Mechanische Thrombektomie der Lungenarterienembolie -mit dem FlowTriever System in Deutschland – Erste Ergebnisse einer multizentrischen retrospektiven Analyse

Hintergrund: Die Lungenarterienembolie (LAE) ist seit Jahrzehnten mit einer unverändert hohen Mortalität von ca. 10 % in der intermediär-hohen und 25-85% Mortalität in der Hochrisikoklasse assoziiert. Daher wurden verschiedene interventionelle Verfahren zur Behandlung der Lungenarterienembolie entwickelt. Die mechanische Thrombektomie (MT) mit dem FlowTriever System (Fa. Inari, Irvine, CA, USA) ist eine Therapieoption, die seit 2021 auch in Europa zur Behandlung akuter LAE mit intermediär-hohem oder hohem Risiko zur Verfügung steht. Bisher wurden neben den großen Zulassungsregistern (FLASH und FLARE), die hauptsächlich in den USA rekrutierten, im europäischen Raum nur monozentrische Arbeiten veröffentlicht. Die vorliegende Studie analysiert die klinischen Ergebnisse der MT mit dem FlowTriever-System in sechs deutschen Zentren.

Methodik: In einer multizentrischen, retrospektiven Analyse wurden die prospektiv erhobenen Daten von Patienten mit akuter Lungenembolie ausgewertet, die in sechs spezialisierten deutschen Behandlungszentren zwischen Juli 2021 und September 2024 mit dem FlowTriever-System therapiert wurden. Das primäre Outcome wurde definiert als die Erfolgsrate der Thrombektomie (erfolgreiche Aspiration von Thromben und die Verbesserung der Hämodynamik). Sicherheitsendpunkte waren Blutungen jeder Art, Transfusionen und rezidivierende LAE. 

Ergebnisse: Insgesamt wurden 232 Patienten an sechs Zentren analysiert, das mittlere Alter der Patienten war 64,8 Jahre (gesamte Altersspanne: 21-92 Jahre), 50% der Patienten waren weiblich. Ein Großteil der Patienten (71%) hatte ein intermediär-hohes Risiko (71%) und 26% hatten ein hohes Risiko entsprechend der ESC-Risikostratifikation. 8,6% der Patienten wurden vor der Thrombektomie kardiopulmonal reanimiert und 3% erhielten präinterventionell eine ECMO-Unterstützung.

Bei 86,4% der Patienten konnten erfolgreich Thromben aspiriert werden. Das pulmonalarterielle Druckniveau konnte gesenkt werden (PAPmean (invasiv) präinterventionell 32,2 ±8,9 vs. postinterventionell 23,7±7,2 mmHg, p< 0,001; Abbildung 1). Auch die Ruheherzfrequenz nahm ab (mittlere Herzfrequenz 100/min (± 21,2) präinterventionell vs. 76/min (±12,3) postinterventionell, p<0,001). Die Mortalität lag im Gesamtkollektiv bei 8,7% (17/194 Patienten, davon 11 Hochrisiko-Patienten). Als Todesursache wurde bei sechs Patienten ein akutes Rechtsherzversagen und bei einem Patienten ein LAE-Rezidiv unabhängig von der Prozedur dokumentiert. Prozedur-assoziierte Todesfälle wurden nicht festgestellt. Eine (0,4%) prozedurale Lungenblutung am ehesten aufgrund einer Drahtperforation bei Zustand nach Bestrahlung bei Mamma-CA vor >20 Jahren wurde beobachtet und konnte konservativ behandelt werden. Darüber hinaus wurde eine paradoxe Embolie mit konsekutivem ischämischem Schlaganfall bei zuvor nicht bekannten offenen Foramen ovale festgestellt mit einem schlussendlich restitutio ad integrum Verlauf. 

Schlussfolgerung: Die MT mit dem FlowTriever-System bei Patienten mit akuter LAE zeigt hohe Erfolgsraten mit wenigen Komplikationen und scheint eine vielversprechende Alternative zur alleinigen Antikoagulation bei intermediär-hoch Risiko Patienten oder zur systemischen Thrombolysetherapie bei Hoch-Risiko Patienten darzustellen. 

Abbildung 1: Veränderung des invasiv gemessenen mittleren pulmonal-arteriellen Mitteldruckes (mPAP) von prä- zu postinterventionell.