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Viel Konsens zur Weiterentwicklung des Gesundheitssystems

Herzmedizin-Summit 2025 | Am 12. November in Berlin diskutierten u. a. Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow, Medizin- und Datenethik-Expertin Prof. Eva Winkler und DGK-Präsident Prof. Stefan Blankenberg über die Zukunft des Gesundheitssystems. Zentrale Punkte waren eine bessere Patientensteuerung, Kostenmanagement und der Umgang mit Daten. 

Von:

Romy Martínez

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

12.12.2025

Bildquelle (Bild oben): Pani Garmyder / Shutterstock.com

Versorgungsqualität mit Registern verbessern

Eine der zentralen Botschaften des Herzmedizin-Summits war für DGK-Präsident Prof. Stefan Blankenberg die Notwendigkeit, umfassende strukturierte Daten in Deutschland zu erheben, etwa durch ein nationales Herzregister. Es brauche eine hochqualitative Datenstruktur im Einklang mit den Bemühungen der ESC. „Die Nationale Herz-Allianz (NHA) und die DGK tragen dazu bei, indem sie politische Akteure einbinden, die Versorgung zwischen ambulanter und stationärer Medizin optimieren und eine strukturierte Datenbasis schaffen“, so Blankenberg. Dass ohne eine gute Datenbasis die Qualität weder gemessen noch gesteigert werden könne, unterstrich auch ESC-Präsident Prof. Thomas Lüscher, der den Mangel an verlässlichen, umfassenden Registern ebenfalls als die zentrale Herausforderung in der kardiovaskulären Versorgung bezeichnete. Sie seien notwendig, um Qualität, wissenschaftliche Analysen und medizinische Versorgung zu verbessern. Lüscher betonte die Relevanz von Veranstaltungen wie dem Herzmedizin-Summit, die den Austausch mit politischen Entscheidungsträgern stärken würden. Die Komplexität der politischen Gegenwart thematisierte wiederum Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow. Für ihn seien vor allem für ländliche Regionen Konzepte gefragt, die Strukturen für eine zuverlässige medizinische Versorgung neu schaffen. 

Bodo Ramelow spricht über die Gesundheitsversorgung im ländlichen Bereich.
© DGK / Thomas Rosenthal
Bodo Ramelow spricht über die Gesundheitsversorgung im ländlichen Bereich.

Daten intersektoral verantwortungsvoll nutzen

Für eine erfolgreiche und gleichzeitig verantwortungsvolle Datennutzung ist neben den gesetzlichen Voraussetzungen laut Prof. Jochen Maas, Vize-Präsident des House of Pharma & Healthcare und ehemaliger General Manager Sanofi R&D, eine enge Kooperation zwischen Patientinnen und Patienten, Kliniken, akademischer Forschung und Industrie notwendig. Die verschiedenen Akteure würden jeweils entscheidende Beiträge einbringen: klinische Daten aus der Versorgung, innovative Ideen aus der Wissenschaft und Umsetzungskompetenz aus der Industrie. Neben dem öffentlichen Nutzen wurden auch ethische Aspekte der Datennutzung bzw. des Datenschutzes wie Privatsphäre, Selbstbestimmung und Vertrauen in das Gesundheitssystem thematisiert. Da moderne Medizin stark datengetrieben sei, müssten Datenschutzprinzipien wie Datenminimierung und Zweckbindung sorgfältig gegen den gesellschaftlichen und medizinischen Nutzen abgewogen werden, erklärte Prof. Eva Winkler, Direktorin des Instituts für Medizin- und Datenethik der Universität Heidelberg. 

Chancen eines Primärarztsystems

Als weitere Chance für die Verbesserung der Versorgungsrealität wurde von den Teilnehmenden das Primärarztsystem gewertet. Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, betonte, dass ein verbindliches Primärarztsystem für Patientinnen und Patienten vor allem Orientierung in einem zunehmend komplexen Gesundheitssystem bieten würde. Viele Menschen würden sich mehr Steuerung wünschen. Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt sprach sich ebenfalls für die Einführung eines Primärarztsystems aus. Für die Zukunft halte er ein eng vernetztes, interdisziplinäres Versorgungsmodell für nötig. Chronisch kranke Menschen hätten häufig mehrere Erkrankungen gleichzeitig – hier brauche es eine abgestimmte Betreuung zwischen Haus- sowie Fachärztinnen und -ärzten, einschließlich gemeinsamer Leitlinienarbeit und verbesserter Kommunikation.

Eklatante Kosten erfordern Handeln

Die Krankenkassen leiden währenddessen weiter unter dramatisch steigenden Ausgaben. „Wir laufen Richtung 2027 in eine Lücke von 10 Milliarden Euro“, warnte Prof. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer. Die Barmer votiert deshalb stark dafür, ein Primärversorgungssystem zu etablieren, in welches die Pflegeberufe, MFAs und Physician Assistants integriert werden, um die Morbiditätslast einer alternden Gesellschaft künftig tragen zu können. Das größte Problem sieht er jedoch aktuell in der Verwässerung der Krankenhausreform: „Das ursprüngliche Ziel – mehr Qualität für Patientinnen und Patienten, mehr Effizienz im System – gerät damit komplett aus dem Blick.“ Um nun tatsächlich voranzukommen, müsse man nun vom Reden ins Handeln kommen, resümierte Dr. Regina Klakow-Franck, unparteiisches Mitglied des G-BA von 2012 bis 2018. Dabei würde es vor allem auch darum gehen, bereits bestehende Programme und Modellvorhaben aufzugreifen, in die Regelversorgung zu integrieren und endlich umzusetzen, statt das Rad neu zu erfinden.

 

Der Herzmedizin-Summit ist eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) für die Nationale Herz-Allianz (NHA). 

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