Kardiologen nach Ampel-Aus: Ziele des Gesundes-Herz-Gesetz müssen bestehen bleiben

Auch wenn das Gesundes-Herz-Gesetz nicht mehr zur Abstimmung gebracht werden kann, bleiben seine Ziele wichtig. Die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen muss weiterhin im Fokus der Gesundheitspolitik bleiben, mahnen DGK und die Fachgesellschaften als auch Partner der Nationalen Herz-Allianz.

Düsseldorf, 18. November 2024 – Nach dem Scheitern der Ampel-Koalition teilte Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) in einem Interview Anfang der Woche sein Bedauern mit, einige Gesetzesentwürfe nicht mehr zur Abstimmung bringen zu können. Sein Hauptaugenmerk liege nun darauf, die Krankenhausreform zu verabschieden. Andere Gesetzesentwürfe, darunter das „Gesundes Herz-Gesetz“ (GHG), das eine umfassende Reform zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland vorsah, könnten aktuell nicht weiterverfolgt werden.

Prävention und Früherkennung sind weiterhin wichtige Ziele

Dennoch bleibt die Bedeutung des Gesetzesentwurfs hoch: „Die Ziele des GHG sind nach wie vor von besonderer Wichtigkeit und Dringlichkeit“, sagt Prof. Holger Thiele, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK). „Auch wenn die besonderen politischen Umstände dazu geführt haben, dass der Gesetzesentwurf nicht zur weiteren Abstimmung gebracht wird, darf dies nur einen Aufschub der Adressierung kardiovaskulärer Prävention bedeuten, nicht aber ihr Scheitern.“

 

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland und tragen maßgeblich zu der vergleichsweise niedrigen Lebenserwartung hierzulande bei. Daher müssen ihre bessere Prävention und Früherkennung weiterhin wichtige Ziele der Gesundheitspolitik bleiben. Konkret betont die DGK Vorsorgeuntersuchungen zur Erkennung und Beratung bzgl. wichtiger vermeidbarer Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, Adipositas, Diabetes mellitus und Hypercholesterinämie. Ebenso kann die Umsetzung eines systematischen Screenings zur Erkennung einer genetisch-bedingten Familiären Hypercholesterinämie (FH) im Rahmen der U9- bis J11-Untersuchungen sinnvoll sein. Zudem muss die Herz-Kreislauf-Forschung noch deutlich stärker gefördert werden, auch das gehört zu einer erfolgreichen Prävention.

Nationale Herz-Kreislauf-Strategie sollte langfristiges Ziel sein

Langfristig sollte das Ziel der Aufbau einer nationalen Herz-Kreislauf-Strategie sein, wie man sie bereits sehr erfolgreich in anderen europäischen Ländern, allen voran Spanien, beobachten konnte. Dort wurde bereits 2007 eine nationale Herz-Kreislauf-Strategie etabliert. Seither stieg die durchschnittliche Lebenserwartung der Spanierinnen und Spanier um rund 3,5 Jahre.

 

Eine deutsche Variante sollte insbesondere die folgenden Maßnahmen beinhalten:

 

  • Stärkung der Verhaltens- und Verhältnisprävention
  • Lebensstilmodifikation für gesündere Ernährung und mehr Bewegung ab dem Kindesalter
  • Anerkennung von Nikotinsucht als Krankheit
  • Steigerung der Laienreanimationsquote

Momentum für Herzgesundheit nutzen

Für die DGK und die Nationale Herz-Allianz (NHA) bleibt positiv festzuhalten, dass Herzgesundheit noch nie eine so gute Sichtbarkeit in der Politik und der öffentlichen Wahrnehmung hatte, wie in den letzten Jahren. Auch wenn das GHG nun vorerst nicht verabschiedet wird, sollte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) Themen zur Verbesserung der Herz-Kreislauf-Gesundheit aufgreifen.

 

Die DGK und die NHA rufen die politischen Entscheidungsträger dazu auf, das Momentum, das die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekommen hat, nun nicht versiegen zu lassen. Für eine bessere Lebenserwartung der Deutschen muss die Herzgesundheit auf der Agenda bleiben.

Prof. Dr. Holger Thiele

Prof. Dr. Holger Thiele, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK)

 

Copyright: HKM / Ronny Kretschmer

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