Hintergrund und Zielstellung
Die Herzinsuffizienz gehört zu den zehn häufigsten zum Tode führenden Erkrankungen in Deutschland und kann durch das multimodale Programm der kardiologischen Rehabilitation (KardReha) effektiv behandelt werden.
In der aktuellen ESC-Leitlinie zur Behandlung der Herzinsuffizienz mit reduzierter LV-Funktion (HFrEF) wird zur medikamentösen Behandlung eine Vierfachtherapie bestehend aus ACE-Hemmern/ARNI, Betablockern, SGLT2-Inhibitoren und MRA empfohlen.
Im Rahmen der hier präsentierten Arbeit wurde untersucht, ob die empfohlene Vierfachtherapie als Bestandteil einer effektiven KardReha optimiert wird und wie sich diese Optimierung im Verlauf des 6-Monats-Follow-ups entwickelt.
Methoden
Nach Votum durch die Ethikkommissionen und nach schriftlicher Einverständniserklärung wurden Patienten/Patientinnen mit der Diagnose HFrEF im Zeitraum 2019-2021 in fünf deutschen Rehabilitationseinrichtungen prospektiv eingeschlossen. Das Projekt wurde von der Firma Novartis Pharma GmbH unterstützt, die Clinical Trials.gov-ID war NCT04181866. Für die vorliegende Analyse wurde der Fokus auf die Vierfachtherapie gelegt.
Die Baseline-Variablen wurden deskriptiv analysiert und die Medikamente der Vierfachtherapie im Verlauf als relative Häufigkeit ausgewiesen. Zum Vergleich der Anteile der Vierfachtherapie bei Aufnahme, Entlassung und 6-Monats Follow-up wurden McNemar-Tests zur Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% durchgeführt.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 234 Patienten/Patientinnen rekrutiert, nur ca. 20% kamen mit der Hauptdiagnose HFrEF zur Rehabilitation. Das mittlere Alter betrug 63,4±10,6 Jahren und 78% waren männlich. Die mittlere LVEF betrug 31±8% bei Aufnahme und 36±10% bei Entlassung.
Die Patienten/Patientinnen waren bei Aufnahme mittels 94% Betablockern, 100% Angiotensin-wirksame Medikamenten (hiervon ACE-Hemmer 29%, ARBs 23%, ARNI 49%), 70% MRA und 34% SGLT-2-Hemmern behandelt. Bei Entlassung/nach sechs Monaten Follow–up wurde die Medikation intensiviert: Betablocker 96%/96%, ACE-Hemmer 22%/21%, ARBs 27%/25%, ARNI 64%/67%, MRA 73%/70%, SGLT-2-Hemmer 45%/50% (Abbildung 1).
Der Anteil der mit Vierfachtherapie behandelten Patienten/Patientinnen betrug 27,1% bei Aufnahme, 38,0% bei Entlassung und 37,3% sechs Monate nach Entlassung aus der KardReha (p=0,002 Aufnahme vs. Entlassung, p=0,067 Aufnahme vs. Follow-up, p=0,998 Entlassung vs. Follow-up) (Abbildung 1).
Diskussion
In Deutschland werden nur wenige Patienten/Patientinnen mit der Hauptdiagnose Herzinsuffizienz rehabilitiert. Dies widerspricht der aktuellen ESC-Guideline, die die KardReha mit einer Klasse IA bei dieser Erkrankung empfiehlt. Die vorliegende Analyse zeigt die Effektivität der KardReha bei HFrEF in Bezug auf eine signifikante Steigerung der Vierfachtherapie zwischen Aufnahme und Entlassung. Diese Steigerung blieb im Verlauf des sechsmonatigen Follow-ups stabil.
Abbildung 1
