Blutungen (BARC-Typen ≥3, 1,2% vs. 2,0%, p=0,035).
Im Rahmen der HOST-EXAM-Studie waren zwischen März 2014 und Mai 2019 an 37 Zentren in Südkorea insgesamt 5.438 KHK-Patienten auf eine Monotherapie mit Clopidogrel (75 mg/Tag, n = 2.710) oder ASS (100 mg/Tag, n = 2,728) für die Dauer von 24 Monaten randomisiert worden. Alle hatten zuvor nach einer PCI (mit Implantation von Drug-eluting Stents) für die Dauer von sechs bis maximal 18 Monaten eine duale Plättchenhemmer-Therapie erhalten, ohne dass in dieser Zeit klinische Ereignisse aufgetreten waren. Die Diagnosen zum Zeitpunkt der PCI waren stabile Angina pectoris bei 25,5%, instabile Angina bei 35,5%, NSTEMI bei 19,4% und STEMI bei 17,2% der Studienteilnehmer.