STEMI-Patienten mit Out-Of-Hospital Cardiac Arrest (OHCA):  Direktübergabe im Katheterlabor verbessert Prognose

Hintergrund: Das Konzept der akuten perkutanen Koronarintervention (PCI) stellt bei STEMI-Patienten mit Out-Of-Hospital Cardiac Arrest (OHCA) eine besondere Herausforderung dar. Neben der „Rund um die Uhr“-Verfügbarkeit des Katheterlabors (HKL) müssen strukturelle und organisatorische Voraussetzungen erfüllt sein, wie die Bereitstellung von Personal mit intensivmedizinischer Erfahrung sowie die Gewährleistung einer suffizienten intensivmedizinischen Behandlung. Es stellt sich die Frage, ob auch bei STEMI-Patienten nach OHCA die Direktübergabe (DÜG) im HKL durch den Rettungsdienst hinsichtlich der Prognose von Vorteil ist.

 

Methodik: In dem bundesweiten FITT-STEMI-Netzwerk erfolgt seit vielen Jahren eine standardisierte Dokumentation mit systematischem Feedback der Behandlungsergebnisse. An den Teilnahmekliniken werden alle Patienten mit der Diagnose STEMI und einer Symptomdauer <24 h eingeschlossen. In der aktuellen Analyse wurden bei STEMI-Patienten mit OHCA die Auswirkungen einer dokumentierten Übergabe durch den Rettungsdienst direkt in das Katheterlabor (DÜG) untersucht. 


Ergebnisse:
Bis Oktober 2023 wurden in FITT-STEMI insgesamt 58.024 Patienten mit akutem STEMI eingeschlossen, davon waren 5.409 (9,3 %) prä-hospital mechanisch reanimiert worden. In der Gruppe der STEMI-Patienten mit Primärtransport durch den Rettungsdienst lag der Anteil der OHCA bei 11,4 % (5.032/44.180 STEMI). Bei 51 % der STEMI-Fälle mit OHCA (2.575/5.032 OHCA) erfolgte die Übergabe durch den Rettungsdienst direkt im Katheterlabor unter Umgehung der Notaufnahme. Bei Patienten mit DÜG war die mittlere Contact-to-balloon-Zeit (C2B) im Vergleich zu OHCA ohne DÜG um 42,6 min verkürzt und die Door-to-balloon-Zeit war im Mittel um 43,8 min reduziert. Die Krankenhaussterblichkeit war mit 35,4 % (911/2.575) bei OHCA mit DÜG versus 43,5 % (1068/2.455) bei OHCA ohne DÜG signifikant um absolut 8,1 % reduziert (p<0.001). 
Die Hospital-Sterblichkeit war bei STEMI-Patienten mit OHCA und Primärtransport, die innerhalb von 90 min nach Erstkontakt mit PCI behandelt werden konnten (C2B ≤90min), hochsignifikant auf nahezu die Hälfte reduziert (23,0 % (277/1206) bei C2B ≤90 min vs. 42,6 % (1272/2989) bei C2B >90 min, p<0.001).


Schlussfolgerungen: 
Die Reperfusion der Koronararterie innerhalb von 90 min nach Erstkontakt verbessert bei reanimierten STEMI signifikant die Prognose. Als Basis für eine schnellstmögliche Rekanalisation ist die Direktübergabe im HKL durch den Rettungsdienst anzustreben. Der Zeitgewinn durch Direktübergabe geht bei reanimierten STEMI-Patienten mit einer erheblichen Prognose-Verbesserung einher.