Hintergrund
In Deutschland werden, verglichen mit anderen europäischen Ländern, ganz überwiegend Defibrillatoren zur kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) eingesetzt. Dabei wird in der Literatur eine erhöhte Komplikationsrate für CRT-Defibrillatoren (CRT-D) im Vergleich zu CRT-Schrittmachern (CRT-P) beschrieben. Mit der Analyse der Qualitätssicherungsdaten des Landes NRW sollte überprüft werden, ob sich die Komplikationen (K) zwischen CRT-P und CRT-D unterscheiden.
Methoden
Die Daten aller Erstimplantationen eines CRT-P oder CRT-D Systems in NRW zwischen 01.01.2010 und 31.12.2020 wurden im Hinblick auf peri-/postoperative K wie Pneumothorax, Hämatothorax, Perikarderguss, Taschenhämatom, Wundinfektion und Elektrodendislokation/-dysfunktion analysiert. Es wurden Gesamt- und Einzel-K zwischen CRT-P und CRT-D verglichen und Unterteilungen in Geschlechts- und Altersgruppen durchgeführt, um die Risikofaktoren für erhöhte K-Raten zu erkennen.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 22.904 Pat.-Daten analysiert, 4.425 mit CRT-P (19%) und 18.479 mit CRT-D (81%) Systemen. Pat. mit CRT-P waren unabhängig vom Geschlecht signifikant älter (im Mittel 76J) als Pat. mit CRT-D (69J). Für die Gesamtheit der K fand sich kein statistisch signifikanter Unterschied (2,1% CRT-P vs. 2,2% CRT-D, p=0,355). Bei der Altersanalyse fand sich in der Gruppe der >80-jährigen ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen CRT-P-Pat. mit 1,6% und CRT-D-Pat. mit 2,6% (p=0,043). Im Geschlechtervergleich hatten Frauen in der CRT-D Gruppe eine signifikant höhere K-Rate (2,6% vs. 2,1%, p=0,031), die sich als altersabhängig zeigte. Währen der Unterschied in der Gruppe der <59-jährigen nicht signifikant war (2,0% vs. 1,7%, p=0,566), nahm er mit zunehmendem Alter zu und betrug in der Gruppe der >80-jährigen bei Frauen 2,7% und bei Männern 2,0% (p=0,013). Ein kombinierter Zugangsweg (mehr als ein Gefäß benutzt) zeigte eine erhöhte K-Rate von 2,3% in der CRT-D-Gruppe im Vergleich zu 1,5% in der CRT-P Gruppe (p=0,046), wobei Frauen hier die größten Unterschiede aufwiesen (1,2% bei CRT-P vs. 2,9% bei CRT-D, p= 0,011) und sich signifikant von den Männern mit 2,1% vs. 2,9% bei Frauen unterschieden( p=0,043). Bei Analyse der einzelnen Komplikationen war das Taschenhämatom mit 0,045% in der CRT-P Gruppe signifikant niedriger als in der CRT-D Gruppe mit 0,20% (p<0.005). Beim Pneumothorax zeigte sich im Gruppenvergleich zwischen CRT-P und CRT-D kein statistisch signifikanter Unterschied, aber im Vergleich der Geschlechter hatten Frauen signifikant mehr Pneumothoraces in der CRT-D Gruppe als Männer (0,9% vs. 0,4%, p<0,001). Auch bei den Perforationen (Kombination aus Perikarderguss und/oder Hämatothorax) waren die K bei Frauen mit 0,4% doppelt so hoch wie bei Männern mit 0,2% (p=0,040). Bei den Sonden-K fand sich in der CRT-D Gruppe bei Frauen mit 1,1% eine Verdoppelung gegenüber der CRT-P Gruppe mit 0,5% (p= 0,04).
Zusammenfassung
Für die Gesamtheit der K fand sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen CRT-P und CRT-D. Allerdings zeigten ältere Patienten (>80 J) und Frauen eine erhöhte K-Rate unter CRT-D, diese in Abhängigkeit vom Alter, vom Zugangsweg, beim Pneumothorax, bei der Perforation und bei Sonden-K. Deshalb muss bei älteren Patienten und bei Frauen die Indikation besonders sorgfältig gestellt und ggf. bevorzugt ein CRT-P System implantiert werden.